HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Anforderungen an ein Einzelhandelskonzept

BildDer Entwurf des Einzelhandelskonzepts für Homberg liegt aus. Bis zum 8. September 2016 können Einwände vorgebracht werden.

Der Sinn eines Einzelhandelskonzeptes
Der Handel hat sich in der Vergangenheit vom kleinen Einzelhändler zu immer großflächigeren Supermärkten und Einkaufszentren umstrukturiert.
Der großflächige Einzelhandel hat sich auf der "grünen Wiese" am Rand der Städte ausgebreitet, im Innenbereich stehen viele Läden leer.

Erst mit dem neu geschaffenen Instrument des Einzelhandelskonzepts im Baurecht kann eine Kommune gegensteuern, und die bestehenden Einzelhandelslagen schützen.

Die Einzelhandels-Situation in Homberg
In Homberg ist der Strukturwandel mit Verlagerung weitgehend abgeschlossen, die verbliebenen Einzelhändler in der Innenstadt planen keine Standortveränderung. Es gibt nicht mehr viele Einzelhändler in der Stadt, die geschützt werden können. Mit dem geplanten Einkaufszentrum auf dem Ulrich-Areal werden diese verbliebenen Einzelhändler bedroht. Mit "Marktaustritten" muss gerechnet werden, schreibt die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA).

Die Mehrheit der Stadtverordneten hat eine Verlagerung unterstützt, indem sie dafür das Baurecht geschaffen hatten.  Lidl und der Herkulesmarkt konnten erweitert werden. Gleichzeitig wollten diese Stadtverordneten 2003 ein Einkaufszentrum in der  Altstadt, Marktplatz-Ost.

Homberg hat überdurchschnittlich viel Verkaufsfläche
Es gibt keinen Bedarf an neuen Supermärkten. Auch das schreibt die GMA in ihren Studien zum Einzelhandel sowohl 2011 als auch 2016.

Drei Konzepte wurden seitdem verfolgt, keines davon kamen zum Tragen.

2003 Marktplatz Ost 1.0  > Plan Parkdeck Holzhäuser Straße > AUS
2011 Marktplatz Ost und Obertorstraße 2.0,  > Auftakt zum Kommunalwahlkampf > AUS
2012 Marktplatz Ost Marktpassage 3.0 > aufgegeben > AUS

2015 Einkaufszentrum Ulrich-Areal 4.0 > ??
 

Die GMA stützte diese Vorhaben, indem sie 2011 ein Einzelhandelskonzept entwarf, mit dem Marktplatz-Ost begründet werden sollte.

Mit einem vierten Entwurf soll jetzt versucht werden, ein Einkaufszentrum auf dem Ulrich-Areal zu etablieren. Wieder hat die GMA einen Entwurf eines Einzelhandelskonzeptes geliefert, um diesen Standort zu begründen. Gleichzeitig sieht sie nur eine Chance, wenn Betriebe sich wieder in die Innenstadt verlagern. Diese Tendenz ist nicht zu erkennen.

Für Homberg kommt das Einzelhandelskonzept zehn Jahre zu spät.
Der jetzt offengelegte Entwurf genügt in vielen Punkten nicht den Anforderungen an ein solches Konzeptes.

Mit einem Einzelhandelskonzept muss auch die Auswirkung auf die Nachbarkommunen geregelt werden, um auch deren Einzelhandel zu schützen. Das ist im Entwurf der GMA nicht geschehen. Die GMA will Kaufkraft aus den umliegenden Kommunen abschöpfen.

 

BildAnforderungen an ein Einzelhandelskonzept

"Aus den folgenden Ausführungen ist ersichtlich, dass Einzelhandelsgutachten mit einer Vielzahl an teilweise sehr komplexen Methoden und Annahmen arbeiten müssen, die oftmals für Laien und teilweise auch Experten nur schwer verständlich sind. Ihre Kenntnis ist aber gerade für die Entscheidungsträger bzw. Plangeber vor Ort wichtig."

"Aus rechtlicher Sicht ist darauf zu achten, dass Verträglichkeitsgutachten keine Lücken aufweisen, nicht in sich widersprüchlich sind und nicht von falschen Voraussetzungen ausgehen."

Welche Anforderungen ein Einzelhandelskonzept erfüllen muss, hat die Akademie für Raumforschung und Landesplanung in einem längeren, lesenswerten Beitrag veröffentlicht.

Die folgenden Zitate aus dieser Ausarbeitung zeigen, wo die Mängel des vorgelegten Entwurfs der GMA für Homberg liegen:

"Es kann hier nicht genug betont werden, dass der Abgrenzung des Einzugsbereichs im Rahmen eines Verträglichkeitsgutachtens eine wichtige Rolle zukommt, kann sie doch erhebliche Auswirkungen auf das Ergebnis der abzuschätzenden Kaufkraft- bzw. Umsatzumlenkungen haben. … Die Abgrenzung der Einzugsbereiche sollte daher sorgfältig erfolgen und die gewählte Vorgehensweise nebst verwendeten Parametern transparent dargestellt werden."

"Auch andere Schätzansätze, wie z. B. ökonometrische Modelle, in denen ein möglicher Zusammenhang zwischen der Kaufstromumlenkung und den ihn beeinflussenden (unabhängigen) Variablen mit statistischen Methoden geschätzt wird, sind häufig von den Adressaten der Verträglichkeitsgutachten nur schwer nachvollziehbar. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Gutachter das Berechnungsmodell und seine Annahmen für die politischen Entscheidungsträger und die betroffene Öffentlichkeit so transparent wie möglich darlegen."

Der Schwellenwert basiert auf den Ergebnissen einer Langzeitstudie der GMA aus den 1990er Jahren über die Konsequenzen der Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben in Baden-Württemberg (Vogels, Holl, Birk 1998).24 Allerdings haben die Gutachter selbst die Anwendung pauschaler Schwellenwerte auf der Grundlage ihrer Studie abgelehnt, da ihre Ergebnisse letztlich auf Einzelfallprüfungen beruhen und keine Allgemeingültigkeit besitzen.

Die Ermittlung der Kaufkraftumlenkungen basiert auf einem Modell, das viele Annahmen und Ungenauigkeiten bei der Abbildung der Realität enthält. Vor diesem Hintergrund können negative Auswirkungen bereits bei Kaufkraftumlenkungen von weniger als 10 % auftreten, möglicherweise aber auch erst darüber (Schmidt-Illguth 2010: Folie 12).

Abschließend ist festzuhalten: Einzelfallbezogene Verträglichkeitsgutachten sollen sich nicht ausschließlich auf einen mehr oder weniger festen mathematischen Schwellenwert für Umsatz- bzw. Kaufkraftumlenkungen stützen. Nur mathematisch lässt sich nicht begründen, ob sich ein Einzelhandelsvorhaben negativ auf die Ansiedlungsgemeinde und benachbarte Gemeinden auswirkt oder nicht.

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25 Kommentare zu “Anforderungen an ein Einzelhandelskonzept”

  1. Mister X

    Herr Schnappauf,

    Ihre Bemühungen für eine lebendige Altstadt in Ehren.

    Wer von den verbliebenen Einzelhändlern hat noch die Kraft, sich gegen die Negativentwicklungen der vergangenen Jahre mit Einsprüchen zur Wehr zu setzen? Ein Geschäft schließt nach dem anderen.

    Das Ende der Einzelhändler in der Altstadt ist absehbar. Das ist die bittere Wahrheit.

    Wagner (Drogerie ) will verkaufen, Thiele wird in absehbarer Zeit aus Altersgründen aufhören, unser türkisches Restaurant am Marktplatz bietet demnächst ein reduziertes Angebot an, da die Hauptgeschäftsinteressen nach Kassel verlegt werden, Frisör Schaller hat in der Untergasse geschlossen, Lotto-Wagner/Braune kämpft ums Überleben. Ich halte ihm die Treue, obwohl ich nicht in der Altstadt wohne.

    Wie sagte einst Gorbatschow, wer zu spät kommt …..

    Und bedenken Sie, auch die kleinen Läden im neuen EKZ sollen/wollen  vermietet werden (…)

    Vielleicht noch Fielmann oder Apollo im neuen EKZ unterbringen und schon werden unsere ortsansässigen Optiker ins Schleudern geraten.

    Sollte es anders kommen, freue ich mich für unsere Homberger Einzelhändler!

    Allein, mir fehlt der Glaube.

  2. Mister X

    Ach ja,

    bin ich nun ein Besserwisser, Nörgler, Ewiggestriger oder gar ein Heini?

  3. Scherzbold

    Wenn "Schnappi" irgendwann seinen Blog schließt, regiert sich`s ungeniert in Homberg…

    VIELE wird es freuen, EINIGE werden es bedauern!

    Und auf Frau Yüce kommt dann viel Arbeit zu.

    Bisher lese ich täglich die Printausgabe der HNA. Hintergrundwissen über die Homberger Politik hole ich mir im Homberger Hingucker. Bei ca. 500 Lesern täglich, in der Spitze bis zu 1000, bin ich allerdings nicht allein.

  4. Erwin

    Zu 2

    Ja, das trifft auf sie zu.

    Wo sind denn die Einzelhändler in all den vergangenen Jahren geblieben mit ihren Aktivitäten wie z.B. Geschäftserweiterung, Renovierung, Angebotserweiterung, sich darstellen auf Veranstaltungen, Präsentation usw. Jetzt ist der Jammer groß. Einkaufen muss Spass machen in Homberg. Es gibt nur sehr wenige Ladenbesitzer die das erkannt haben.

    Als Bürger und Verbraucher bin ich nicht verantwortlich in der Geschäftsführung eines Ladens.

    Ich kaufe nach wie vor in Homberg ein, alle neu hinzugekommen Läden mit eingeschlossen. Ob Fielmann, Apollo, Aldi, Rewe oder Herkules.

    Konkurenz belebt das geschäft. Also nicht jammern.

  5. Mama Hübner

    Wenn ich nun hier mit großem Bedauern lesen muß, wer in Homberg seine Geschäfte schließt, verkauft oder um`s Überleben kämpfen muß, dann verstehe ich immer weniger, warum man sich nicht verstärkt um ein Konzept für die Innenstadt bemüht, um die kleinen Geschäfte zu halten und/oder neu zu beleben. Man glaubt immer noch, dass die Kunden, die ihre Lebensmittel im Ullrich-Areal gekauft haben auch noch zum Marktzplatz hüpfen? Ich glaube einfach nicht daran, dass auf diese Weise eine Belebung/Wiederbelebung stattfinden wird. Und ganz im Ernst….?! Das scheint die Planungsgruppe auch nicht zu glauben….

    Zitat:…einige werden auf der Strecke bleiben….

    Die jetzt noch verbleibenden Geschäfte haben es mehr als verdient, dass man sie "ehrlich" unterstützt!!!!

  6. skeptiker

    Man liest hier immer wieder, dass das was geplant wird nicht gut, nicht richtig, oder der falsche Ansatz sei. Erst wurde angenommen, die Altstadt muss Autofrei werden. Man hat es Probiert, gähnende Leere. Gegner wurden lauter. Fahren und parken ist wieder erlaubt, großartige Änderung brachte das nicht mit sich, Geschäfte stehen immer noch leer oder vermehren sich nicht. Parkgebühren lassen Altstadt ausbluten. Seit Februar hat sich am Verkehr, Parkplätzen oder Fußgängern nichts geändert. Jetzt steht ein Innenstadt nahes Gelände zum Verkauf. Nehmen wir an, die Stadt hätte abgelehnt. Was ändert das in der Altstadt? Die Flächen sind seit Jahren frei und kaum Interessenten da, weil die Läden zu klein & sanierungsbedürftig sind oder schlecht für Lieferverkehr erreichbar sind. Wie soll sich dann was ändern? Der hingucker hat ein Talent zu zeigen was nicht stimmt, besser lauf muss oder geändert werden dollte. Dann erwartet man aber auch eine Alternative, weitere Möglichkeiten oder Optionen zum Thema Innenstadt. Ein Gutachten kann ich mir auch durchlesen, feststellen das es stimmt aber eine Lösung fällt mir trotzdem nicht ein und jammern wie gemein die große weite Welt ist 

  7. Mitgucker

    ….dann verstehe ich immer weniger, warum man sich nicht verstärkt um ein Konzept für die Innenstadt bemüht, um die kleinen Geschäfte zu halten und/oder neu zu beleben.

    Das wäre die Aufgabe eines kompetenten Stadtmarketing welches nicht vorhanden ist.

  8. T. Chris

    "unser türkisches Restaurant am Marktplatz bietet demnächst ein reduziertes Angebot an, da die Hauptgeschäftsinteressen nach Kassel verlegt werden"

    Ist das gesichert oder nur ein Gerücht?

  9. Mama Hübner

    Das ist wahr.

    Stadtmarketing umfasst ein sehr großes Aufgabenspektrum. Unter anderem die Verbesserung der Standortbedingungen der ansässigen Geschäfte, die Steigerung der Atraktivität des Stadt,- und Einkaufsstandortes, Aufbau/Korrektur und Pflege des Stadtimages. Auch das Schaffen und Erhöhen eines überregionalen Bekanntheitsgrades ist Aufgabe des Stadtmarketings. Steigerung der Zufriedenheit(damit sind sicherlich beide Seiten gemeint:Kunden/Verkäufer) und die Kundenbindung. Aber um nur die oben genannten Punkte auszuarbeiten (das Aufgabengebiet ist weitaus größer als gerade beschrieben) und  ein langfristiges Konzept aufzustellen , bedarf es sicherlich einiger Kenntnisse, wie man diese Probleme  bewältigen kann.

  10. Anneliese

    Felber ist auch nach Fritzlar ausgewandert!

    Der Staubsaugerladen auf dem Marktplatz auch!

  11. Hans-Erwin Schnabel

    Zu:2 Mister X

    Sie sind weder ein Nörgler noch ein Besserwisser, aber ein Realist. Auch ich freue mich über jeden Einzelhändler, der eine Zukunft in unserer Altstadt hat.

  12. Termin Ator

    Ich möchte auf den Brief eines BlogLesers aufmerksam machen der Ende  Juni 2015 zu lesen war.
    https://www.homberger-hingucker.de/?p=17141

  13. Frustrierter

    @ Skeptiker

    Ich frage mich, warum die Besitzer von offensichtlich nicht mehr vermietbaren Läden diese nicht in Wohnraum umwandeln. Die Bauzinsen sind bekanntlich auf einem historischen Tief.

    Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.

    Die Fritzlarer Mietschraube dreht und dreht sich nach oben. Vielleicht eine Chance für Homberg?

  14. Mister X

    @ Erwin

    Ihr Eingangssatz stimmt schon ein wenig traurig. 🙂

    Meine Empathie für die Homberger Einzelhändler will ich nicht leugnen (…)

    Verpasste Geschäftserweiterungen und Renovierungen…

    Die Frage sei erlaubt, lag dies an mangelnden Umsätzen/Gewinnen oder sind allein eigene Versäumnisse dafür verantwortlich.

  15. Termin Ator

    Frustrierter

    "Die Fritzlarer Mietschraube dreht und dreht sich nach oben. Vielleicht eine Chance für Homberg?"

    Warum dreht sie sich denn nach oben und warum geht man nicht gleich nach Homberg?

  16. comment

    An 13

    endlich einer der die Zukunft erkennt

  17. Distanzbetrachter

    Zu 6) Skeptiker u.a.

    Es gilt bei der Bewertung der Sachaussage „Anforderungen an ein Einzelhandelskonzept“ von Delf Schnappauf, die Feststellungen zu treffen, dass dieser Status Quo-Zustand das Ergebnis einer seit mehr als 10 Jahren stehen gebliebenen wirtschaftlichen Entwicklung ist. Würde ich jetzt ganz sarkastisch dies mit kirchlichen Worten ausdrücken, so wäre der Bereich des Marktplatzes „der Hort der verlorenen Seelen…“

    Viele der alt eingesessenen Geschäftsleute wurden vom Trend der Zeit einfach überrollt, und waren, bei Erkennen der sich anbahnenden Schwierigkeiten, nicht in der Lage, mit finanziellem Eigenaufwand, den für sie negativen Auswirkungen entgegen zu wirken.

    Kredite…? Nein, Danke, Basel 2  und Basel 3 sagen : NEIN !

    Die Versprechen, die man ihnen seitens der Stadt, – oder auch vom Stadtmarketing machte, waren, wenn erfolgt, nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein, und dementsprechend, letzten Endes, ohne jedweden Nutzen, der für eine weitere positive geschäftliche Wirtschaftsentwicklung der Innenstadt um den Marktplatz herum, absolut nötig gewesen wäre.

    Wenn Sie, liebe Leser, sich durch den Westheimer Torbogen mit etwa 7 Stundenkilometern, die erlaubt sind, bis hin zum Marktplatz bewegen, und Sie schauen nur nach rechts, dann können Sie zählen, wie viele Geschäfte aufgegeben oder Insolvenz beantragt haben.

    Anneliese, von mir gern gelesene Kommentatorin des „Hingucker“ hat unter 10) geschrieben, das erneut zwei Geschäfte Homberg hinter sich gelassen haben; wahrscheinlich haben beide Firmen sich von der Werbung von (NUR)  WEG.DE inspirieren lassen…

    Was sollen auch derlei Geschäfte machen, denen es aller Voraussicht nach nicht besonders gut geht, deren Pachtvertrag vielleicht ausläuft, und die hier in Homberg für die Zukunft keine Geschäftsperspektive sehen, zumal allen Geschäften des Marktplatzes, von der Fa. Schoofs-Immobilien, das Einkaufs-Center angedroht wurde.

    So merke ein Jeder: Die Geschäfte, die aufgeben oder verschwinden, die gehen still und leise…

    …und hinterlassen etwas, das erst dann auffällt, wenn es nicht mehr zu kaschieren geht…

    Dieser Austrocknung von Verkaufsflächen, wie auch der Angebote kleinerer Geschäfte hatte man den Kampf ansagen wollen, um den unseligen Zeitgeist entgegenzuwirken.

    Doch die Kommunalpolitiker in vielen Städten blieben mit ihren gut gemeinten Lenkungs- und Lösungsansätzen ebenso auf ihren Weg stecken, so wie wir es in Homberg erleben. Schauen sie sich die verschiedenen Städte unserer Region an, wie Neustadt, Felsberg, Niedenstein, Emstal-Sand, usw. usw. Verlassene, leere Geschäfte, teils heruntergekommene Gebäude, die nach Instandhaltung schreien; dazu wenig bis gar keine Menschen, die man beim Durchfahren erblickt.

    Städte, die erst dann für wenige Stunden zum Leben erwachen, wenn die jeweiligen Stadtfeste die Menschen hier und im Umland zum Besuch einladen.

    Neben dem ehemaligen Homberger Stadtarchitekten, der in der Vergangenheit immer wieder seine Daseinsberechtigung öffentlich machen musste, so war auch das Stadtmarketing in Homberg seiner Aufgabe zu jener Zeit nicht gewachsen und diesbezüglich total überfordert. Ein wenig Profilneurose seitens der Darsteller war da wohl auch im Spiel…

    Zudem bleibt nichtsdestotrotz festzustellen, dass zwischen den einstmaligen, wie auch später erfolgten Visionen der Planer & Gestalter, seitens der Homberger Politik, und letztendlich der vom Publikum wahrgenommenen Wirklichkeit endlose Weiten klaffen. Der von den Grünen in Homberg mit seinem Chef-Vermarkter Klaus Böllig vorgestellte Slogan: Mensch, – die Stadt…! – suggeriert den Interessenten der Homepage vielerlei positive Elemente, die jedoch an der Wirklichkeit weit vorbeigehen.

    Unter 1) hat Mister X hier als Kommentator über die Probleme der Geschäftsinhaber, anhand von Geschäftsaufgaben, Überlebensszenarios, usw. geschrieben. Dies war ein Ausdruck einer klaren, realen Sichtweise, einer Standortbestimmung.

    Und unter 4) hat Erwin dazu Stellung bezogen, und führt aus, dass von Seiten der Geschäfte in den zurückliegenden Jahren keinerlei Aktivitäten ausgegangen sind. Als Bürger sei er, Erwin, nicht verantwortlich für die Geschäftsführung eines Ladens; und – Einkaufen müsse Spaß machen…

    Auf gut Deutsch gesagt, bringt er zum Ausdruck: die Geschäftsinhaber sind selbst schuld an ihrer Misere…

    Nein, so will ich das nicht im Raum stehen lassen…

    Warum…?  Nicht nur das Internet bietet mit seinen Verkaufsangeboten, – Shoppen gehen rund um die Uhr, – einfach dann, wenn man Lust dazu hat, ohne sich irgendwie bedrängt zu fühlen, ein weites Spektrum an Angeboten. Vergleichsportale zeigen zudem auf, welche dieser Offerten am Billigsten sind, und so kann der Mensch seinen Bedürfnissen nachgehen, wann immer er will. Und das Ganze folglich ohne jedweden Stress!

    Auch ist der Mensch ein Herdentier, und geht oft auch den Weg des geringsten Widerstandes. Er macht es sich anhand der Geiz-ist-Geil Methode bequem, und fährt mit seinem Wagen bis vor die Haustür seines Geschäftes. Dort, meist am Rand der Peripherie findet er (kostenlose) Parkplätze, großzügige Angebote, einfach alles für seine Grundversorgung, freundliche Bedienungen, – und fühlt sich natürlich wohl, – da, – wo andere Menschen auch anzutreffen sind.

    Dies kann der Einzelhandel nicht bieten, da das Umfeld der Geschäfte, einfach nicht mit einer kundenfreundlichen Art konform geht. Man muss das jetzt nicht explizit aufführen.

    Die wenigen Feste, die der Stadtmarketing & Event-Verein Homberg dankenswerterweise organisiert, lassen wirklich nur kurz einen positiven städtischen Geschäftsverlauf für die einzelnen Firmen aufleben, danach ist dann wieder alles beim alten. Tristesse…

    Diese Menschen tun sehr viel für ihre Stadt, doch die Initialzündung für ein Mehr an sozialer Verträglichkeit, ein Mehr an Lebensfreude, – die reicht nur bis zum Ende der Feste.

    Es scheint, dass der Zeitgeist eine Art Marktbereinigung vornimmt, nach dem Motto: nur die Härtesten, die Stärksten, die Solventesten, – sie kommen weiter.

    Der „Schoofs-Kreisel“ ist schon Wirklichkeit,  –  Homberg wird sich verändern…

  18. Mister X

    @ Distanzbetrachter

    Mit Freude beteilige ich mich an sachlichen Diskussionen hier im Blog von DMS:

    Wie von mir bereits in der Vergangenheit mehrfach betont, erhebe ich Ihre Kommentare in den Rang eines Leitartiklers. Seien Sie gewiss, dass Ihre mit Substanz gefüllten Kommentare Sie niemals in die Nähe der Nörgler, Besserwisser usw. bringen werden.

    Chapeau!

    So, das musste ich noch nach einem geselligen Abend in froher Runde loswerden

    Schönen Sonntag allerseits.

  19. Phil Antrop

    Die wirtschaftliche Entwicklung der Homberger Innenstadt steht seit etwa 1975 oder noch früher still. Eine wesentliche Ursache war und ist jetzt in voller Auswirkung erkennbar die Anlage eines zweiten Schulzentrums sowie von Wohnnbereichen zwischen der Altstadt und Holzhausen als "Barriere" zum erst später realisierten Einkaufszentrum. Das dieses so weit von der Altstadt entfernt realisiert wurde, hat zunächst eine Polarisierung aller Konsumenten zur Folge : Entweder Altstadt oder Osterbach.

    Verlierer würde, das sieht man heute deutlich, die schlechtere Lage und Infrastruktur in der lnnentstadt sein. Weitere Auswirkungen traten auf mit dem Bau der Ortsumgehungen rund um Homberg, Ende der Garnsionsstadt und folgend Teilumzug der Kreisverwaltung in das "Behördenzentrum", Verlagerung anderer Behörden dorthin bzw. Neuausrichtung der Bundes- und Landesbehörden.

    Jahrzehntelang aus welchen Gründen auch immer versäumte Sanierung der Wohngebäude (Desinteresse der Eigentümer oder deren Erben, Kosten die keiner stemmen konnte und/oder wollte und der insgesamt besseren Wohnqualität in den Neubaugebieten usw.) verschlechterte die Qualität des Wohnangebotes so, dass immer mehr Leerstand entstanden ist.

    Fehlentwicklungen mit der Schlossbergschule, jetzt mit dem, wie ich meine, EKZ an der Nordumgehung, trugen ebenso dazu bei.

    Ursache ist auch eine bis heute nicht existierende Gesamtplanung und besonders seit 2006 erkennbar, eine Folge von Träumereien.

    Soweit der Rahmen in dem sich die Homberger Geschäftswelt befunden hat. Diese ist früher besonders geprägt gewesen durch fehlende Gemeinsamkeiten. Jeder kochte sein eigenes Süppchen, weil hier ebenfalls keiner bereit war, eine Zielvorstellung zu formulieren und auch umzusetzen.

    Fehlende Rechtsnachfolger, sei es aus eigener Familie oder auch solche die das Unternehmen als Fremde weiterführen wollten, sind auch erklärbar aus geänderten Lebenserfahrungen, Erwartungen und Erkenntnissen an die Zukunft. Insbesondere zu erkennen an Konzentrationen im Handel, eine Welle von EKZ auf der grünen Wiese und der Zunahme der teilweise erzwungenen Mobilität der Arbeitnehmer. Die Vorgänger des Internet, die Versandhäuser, waren ebenso eine Begleiterscheinung dieser Zeit.

    In Homberg wie auch in mindestens einer weiteren Stadt des Schwalm-Eder Kreises gab es auch von führenden Unternehemrn schon Mitte der 70 er Jahre Vorschläge, die Innenstadt als Einkaufszentrum "Alles unter einem Dach" a la dez umzugestalten und an den Konsumenten zu bringen.

    Versäumtes lässt sich nur schwer umkehren. Eine Ansiedlung in der Innenstadt hängt auch von modernem attraktiven und zugleich preisgünstigem Wohraum ab. Von Flächen die für den Einzelhandel attraktiv sind, kann man nur träumen.

    Ein Weg dazu war der Vorschlag, das Ulrich Areal nicht nur auf das Einkaufen zu konzentrieren.

    Auch in anderen Städten wurden und werden Fehler gemacht. Aber Städte wie Melsungen und Fritzlar haben Homberg voraus, dass sie nicht in dieser Berglage mit alle den fehlenden Flächen liegen. 

    Das ist zu unterstreichen:

    "Diese Menschen tun sehr viel für ihre Stadt, doch die Initialzündung für ein Mehr an sozialer Verträglichkeit, ein Mehr an Lebensfreude – die reicht nur bis zum Ende der Feste.

    Es scheint, dass der Zeitgeist eine Art Marktbereinigung vornimmt, nach dem Motto: nur die Härtesten, die Stärksten, die Solventesten – sie kommen weiter. Der „Schoofs-Kreisel“ ist schon Wirklichkeit,  –  Homberg wird sich verändern …

  20. Frustrierter

    @ Termin Ator

    "Warum dreht sie sich denn nach oben………….."

    Weil Fritzlar mehr zu bieten hat als andere Kleinstädte in unserer Region. Fritzlar mausert sich langsam zum "Bad Wilhelmshöhe" im Schwalm-Eder-Kreis.

    Der Markt ( Angebot und Nachfrage ) regelt den Preis. Hochwertig sanierte Eigentumswohnungen sind für den Otto Normalverbraucher kaum noch finanzierbar. Bürgermeister Spogat betonte kürzlich in der HNA, dass sich die Stadt nicht gegen exclusiven Wohnraum wehren könne/will. Trotzdem betonte er, dass auch weiterhin bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehen müsse.

    Personen, denen der Mietzins in Fritzlar zu teuer wird und trotzdem das Wohnen in einer Kleinstadt bevorzugen, könnten  Homberg als Alternative wählen.

    Schau mer mal. 

  21. Termin Ator

    "Personen, denen der Mietzins in Fritzlar zu teuer wird und trotzdem das Wohnen in einer Kleinstadt bevorzugen, könnten  Homberg als Alternative wählen."

    Jedoch nur dann, wenn der Wohnraum auch dort eine gewisse Qualität hat und preislich nicht zu hoch liegt, Arbeitsort und Erreichbarkeit spielen eine große Rolle. Es kann jedoch auch, wegen des Zwanges, preisgünstigen Wohnraum zu finden, häufig zu Umzügen kommen, die durch Jobcenter, Grundsicherung oder geringe Rente bzw. auch auf Grund fehlender Qualifikation für den Arbeitsmarkt eher im unteren Lohnsegment einzuordnende Bürger zu Verschiebungen im Einkommensbereich führen. Bestehende Leerstände auf einigermaßen erträgliches Niveau zu bringen dürfte mit geringen Mitteln kaum zu machen sein.

    Können wir also nur hoffen, dass der Kiga sich wirklich als Magnet erweist.

    Esw äre daher wichtig, jetzt schon mal zu zeigen, woher die derzeit angemeldeten Kinder sowohl für den Pseudowaldkindergarten als aiuch für den in der Salzgasse derzeit angemeldeten alle kommen Straßenweise aufgestellt. Dies würde auch den zu erwartenden fahrzeugverkehr erkennbar machen.

  22. Mutant

    @19 Phil Antrop hat die Situation perfekt beschrieben.

    Es gibt für mich keinen Grund in die Innenstadt zu gehen nachdem Karla und Mönch geschlossen haben. 

    Für einen Markt würde ich wieder in die Stadt gehen.

  23. Scherzbold

    Termin Ator

    Für Umbaumaßnahmen empfehle ich den Hausbesitzern im Rathaus vorstellig zu werden und sich nach den beliebten Förderprogrammen zu erkundigen.

  24. Mister X

    Gedanken zum Beitrag von Phil Androp

    Gerade für alte/ältere Menschen wäre es sinnvoll gewesen, auf dem Ulrich-Areal eine Mischbebauung zu favorisieren. Altengerechte Wohnungen, Hausarzt, Apotheke, Fußpflege, Frisör, Cafe/Bistro, Einkaufsmöglichkeiten und ein Ruheplätzchen im Freien, würden m. E. die Lebensqualität im Alter auch im Hinblick auf die topografische Lage entscheidend verbessern.

    Zwischen gewohntem Wohnraum und Altenwohnanlage gibt es wünschenswerte Alternativen.

    Chance verpasst?

  25. DMS

    zu 24: Die Chance sehe ich noch. Das Konzept Einkaufszentrum scheint "versemmelt" (Ritz) zu  sein.
     Die Stille ist beachtlich. Von Zeitdruck ist nichts mehr zu hören, von großen Ankermietern auch nichts.

    Vielleicht muss man wieder neu anfangen und dann eine Mischnutzung überlegen.

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