HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Engelapotheke: Gebäudesicherung beschlossen – Nutzung neu diskutieren

BildDie Stadtverordneten besichtigten am 09. und 10. Januar 2017 den Stand der Bauarbeiten der Engelapotheke. Am 11. Januar 2017 tagten der Haupt und Finanzausschuss und der Bauausschuss gemeinsam über den weiteren Baufortgang der Engelapotheke. Die Sanierung wird teurer, als bisher genannt.

 

Das Kulturdenkmal der ehemaligen Engelapotheke kann weder so stehen gelassen, noch abgerissen werden. Für den Museumstraum fehlt das Geld, trotz Fördergelder aus dem EU-Leader-Programm. Es bleibt nur die Sicherung des Gebäudes und eine neue Diskussion über die spätere Nutzung.

Erfreulich ist diese Entwicklung zur realistischen Sichtweise, bedauerlich ist, dass wieder im alten Stil informiert wurde.

Bei den Besichtigungen und bei den Ausschüssen gab es wieder keine Unterlagen über Bau-Schäden, Kosten und Finanzierung – nur mündlich wurde berichtet. Auf diese Weise wird es zum nächsten Kostenchaos kommen, wie vorher im Jugendzentrum und im Ärztehaus.

Wieder das Spiel mit dem Zeitdruck

Bei der Haushaltsberatung und Beschlussfassung der Stadtverordnetenversammlung am 17. Dezember 2016 erfolgte der Beschluss über den Haushalt 2017.

Es ist unwahrscheinlich, dass die umfangreichen Schäden zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt waren. Nur wenige Tage nach dem Beschluss des Haushalts 2017, kurz vor Weihnachten, wurden die Stadtverordenten per Email über die gemeinsamen Ausschussitzung am 11. Januar 2017 informiert.

In der Sitzung der Ausschüsse am 11.1. sagte der Bürgermeister, Angebote von Handwerksbetrieben seien bereits eingegangen.
Handwerksbetriebe brauchen aber Zeit, ihr Angebot zu kalkulieren. Der Architekt muss die Auschreibung für die Sanierung vorher erarbeitet und an Handwerksbetriebe verschickt haben. Also war schon vor Wochen der Umfang des Schadens und damit der Kosten bekannt.
Diese Kosten wurden bei der Haushaltsberatung verschwiegen.

Es ist also wieder nichts mit der versprochenen Transparenz, nicht einmal mit einer ordnungsgemäßen Kultur der städtischen Selbstverwaltung.
Ein Tag vor der Magistratssitzung wurde zu einer Sondersitzung eingeladen, auf der nichts beschlossen wurde. Die Stadtverordneten wurden nur mündlich informiert, bzw." in Kenntnis gesetzt".

BildSchadenskartierung nicht vorgelegt

Weder bei der Baustellenbesichtigung, noch bei der gemeinsamen Sondersitzung der Ausschüsse, wurde eine Schadenskartierung vorgelegt. Auf Befragung wurde sie für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht gestellt.
Ohne eine ordnungsgemäße Schadenskartierung kann der Umfang der Arbeit und somit die Höhe der Kosten nicht ermittelt werden.
Seit 25 Jahren lernen Architekten und Restauratoren, wie eine Schadenskartierung auszusehen hat.
Entweder ist bisher keine Schadenskartierung angefertigt worden, oder der Schadensumfang wird verschwiegen.
Sollte keine Schadenskartierung vorliegen, dann wären Grundlagen für die Ausschreibung nur geschätzt und damit sehr wahrscheinlich lückenhaft. Das bietet den Bauunternehmen Spielraum für Nachforderungen, die der Stadt teuer zu stehen kommen können.

Schon bei dem Jugendzentrum überstiegen die Kosten die vorher genannten Ansätze. Der Stadtverordnete Peter Dewald (CDU) forderte damals ein Kosten-Kontrollsystem. Bis heute ist ein solches System nicht eingerichtet.

"Gemeinsam mit Herrn Dewald und den Abteilungsleitern der Verwaltung wurden verschiedene Ansatzpunkte für die Einführung eine erweitern Internen Kontrollsystem (IKS) erörtert. Eine Umsetzung wird angestrebt." (Tischvorlage zur Stadtverordnetenversammlung 17.Nov.2016)

In der Dezembersitzung ist dieser Auftrag an den Magistrat in dem Verzeichnis der nicht abgearbeiteten Beschlüsse nicht mehr enthalten.

(Zeichnung: Zeichnung aus Dokumentation von Untersuchungen und Maßnahmen an Kulturdenkmälern, Gerwin Stein, 2009 Johannisberger Arbeitsblätter.)

BildKosten und Finanzierung

In der gemeinsamen Ausschussitzung nannte Bürgermeister Dr. Ritz die folgenden Zahlen:

862.920,40 Kostenangaben Architekt Köhne
35.700,00 Abriss des Anbaus
180.000,00 Erschließung mit Treppenhaus und Aufzug vom Gebäude des Bauamtes aus.

1.042.920,40 Gesamtkosten für Sanierung und Innenausbau

Bisher seien 337.729,78 Euro ausgegeben worden, bleiben noch 705.190,62 Euro.
Diese Gelder werden allein für die Sanierung benötigt. Für Innenausbau ist nichts mehr übrig.

Bei diesen Zahlen – die nur mitgeschrieben werden konnten, ist nicht ersichtlich – was damit jeweils schon bezahlt wurde und wie sich die Kosten auf die verschiedenen Arbeiten und Honorare aufteilen.

Die Fördermittel aus dem EU-Leader-Programm sind nur für den Innenausbau der beiden Kulturprojekte der Vereine bewilligt worden, nicht für die Baukosten. Die Leadermittel stehen also für die Sanierung nicht zur Verfügung.

Aus der Kostenermittlung des Architekten Köhne ist ersichtlich, dass keine Positionen für die Schadensermittlung ausgewiesen wurden. Die angesetzten Baukosten entsprechen nicht dem vorgefundenen Bauzustand und dem sich daraus ergebenden Sanierungsaufwand. Siehe Kostenermittlung

Architektenauftrag und Vertragserfüllung

Die Stadtverordnetenversammlung beschloss am 24.9.2015:

"Der Architekt Harm Köhne, Büro WAS, Kassel, wird beauftragt, eine genehmigungsfähige Planung und eine detaillierte Kostenaufstellung für den Umbau des Gebäudes Marktplatz 16, auf der Basis des von ihm am 7. September 2015 vorgelegten Konzeptes, zu erarbeiten. Die Kosten für diese Planung (LP 1-3 betragen, gemäß Honorarangebot vom 31. August 2015 16.442,19 €. "

Wer hat diese Architektenleistung von Seiten der Stadt abgenommen?
Wer hat diese "detaillierte Kostenaufstellung" in der Stadtverwaltung als vertraglich Leistung akzeptiert?
Hat jemand im Bauamt diese Wert wenigstens auf Plausibilität geprüft?

Wer übernimmt die Verantwortung?

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