HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Engelapotheke: Mit Falschinformationen zu Beschlüssen


Bei dem Umbau der Engelapotheke fließen öffentliche Gelder aus dem Stadtumbauprogramm.

Beim Ausbau zu Wohnungen würde das eine Förderung von privaten Mietern bedeuten.

In einer Sitzung des Bauausschuss regte die Stadtverordnete Edelmann-Rauthe (CDU) deshalb an zu prüfen: Können in den Obergeschossen statt der Wohnungen nicht auch Büros entstehen? Möglich wäre dann eine Nutzung für öffentliche Aufgaben wie z.B. für die Verwaltung oder für Räume für die Musikschule.

Welche Kosten würden bei dieser Variante entstehen?

Im Bauausschuss am 27. März 2017 antwortete darauf der Architekt Hess, dass für die umfangreichen Berechnungen der Statiker einen schriftlichen Auftrag benötigt. Je Etage sind bei Büronutzung 9 Tonnen mehr Last zu berechnen. Die Stahlträger im Erdgeschoss müssen wesentlich verstärkt werden, so dass mit Mehrkosten von mindestens 50.000 Euro zu rechnen ist.

Diese Aussage bestätigte der Architekt Hess auf Nachfrage und erklärte, die Angabe von 9 Tonnen und die Notwendigkeit einer neuen Statik sei ihm so vom Statiker genannt worden.
Aufgrund dieser Aussage wurde die Büronutzung nicht weiter in Betracht gezogen.

50.000 Euro Mehrkosten – ist das plausibel?

Eine Mehrbelastung von 9 to in zwei Etagen bedeutet 18 to höhere Last. Das mag viel erscheinen – wie viel ist es tatsächlich?

Baustahl hat bei Druckbelastung eine Tragfähigkeit von 1,4 to je Quadratzentimeter. Für 18 to müssen die vertikalen Stützen um insgesamt 13 Quadratzentimeter "verstärkt" werden. Die Last wird von mehreren neuen Trägern im Gebäude abgetragen. Angenommen, dafür sind nur 6 Stützen vorgesehen, dann  wäre das eine "Verstärkung" jeder Stütze um 2 Quadratzentimeter.

Zur Veranschaulichung: Für die 18 to reicht ein einfacher Doppel-T-Träger von 10 x 10 cm, der eine Fläche von 20,9 cm² hat. Ein solcher Träger hätte dabei noch eine Reserve von knapp 40 Prozent oder rund 7 Tonnen.
Würde statt des einfachen 10 x 10 Trägers die verstärkte Ausführung gewählt, ständen 44,2 Quadratzentimeter mit einer Traglast von knapp 62 Tonnen zur Verfügung.

Das nannte der Architekt eine "wesentliche Verstärkung", die eine neue "umfangreiche Berechnung" der Statik erfordere, einschließlich eines neuen schriftlichen Auftrags.

Welche Mehrkosten entstehen?

Für die "wesentliche Verstärkung" der Stahlträger im Erdgeschoss würden 4 Meter Träger von der kleinsten Größe 10 x 10 cm ausreichen.
Ein solcher Träger hätte ein Gewicht von 65,5 kg. Der Preis für eine Tonne Baustahl, angenommen mit einem hohen Wert wegen der Preisschwankungen von 600 Euro/to.

Materialkosten 40 Euro

Selbst diese Materialkosten sind höchstwahrscheinlich nicht notwendig, weil bei der Bemessung der Träger in der Regel ausreichende Reserven vorhanden sind.
Eine neue Statik schriftlich in Auftrag geben, ist überflüssig. In Programmen – mit denen heute überall gerechnet wird – braucht nur der erhöhte Wert eingegeben werden und zu sehen, ob sich diese Belastung überhaupt so auswirkt, dass neue Stahlträger-Dimensionen erforderlich sind.

Nachhaltigkeit

Der Umbau der Engelapotheke sollte das Gebäude mindestens für die nächsten 100 Jahre ertüchtigen. Je vielfältiger das Gebäude genutzt werden kann, desto nachhaltiger ist es. Was geschieht, wenn sich für die beiden Wohnungen von rund 170 m² keine Mieter finden, die den notwendigen Mietpreis bereit oder in der Lage sind zu zahlen? Stehen dann die Wohnung leer? Müssen die Wohnungen dann unter der ortsüblichen Miete belegt werden und die Steuerzahler müssen für den Verlust aufkommen?  Warum nur eine Wohnung je Etage, warum nicht zwei kleinere Wohnungen? Auch das lässt sich realisieren – wenn man will. Den Umbau nur für eine Nutzung auszurichten ist kurzsichtig und damit unverantwortlich.

Magistrat, Stadtverordnete und Bürger getäuscht

Mit der Aussage der neuen Statik und den Mehrkosten von mindestens 50.000 Euro sollen die Stadtverordneten für dumm verkauft werden. Anders kann diese Aussage nicht gewertet werden. Es zeigt, dass der Bürgermeister kein Interesse daran hat, wirklich eine Diskussion zu führen, in der Alternativen und die Wirtschaftlichkeit geprüft werden.
Die Hessische Gemeindeordnung und ihre Vorschriften für die Haushaltsführung werden so gröblich missachtet. Es scheint dem Bürgermeister nur daran gelegen zu sein, sein Vorstellungen durchzusetzen, gegen alle vernünftigen Überlegungen, auch gegen die aus der Mehrheitspartei.

Diese Einschätzung hatten auch die Stadtverordneten von FWG und Bürgerliste, die die Sitzung vor den Beschlüssen verließen.

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14 Kommentare zu “Engelapotheke: Mit Falschinformationen zu Beschlüssen”

  1. Marianne Prieß

    3.333 Beiträge seit Beginn des "Hinguckers" im Februar 2008.

    23.272 Kommentare veröffentlicht.

    584 KommentatorInnen beteiligt.

  2. Phil Antrop

    Zwei Fragen drängen sich mir auf, wie kann man in einer Sitzung Angaben zu Vorschlägen machen, wenn man gleichzeitig die Statik erst teuer berechnen muss und wo sind die Berechnungen der beiden " Fachleute" die hier Frau Edelmann Rauthe geantwortet haben, belegen damit die Wahrheit ihrer Aussagen?

    Wieviel Personen waren nachdem Herr Pfalz und einige der FWG gegangen waren noch anwesend  und wie sah das Abstimmungsergebnis aus?

  3. Phil Antrop

    Wie viel Prozent der ursprünglichen Fachwerkstruktur der ehemaligen Engel Apotheke bleibt denn nach Fertigstellung erhalten?

    Gab es im Vorfeld vor der Entscheidung der Sanierung einen entsprechenden Kostenvergleich?

    Wie sieht nach Abzug von Flächen für Treppenhaus und Aufzug die nutzbare Fläche der Wohnungen aus die in der Obertorstraße 1 entstehen sollen?

    wie weit stimmen die derzeitigen bzw. Jetzt durchgeführten Bauarbeiten mit der als Grundlage dienenden und genehmigten Planung überein?

    Verstoßen die Änderungen gegen Förderrichtlinien oder gegen erteilte Ausgabenermächtigungen?

    warum kann der Bauamtsleiter in den Sitzungen oder beinRückfragen keine Auskünfte geben, sondern verweist immer nur an den Bürgermeister?

  4. Gotthard

    zu 2.

    Das Protokoll der Sitzung vom 27.03. könnte da zur Aufklärung beitragen, wenn es denn schon auf der Homepage der Stadt veröffentlicht wäre.

  5. Anneliese

    Mir kommter der gedanke immer näher.

    Original Fassade stehen lassen, den Rest abreisen und wieder neu aufbauen.

    Und der vorteil:

    Richtige Raumgrößen, optimal energetisch und wahrscheinlich bleibt noch Geld übrig.

  6. Gotthard

    zu 5.

    Ja das sind leider verschwendete Gedanken. Die Entscheidung ist längst gefällt die Engelapotheke und Obertor 1 mit Wohnungen auszubauen.

    Investitionssumme für beide Gebäude min. 3-3,5 Mio.

  7. Wähler

    Auskunft durch den Bauamtsleiter………….

    Ich halte es keinesfalls für abwegig, wenn der Bürgermeister manchen Amtsleitern die Weisung erteilte, zu bestimmten Themen ausschließlich selbst Stellung zu beziehen (…)

  8. Scherzbold

    170 qm

    Wer hat so viel Pinke, Pinke, wer hat so viel Geld….

    P.S.: Es dürften die beiden größten Mietwohnungen in Homberg werden.

  9. AnwaltsLiebling

    Magistrat, Stadtverordnete und Bürger getäuscht

    Ich vertrete die Auffassung, dass der Bürgermeister in Abstimmung mit seinem Küchenkabinett handelt.

    Die Vertreter des Küchenkabinetts kann ich nur erahnen.

    Da ausschließlich Fakten zählen, unterlasse ich Spekulationen in diese Richtung.

    DMS:

    Bei Ihren anschaulichen Baubewertungen ( Hohenburg, Ärztehaus, Engelapotheke usw.) werde ich auf meine alten Tage noch zum Baufachmann. 🙂

    Schwere Kost   – der Versuch diese für Laien verständlich zu machen.

  10. Homberger Jeck

    Waren dort Homberger Führungskräfte und Entscheider anwesend?

    http://www.nh24.de/index.php/schwalmstadt/201-schwalmstadt/94279-fachwerk-wertschaetzen-und-vermarkten

  11. Anneliese

    Habe gestern Abend Mario Barth gesehen.

    Wäre doch mal eine Idee:  

    Die 2,7 Millionen für den Marktplatz 15 und die fast 2,4 Millionen für die Engel Apotheke zu melden!?

  12. Bürger 2004

    @ 11: Ich hatte die Redaktion schon einmal angeschrieben wegen dem ganzen Irrsin hier. Die haben auch interesse gezeigt. Nur müsste einer mit Sachkenntnissen mit der Redaktion sprechen und das ganze auf Sendung bringen. Es bringt ja nichts wenn da am Abend nur Halbwahrheiten oder falsche Dinge gezeigt werden… Der richtige Mann hierfür wäre……….

  13. Bürger 2004

    Eines ist sicher. Es würde eine Abendfüllende Sendung geben und Homberg allein würde reichen um die Sendezei zu verbrauchen. Mario hätte mit Sicherheit auch seinen Spass.

  14. Homberger Jeck

    Da könnte Mario Barth aber gleich noch ein paar andere Sachen aufs Korn nehmen.

    Da ich es nicht kontrolliere: Die Ortsschilder sollten mit dem Zusatz "Reformationsstadt" versehen werden. Hat man beschlossen und um Kosten zu sparen, allerdings nur im Austausch,wenn Schilder erneuert werden müssten. Die Schilder in den Ortsteilen sollten nicht geändert werden, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt!

    Was ist denn hier bisher geschehen? Wie viele wurden warum erneuert und was hat das alles gekostet?

    Hat das je jemand kontrollierrt ?

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