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27. Januar vor 76 Jahren

 

Dieser Tag wird seit 1996 als Gedenktag für die Opfer des Holocaust begangen. Auch in diesem Jahr sprachen aus diesem Anlass die letzten Überlebenden.

Gedenken allein reicht nicht.

Wo es Opfer gab, gab es auch Täter. Wer will, dass so etwas nicht wieder passiert, muss verstehen lernen, wie Menschen zu Tätern werden. Menschen, die vorher ein unbescholtenes Leben führten, ihren Berufen nachgingen.

Der Holocaust ist kein "Betriebsunfall" der Geschichte, es ist auch nicht die Herrschaft des Bösen.
 

Der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Baumann [1](1925-2017)  schreibt in seinem Hauptwerk "Dialektik der Ordnung  Die Moderne und der Holocaust":

Der Holocaust selbst muss als Ausdruck der Moderne verstanden werden: in diesem Sinne ein "normaler Vorgang" – immer und überall wiederholbar.

Baumann zitiert an einer Stelle Leo Kuper (1981):

Obwohl es um einen Massenmord ungeheueren Ausmaßes ging, kümmerte sich der riesige Beamtenapparat um die korrekten bürokratische Verfahren, feilte an präzisen Begriffsbestimmungen und regulativen Details und sorgte sich um die Einhaltung bestehender Gesetze und Verordnungen.

Dieser Beamtenapparat schrieb nach 1949 in den deutschen Behörden neue Gesetze und Verordnungen. Es gibt immer noch Behörden und Ämter, die ihre Vergangenheit nicht angeschaut haben.

Harald Welzer [2]beschrieb in seinem  Buch "Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden",  wie aus Angestellten, Handwerkern, Familienvätern in kurzer Zeit Angehörige der Einsatzgruppen wurden. In kurzer Zeit wurden aus ordentlichen und unauffälligen Bürgen Menschen, die unschuldige Menschen eigenhändig erschossen, weil es angeordnet war. Vor der Aufnahme in die Einsatzgruppen wurde allen noch freigestellt, von der zukünftigen "schweren Arbeit" zurück zu treten. Nur eine geringe Zahl tat es.

Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer [3] sprach Anfang der 50er Jahre mit Jugendlichen in einer Fernsehrunde und sagte sinngemäß: Man muss immer entscheiden, wo man nicht mehr mitmacht.
Der Wunsch nach einer Karriere oder eine Zugehörigkeit kann sehr schnell zu einer solchen Entscheidungssituation führen.

Situationen von Entscheidungen kommen überall im Leben vor, auch in der Kommunalpolitik. Daran sollte jeder an diesem Tag denken und sich prüfen. Das wäre ein angemessenes Gedenken.