HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Kein Asbest! Kein Asbest?

 

BildAlles vorschriftsmäßig?
In der ersten Woche im Mai 2010 wurde das Dach einer großen Halle (3.500 m²) in der ehemaligen Dörnberg-Kaserne umgedeckt. Die Wellasbest-zementplatten und die darunter liegenden Styroporplatten wurden ausgebaut und durch eine Metalldeckung ersetzt. Am 7. Mai 2010 war die Umdeckung abgeschlossen. Erst einige Tage später erfuhr ein Mieter von einem Vertreter der Fachfirma, dass dabei Asbestfasern frei gesetzt worden sein könnten und Vorsicht geboten sei.
Auf entsprechende Anfragen antwortete der Bauherr nicht, sondern schickte die Kündigung des Mietvertrags.

Mitte Juli reichte der besorgte Mieter eine Wischprobe in einem Labor in Kassel ein. Befund: Asbest.
Der Bauherr und die informierten Behörden erklärten den Prüfbefund als nicht relevant. Ab Ende Juli 2010 berichtetet der Homberger Hingucker.

IBK Prüfbericht

Eine Voruntersuchung, die keine war

Der Bauherr, der Forst- und Umweltdienst e.V. Borken, versicherte, es sei vorschriftsmäßig gearbeitet worden, auch seien vor dem Abbau der Platten Klebeproben von den Styroporplatten genommen und im Labor untersucht worden. Dabei sei nur "Kalk,Gips, Silikate" gefunden worden, aber keine Asbestfasern.


Eidesstattliche Versicherungen

Zwei Vorstandsmitglieder des Vereins erklärten am 12. August 2010 an Eides statt:

"Im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen an zwei dieser Lagerhallen sind asbesthaltige Welleternitplatten rückgebaut worden. Im Rahmen dieser Arbeiten wurde auch der Staub auf der unter den Welleternitplatten angebrachten Styropordämmung an mehreren Stellen auf Asbest untersucht. Nach Erhalt der Untersuchungsergebnisses, dass kein Asbest vorhanden sei, wurden die Styroporplatten entfernt."

IBK Auftragsdaten

Nachträgliche "Vor"-Untersuchung
Die Voruntersuchung wurde eine Woche nach Abschluss der Dacharbeiten, am 14. Mai 2010 von dem Sanierungsunternehmen in Auftrag gegeben. Die Sachverständigenfirma fertigte das Protokoll am 19. Mai 2010 aus.

Staub auf StyproporplatteLaut Protokoll wurden fünf Proben genommen, aber 7 Ergebnisse wurden aufgeführt.

Das Protokoll enthält keine Angaben, wie die  Proben geprüft wurden, mit welcher Methoden, nach welcher Norm.

Dieses Prüfzeugnis ist offensichtlich falsch. Nach Bauabschluss konnten die Proben nicht mehr genommen werden, die angeblichen Prüforte existierten nicht mehr.

"Voruntersuchung" hier als pdf-Datei.

 

 

Glaubwürdige Gutachterin?
Nachdem die HNA über die Asbestdachsanierung berichtet hatte, wollte der Bauherr einen entgültigen Nachweis der Unbedenklichkeit mittels einer Raumluftmessung erbringen. Beauftragt wurde die Firma GeoCheck aus Bad Emstal. Der Gutachterin Frau Dr. Jacqueline Ebert fielen die offensichtlichen Fehler und Mängel der Voruntersuchung nicht auf, sie bezieht sich in ihrem Gutachten auf diese Voruntersuchung:

"Vorsorglich wurde auch der Staub auf der unter den Eternitplatten angebrachten Styropordämmung an mehreren Stellen beprobt und durch ein Labor auf Asbestfasern untersucht. Aufgrund des Nachweises, dass kein Asbest vorhanden war, wurden die Styroporplatten ebenfalls entfernt, vor Ort gestapelt und nach bestehendem Abfallgesetz entsorgt."

Auf der Basis solcher "Gutachten" antwortet die Gutachterin in dem HNA-Interview am 12. August 2010:

"Ein Gutachter hat bei einer Voruntersuchung den Staub untersucht, der sich auf den Dämmplatten unter dem Dach befand. Bei sieben Proben ist in keinem einzigen Fall Asbest nachgewiesen worden."

Welches Vertrauen kann man einer Gutachterin entgegenbringen, die nicht die unterschiedliche Anzahl der Proben erkennt und nicht stutzig wird, wenn der Zeitpunkt nicht mit dem Bauablauf übereinstimmt?
Die Gutachterin kam zu dem Ergebnis, dass kein Asbest vorliegt.

Behörden: Kein Asbest!
Die Behörden (Bauamt, Gesundheitsamt, Polizei) verlassen sich auf die falsche Voruntersuchung des Bauherrn – ohne diese zu prüfen oder eigene Untersuchungen in Auftrag zu geben. Und dies, obwohl es sich um einen sehr gefährlichen Stoff handelt, der überhaupt nicht mehr eingesetzt werden darf, da er Krebs verursachen kann.

Prüfinstitut: Asbest!
Anfang Dezember wurden in einer privaten Initiative 5 Proben in einer der Hallen genommen und von dem renomierten Institut Fresenius untersucht. Vier Staubproben mit Klebestreifen und eine Materialprobe, Moos vom Dach, das in die Halle gefallen war. Ergebnis: In allen fünf Proben wurde Asbest gefunden.

Fresenius Untersuchung 4 Proben

Prüfbericht des Instituts Fresenius [pdf-Datei, Klebeproben] [pdf-Datei, Materialprobe]

Fazit: Behörden unternahmen monatelang nichts, um die Gefährdungslage zu klären. Sie verließen sich allein auf die Aussagen des Bauherrn, die von Anfang an als falsch zu erkennen gewesen wäre, wäre das Gutachten geprüft worden.
In der Zwischenzeit haben Menschen in den Hallen gearbeitet, gefeiert und sogar den Fußboden gekehrt und dabei Staub mit Asbestfasern aufgewirbelt und eingeatmet.
Ab Jahresende 2010 sollen die Hallen vom Bauaufsichtsamt gesperrt werden.

Druckansicht Druckansicht

Dokumentation

Prüfberichte

IBK, Ingenieur- und Sachverständigenbüro Körner vom 19. 5. 2010, [pdf-Datei]

Instituts Fresenius vom 15. 12. 2010, [pdf-Datei, Klebeproben] [pdf-Datei, Materialprobe]


Druckansicht Druckansicht

Powered by WordPress • Theme by: BlogPimp/Appelt MediendesignBeiträge (RSS) und Kommentare (RSS) • Lizenz: Creative Commons BY-NC-SA. Impressum Impressum