HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

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Zum 90.: Besuch bei der alten Damen SPD

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Der Homberger Ortsverein der SPD ist 90 Jahre alt geworden. In der Stadthalle hatte die Partei deshalb zur Geburtstagsfeier eingeladen.

Zum 27. November 1918 lud der 32-jährige Fritz Kramer (1886 -1940) als Vorstandsmitglied des „Sozialdemokratischer Verein Homberg“ zu einer Mitgliederversammlung ein. Zeitgleich stand im „Homberger Kreisblatt“ ein Aufruf zur Wahl eines Arbeiter-, Bauern- und Bürgerrates für die Stadt Homberg auf demokratischer Basis, wie extra betont wird. Dies wird als die Geburtsstunde der SPD in Homberg angesehen. Die SPD selbst besteht bereits seit 1875 und ihre Vorläuferorganisationen sind noch 12 Jahre älter.

Die Geschichte der SPD ist gekennzeichnet durch zwei Pole.
Auf der einen Seite mit der Organisation der Arbeiterbewegung, geleitet von Solidarität und Gerechtigkeit. Auf der anderen Seite verstand sie sich als staatstragend, anfällig für die vorherrschenden Ideologie. So stimmt die SPD 1914 den Kriegskrediten zu. Vier Jahre – später nach Millionen Toten in den Schützengräben des 1. Weltkrieges – engagierten sich Männer wie Fritz Kramer für den Aufbau demokratischer Räte, auch in Homberg.
Sein Name wurde auf der Geburtstagsfeier nicht genannt.

So finden sich bis heute Sozialdemokraten, die aufrecht für ihre Visionen von einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft eintraten, in der NS-Zeit viele auch mit ihrem Leben bezahlten. Für diese Richtung stehen beispielhaft Namen wie Wilhelm Kaisen, Elisabeth Selbert, Willy Brandt, Regine Hildebrand und Rudolf Dressler.
Es gibt aber auch die anderen Sozialdemokraten, die sich staatstragend verstanden und die vorherrschende Ideologie unterstützten, mit Ausnahme der der Nazis. 1914 wurde der wilhelminische Militarismus unterstützt und in den letzten Jahren die neoliberale Zerstörung des Sozialen. Für dies Basta-Politik stehen beispielhaft die Namen Schröder, Schily, Schmidt (Ulla) und Steinbrück.

BildIn welche Richtung wird sich diese Partei in Deutschland aber auch in Homberg entwickeln?
An welche Traditionslinie werden sie weiter anknüpfen?

Wer auf der Geburtstagsfeier genau hinhörte, konnte erkennen, dass über die Ausrichtung der Partei noch nicht entschieden ist. Es bleibt zu wünschen, dass die Partei als Ganzes zu ihren den humansitischen Wurzeln zurück findet.

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Über das Gründungsmitglied Fritz Kramer schrieb Thomas Schattner am 7. 8. 2008 in der HNA zu seiner Verhaftung durch die Nazis.

Der wohl bekannteste Homberger wurde im Jahr 1933 nach Breitenau gebracht: Fritz Kramer. Ausgerechnet ein Freispruch brachte ihm zwei Monate Schutzhaft ein. Der Sozialdemokrat und späteres Mitglied der linksradikalen Unabhängigen Demokraten und der KPD war zwischen 1913 und 1924 dreimal Stadtverordneter in Homberg. Infolge der Verbote von Arbeiterparteien nach Hitlers Machtergreifung, geriet der überzeugte Linke ins Visier der neuen Machthaber. Im Oktober 1933 wurde Kramer verhaftet.
Die Behandlung im Polizeigefängnis war brutal. Kramers Erinnerungen an die Tortur: „Ich lag vollständig zerhauen, über und über mit (…) Striemen bedeckt, im Gesicht entstellt mit schwerer Atemnot und Erstickungsanfällen in der elenden Zelle“. Sein Freispruch im Februar 1934 wurde in eine Schutzhaft umgewandelt.


7 Kommentare zu “Zum 90.: Besuch bei der alten Damen SPD”

  1. Te Wake

    Willy Brandt im Zusammenhang mit Menschen zu nennen, die in Deutschland geblieben sind um dort sich gegen die Nazi Herrschaft zu stemmen finde ich nicht gut. Herr Brandt ist geflohen und hat im sicheren Asyl und unter falschem Namen agiert.

    Zu Willy Brandt eigentlich Herbert Frahm
    „ab April 1929 der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ), in der er als Mitglied der Lübecker Gruppe Karl Marx einen radikalen Kurs vertrat“
    „Er legte sich 1934 den Decknamen Willy Brandt zu, den er ab 1947 auch offiziell übernahm. Er selbst sprach 1961 von einem Allerweltsnamen, den er gewählt habe, doch bestand in Lübeck, als er dort sein Volontariat absolvierte, eine Schiffsausrüsterfirma William Brandt Wwe“

    Auch die anderen Genannten sollte man nicht im Zusammenhang mit „… in der NS-Zeit viele auch mit ihrem Leben bezahlten.“
    nennen.
    Besser wäre es gewesen hier eine klare Trennung zu ziehen zwischen denen die unter Einsatz des eigenen Lebens in Deutschland gegen die Nzis kämpften und ihr Leben ließen. Von denen ist leider keiner aufgeführt.

    Zu Wilhelm Kaisen :
    „Die Zeit des Nationalsozialismus verbrachte Kaisen von Verfolgung relativ unbehelligt auf einer Siedlerstelle im Bremer Vorort Borgfeld, Rethfeldsfleet 9.“

    Zu Elisabeth Selbert :
    Sie war eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“
    ( Über die Zeit des Nationalsozialismus ist nichts weiter in Wiki )

    Zu Regine Hildebrandt geb. 1941
    Sie war kein Mitglied der FDJ gewesen und wurde daher fürs Studium zunächst abgelehnt. Bei der nachträglichen Immatrikulation erhielt Hildebrandt dann doch einen Studienplatz und konnte 1968 sogar über einen Frauen-Förderplan promovieren. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie 15 Jahre in der Qualitätskontrolle des VEB Berlin-Chemie, später wechselte sie in die Diabetikerbetreuung.
    „Während des politischen Umbruchs in der DDR 1989 engagierte sie sich in der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt und trat am 12. Oktober 1989 der Sozialdemokratischen Partei der DDR bei.“

    Zu Rudolf Dressler geb 1940
    „Seit 1969 war er Mitglied der SPD….In einem Interview mit dem Neuen Deutschland spekulierte Dreßler im Mai 2007 über einen Wechsel zur Linkspartei, schloss ihn aber in einem Spiegel-Interview vom 20. Oktober wieder aus.“

    ( Alle Angaben aus Wikipedia )

  2. Te Wake

    “ Für dies Basta-Politik stehen beispielhaft die Namen Schröder, Schily, Schmidt (Ulla) und Steinbrück.“

    Was ist mit Herrn Müntefering ? Vergessen oder geschont ?

    Wo bleiben Männer wie Helmut Schmidt ?

    Zur Rolle der Partei ab etwa 1930 :
    „Die Tolerierungspolitik der SPD-Reichstagsfraktion gegenüber der Regierung Brüning 1930 bis 1932 führte vor allem bei Teilen der Parteijugend und beim linken Parteiflügel zu anwachsender Kritik an Partei- und Fraktionsführung und mündete 1931 in der Abspaltung eines Teils der Parteilinken, welche sich als Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) formierte.“

    Einziges Positive in dieser Zeit :
    „Durch den „Preußenschlag“ ihrer letzten Bastion beraubt, wahrten die Nein-Stimmen der SPD bei der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz, die den wichtigsten Schritt der Nationalsozialisten bei der Abschaffung des demokratischen Rechtsstaats auf formal legalem Wege darstellten, die Ehre der demokratischen Parteien, da alle anderen bürgerlichen Parteien diesem Gesetz zustimmten.“

    DAS wäre wichtig gewesen :
    „Einzelne bekannte SPD-Mitglieder wie Julius Leber, Adolf Reichwein oder Wilhelm Leuschner waren an den Planungen, die zum Aufstandsversuch am 20. Juli 1944 führten, beteiligt oder gehörtem dem Kreisauer Kreis an. “

    Und das ist erwähnenswert :
    „Das Gros der Parteimitglieder blieb gegenüber der nationalsozialistischen Ideologie resistent und bewahrte einen Zusammenhalt untereinander, war aber nicht an direkten Widerstandsaktivitäten beteiligt. “

    „Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der Partei mit der Gründung eines Zentralausschusses am 15. Juni 1945 in Berlin und örtlichen Initiativen in allen Landesteilen. Vorsitzender des Zentralausschusses war Otto Grotewohl, andere prominente Vertreter waren Gustav Dahrendorf, Annedore Leber, Erich W. Gniffke und Max Fechner. Kurt Schumacher arbeitete von Hannover aus gegen die Anerkennung des Zentralausschusses in Berlin als nationalem Sammelpunkt und strebte eine ausschließlich auf die Westzonen beschränkte SPD an“
    „In Westdeutschland stand die SPD der von der Bundesregierung entworfenen sozialen Marktwirtschaft zunächst äußerst kritisch gegenüber und forderte die Verstaatlichung aller Grundstoffindustrien. Im Gegensatz zu Adenauers Politik der Westbindung stellte die SPD das Wiedervereinigungsgebot über eine zu enge Anlehnung an die USA und Westeuropa. SPD-Konzeptionen zur Deutschlandpolitik aus dieser Zeit halten eine politische Neutralität Deutschlands für möglich und sprechen sich strikt gegen eine Wiederbewaffnung des Landes aus.“

    Und hier einer der ab 1930 für dei SPD wohl sehr viel getan hat: Kurt Schumacher
    „Am 10. Juni plädierte er auf einer Sitzung der SPD-Reichstagsfraktion für die illegale Arbeit der Partei, ebenso am 19. Juni auf einer SPD-Reichskonferenz. Er war im Gegensatz zur Parteiführung, die glaubte, es könne nicht schlimmer als zu Zeiten von Bismarcks Sozialistengesetzen werden, Vertreter einer unnachgiebigen Haltung gegenüber den Nationalsozialisten. Vom 13. Juni 1933 an wurde Schumacher steckbrieflich gesucht.
    Im Konzentrationslager [Bearbeiten]
    Am 6. Juli 1933, gut zwei Wochen nach dem Verbot der SPD, wurde Schumacher in Berlin verhaftet, nachdem er an einem geheimen sozialdemokratischen Treffen im Schwarzwald teilgenommen hatte. Schumacher bekam die Chance, eine Verzichtserklärung auf politische Betätigung zu unterschreiben und sich damit seine Freiheit zu erkaufen. Er lehnte ab. Daraufhin wurde er über einen Zeitraum von neun Jahren, neun Monaten und neun Tagen in verschiedenen Konzentrationslagern gefangen gehalten, zunächst bis Dezember 1933 im KZ Heuberg, danach bis Juli 1935 im KZ Oberer Kuhberg in Ulm, anschließend im KZ Dachau und zeitweilig im KZ Flossenbürg.
    Schumacher konnte zwar als Weltkriegsveteran auf eine leichte Rücksichtnahme hoffen, riskierte aber durch mehrfachen Widerspruch und sogar einen Hungerstreik mehrfach sein Leben. Er lehnte im Konzentrationslager jeglichen Kontakt zu kommunistischen Gefangenen ab, da er sie für mitschuldig an der Machtübernahme der Nazis hielt.
    Am 16. März 1943 wurde er als schwerkranker Mann nach Hannover entlassen, wo er sich zwangsweise bis zur Befreiung am 10. April 1945 aufhalten musste, doch nach dem Attentat am 20. Juli 1944 wurde er vom 24. August bis 20. September 1944 im KZ Neuengamme erneut inhaftiert.“

    ( Alles aus Wikipedia )
    Die Rolle in der Nachkriegszeit ist ebenso bedeutungsvoll !

    Leider wird Personen wie Herrn Schily ( der sich Übrigens weigert seine Nebentätigkeiten etc offenzulegen )

    „Als Rechtsanwalt war er Hauptmieter einer als „Wielandkommune“ bekannt gewordenen anarchistisch orientierten Wohngemeinschaft und Kommune in der Wielandstraße, Berlin-Charlottenburg.
    1971 war er Strafverteidiger des damaligen RAF-Mitgliedes Horst Mahler, von 1975 bis 1977 der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin. Schily zweifelte am kollektiven Suizid der Terroristen und machte den Staat für den Tod verantwortlich. Am 19. Oktober 1977 war er bei der Obduktion von Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin anwesend.“

    und anderen mehr Raum eingeräumt als sie verdienen !

    So bleibt für mich nur die Eines übrig :
    Eine geschlossene SPD hat es nie gegeben und die hier genannten Personen sind nicht Symbol für die SPD !

    Dann schon lieber die von mir angeführten wie Julius Leber und Kurt Schumacher !!!

  3. Marc

    http://www.spd-homberg-efze.de

    Auch dort schaut man sich den Homberger Hingucker an!

  4. Marc

    😀 Tja…

    Immerhin werden Sie drauf aufmerksam und das zeigt doch, dass der Hingucker auch beachtet wird.

  5. Xeon

    Es ist vielleicht schön, dass der Homberger-Hingucker auch auf der Homepage der SPD Erwähnung findet.

    Gleichzeitig ist es aber auch bedenklich, dass die SPD es nicht schafft, einen EIGENEN Bericht über ihren 90. Geburtstag zu verfassen.

    Die eigenen Ziele scheint die Homberger SPD noch immer nicht zu kennen, auch wenn man seit Wochen mit schweren Baumaschinen daran arbeitet:

    https://www.spd-stadtverband-homberg.de/index.php?mod=content&menu=8&page_id=4020

  6. avaio

    @Xeon

    Mit 90 kann man schon mal die Ziele aus den Augen verlieren, wir werden alle nicht jünger. 🙂

  7. Marc

    https://www.spd-stadtverband-homberg.de/index.php?nr=6285&menu=1

    Die SPD kann wohl einen eigenen Bericht einbringen.

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