HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Gewerbeflächen: Angebot und Nachfrage

BildBeim Regierungspräsidium in Kassel ist seit langem das Überangebot an Gewerbeflächen in Homberg bekannt, dennoch wird grünes Licht für weitere Gewerbe– und Industrieflächen gegeben. Unverständlich und unverantwortlich.

Angebot und Nachfrage regeln den Preis
Ein Überangebot drückt den Preis. Das Überangebot entsteht nicht nur durch die überdimensionale Flächenausweisung für Gewerbe in Homberg. Ein Überangebot entstand auch in Nordhessen durch die gleichzeitige Schließung großer Kasernenareale.
Durch den gedrückten Preis, sind die Einnahmen für die Stadt geringer, die Lücke zwischen Einnahmen und Kosten wird größer.

Splitternutzung
Dieser Begriff findet sich in der Studie des Wirtschaftsministeriums von 2005. Damit wird vor dem zu erwartenden Zustand gewarnt, dass aus dem gesamten Gewerbegebiet nur einzelne Teilstücke verkauft und genutzt werden, während andere Teile liegen bleiben. Das ist auch dem Bürgermeister bekannt, in einem Schreiben an seinen Parteifreund Reinhard Fröde hat er noch 2012 darauf hingewiesen.

Die Splitternutzung bringt erheblich Belastungen für die Stadt. Die Infrastruktur muss für das gesamte Gelände hergestellt und von der Stadt finanziert werden. 7,8 Mio. Euro sind im Förderantrag genannt. Damit werden Leistungen erbracht, die in dem Umfang nicht gebraucht werden. Die Alternative wäre die Vermarktung von zusammenhängenden Teilgebieten, die auch nur in diesen Teilgebieten erschlossen werden.

Die Studie von 2005 hat deswegen auch vor einem Ankauf des Kaserne: „…von einem Erwerb des Geländes Dörnberg-Kaserne ist abzuraten…“

Teurer Ankauf
Im gemeinsamen Gewerbegebiet von Knüllwald, Homberg und Schwarzenborn in Remsfeld stehen noch große Flächen zur Verfügung. In dieses Gelände ist bisher bereits viel an Erschließung investiert worden.
Trotz des bestehenden Überangebotes seine weitere landwirtschaftliche Flächen zur Erweiterung des gemeinsamen Gewerbegebietes angekauft worden. Der Preis für das Ackerland soll weit über dem liegen, was in der Dörnberg Kaserne für bereits befestigtes Gelände inklusiv Gebäude bezahlt wurde.

An dem gemeinsamen Gewerbegebiet ist Homberg zu 30 Prozent beteiligt, auch an den Kosten und den Kreditkosten.

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:: DOKUMENTATION ::

Auszug zu Homberg aus der Studie: Truppenreduzierung und Freigabe von militärischen Liegenschaften durch die Bundeswehr in Mittel- und Nordhessen, Susanne Piesk, Christoph Graß, Wilfried Möhrle; Report Nr. 682, Wiesbaden 2005. Eine Veröffentlichung der HA Hessen Agentur GmbH.
Über Homberg wird von Seite 53 bis 54 berichtet.

3.5 Homberg/ Efze
In Homberg/ Efze werden zwei Liegenschaften des Bundes aufgegeben, die
Dörnberg-Kaserne und die Ostpreußen-Kaserne. Sie liegen unmittelbar
nebeneinander auf einer Anhöhe südlich von Homberg (Efze) und sind nur durch
eine Straße voneinander getrennt. Sie sind über die B 323 an die Anschlussstelle
Knüllwald der A 7 angebunden.

Teile der Dörnberg-Kaserne sind bereits verpachtet oder verkauft, im Süden der
Kaserne befindet sich z. B. das Behördenzentrum des Landkreises, wo demnächst
in ein weiteres umgebautes Gebäude das Amt für Bodenmanagement einziehen
wird. Die Ostpreußen-Kaserne in Homberg/ Efze wird aller Voraussicht nach zum
31.12.2005 geschlossen, d.h. die Kaserne steht bereits Anfang 2006 zur
Disposition.

Die Kasernen sind als Gewerbegebiete bzw. für Dienstleistungen prinzipiell in Teilen
nutzbar. Trotz des guten Bauzustands und der prinzipiellen Eignung für zivile
Nutzungen ist jedoch eine rege Nachfrage nach Gewerbeflächen oder Flächen für
Dienstleistungen auch in Homberg/Efze nicht wahrscheinlich. Darüber hinaus
stehen in Homberg/Efze erschlossene Gewerbeflächen noch zur Vermarktung an.

• Angesichts der bereits vor einigen Jahren begonnenen Konversion der Dörnberg-
Kaserne ist allerdings eine weitere, wenn auch nur sehr langfristig realisierbare
gewerbliche Folgenutzung und Entwicklung der restlichen Flächen in der
Dörnberg-Kaserne anzustreben. Auch die weitere Nutzung durch öffentliche
Einrichtungen in Ergänzung zum bereits dort angesiedelten Behördenzentrum
des Landkreises ist zu prüfen, über die bereits geplante Ansiedlung des neu
geschaffenen Amtes für Bodenmanagement des Landes Hessen hinaus.
Unklar ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt, in welcher organisatorischen Form dies
geschehen kann, da die Kommune weder an einem Erwerb der Kasernenareale
noch an einer Übernahme der potenziellen öffentlichen Flächen oder der
technischen Infrastruktur interessiert ist .

• Eine planungsrechtliche Ausweisung der Dörnberg-Kaserne oder von Teilflächen
für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen)
durch die Kommune ist nicht abzulehnen.

• Von einem Erwerb des Geländes der Dörnberg-Kaserne oder von Teilen des
Geländes ist jedoch abzuraten. Nicht zu empfehlen ist zum gegenwärtigen
Zeitpunkt auch die Übernahme der technischen Infrastruktur in die
Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. Hier müssen
zunächst die Rahmenbedingungen einer langfristig aber anzustrebenden
Übernahme mit dem Eigentümer Bund geklärt werden.

Von einer Nutzung oder Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne in Homberg/ Efze ist
abzusehen. Nicht allein die zurückhaltende gewerbliche Nachfrage in dieser Region
lässt eine mittelfristige gewerbliche Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne schwierig
bis unwahrscheinlich erscheinen, hinzu kommt auch die für den Schwalm-Eder-
Kreis prognostizierte negative demografische Entwicklung und Veränderung der
Bevölkerungsstruktur. Diese sich abzeichnenden „Schrumpfungseffekte“ verlangen
u.a. eine Anpassung der Entwicklungspolitik der Kommunen, die bei der
gewerblichen Flächenbereitstellung prinzipiell eher auf Bestandssicherung und sehr
moderate Angebotsplanung an begünstigten Standorten direkt an der Autobahn
ausgerichtet sein sollte.

Einen solchen begünstigten Standort stellt das vorhandene und noch nicht voll
belegte Gewerbegebiet Knüllwald-Remsfeld direkt am Autobahnanschluss
Knüllwald der A 7 dar sowie das direkt daran angrenzend geplante rund 48 Hektar
umfassende künftige interkommunale Gewerbegebiet Homberg/Knüllwald/
Schwarzenborn. In diesem Zuge wird auch das bestehende Gewerbegebiet
Knüllwald-Remsfeld in eine interkommunale Form übergehen. Ein Flächentausch zu
Lasten dieses begünstigten interkommunalen Gewerbegebiets und zu Gunsten der
Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne wird nicht empfohlen, da deren Lage im
Vergleich ungünstiger ist und ihre Entwicklung teurer werden dürfte. Darüber hinaus
erscheint es unsicher, ob eine Beteiligung der Kommunen Knüllwald und
Schwarzenborn ebenfalls bei der Entwicklung der Ostpreußen-Kaserne gegeben
wäre.

Die möglicherweise eintretende Nachfrage nach einzelnen Gebäuden oder
Grundstücken innerhalb der Ostpreußen-Kaserne, zum Beispiel im technischen
Bereich, ist kritisch zu bewerten, da für „Splitternutzungen“ innerhalb des Geländes
das komplette System der Infrastruktur – wie Straßen, Beleuchtung, Kanal und
Wasser, Wärmeversorgung – aufrecht erhalten werden müsste, obwohl es nur zu
einem minimalen Teil ausgelastet wäre. Eine solche Splitternutzung ist daher in der
Ostpreußen-Kaserne abzulehnen.

• Eine planungsrechtliche Ausweisung der Ostpreußen-Kaserne oder von
Teilflächen für Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder
Sondernutzungen) durch die Kommune ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt
abzulehnen, erst recht ein Erwerb des Geländes der Ostpreußen-Kaserne oder
von Teilen des Geländes. Nicht zu empfehlen ist darüber hinaus die Übernahme
der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines
Zweckverbandes.

• Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf Flächenangebot
und -nachfrage ist es durchaus realistisch, dass die Ostpreußen-Kaserne
absehbar keiner Nutzung zugeführt werden kann und als Militärbrache liegen
bleibt. Der Rückbau der Kaserne durch den Bund stellt daher in Homberg/ Efze
eine ernstzunehmende Option dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte.


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