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„Bild und Bibel“ im 8. Jahr der Lutherdekade

8 Jahre LutherdekadeHomberg rühmt sich, eine Reformationsstadt zu sein, sie will sogar ein Haus der Reformation organisieren – seit Jahren. Die Lutherdekade der evangelischen Kirche läuft bereits seit September 2008 und ist bald zu Ende, ohne das bisher außer Absichtserklärungen etwas Greifbares zu sehen ist.

Dieses Jahr, das achte der Lutherdekade, steht unter dem Thema "Bild und Bibel".

Zu dem Thementeil Bild könnte man in Homberg etwas sagen.

Hauptportal der Stadtkirche St. Marien

Portale

1. Wo sind die Skulpturen der Apostel oder der Heiligen, für die am Haupteingang der St. Marienkirche Konsolen und Baldachine zu erkennen sind?

In der Gotik wurde der Haupteingang zur Kirche, mit den Skulpturen geschmückt. Siehe als ein Beispiel die Kathetrale von Chartres. (Foto rechts)

Am Hauptportal der Kirche  sind 11 Plätze von den Steinmetzen vorgesehen worden, doch die Skulpturen fehlen.

Eine Erklärung liegt nahe: Die Skulpturen sind im reformatorischen Bildersturm zerstört oder entfernt worden, wie zahlreiche andere Bilder und Skulpturen auch, wie sie in den vormals katholischen Kirchen zu finden waren. In der Reformation gab es eine Richtung, die sich gegen jegliche bildnerische Gestaltung richtete, es sollte nur das Wort der Bibel gelten. Diese Haltung findet sich auch in den evangelischen Kirchen, in denen es keine Altarbilder gibt, sondern nur die aufgeschlagene Bibel.
Die Frage nach dem Verbleib der Skulpturen hatte schon früher beschäftigt. Im Fall Hombergs konnten an den Standplätzen keine Halterungen oder Verankerungen festgestellt werden. So wird davon ausgegangen, dass es nicht mehr dazu kam, dort Apostelfiguren aufzustellen. So blieben die 11 Plätze bis heute leer.

Klosterauflösung [1]Plünderung der Klöster
Nach der Homberger Synode im Oktober 1526 wurden 1527 Klöster aufgelöst. Auf einem Wandgemälde in der alten Aula der Universität Marburg wird dies verharmlosend als "Dominikaner überlassen ihr Kloster der Universität – 1527" dargestellt. Gab es keinen Widerstand gegen die Enteignung? Wurde das widerspruchslos hingenommen? Welcher Druck wurde vom Landesherren aufgebaut, damit die Klöster ihm überlassen wurden? Umgangssprachlich muss wohl von einem Raubzug gesprochen werden. Auffällig ist, dass es keine detailierten Berichte darüber gibt. Es ist wie so oft: die Geschichtsschreibung der Sieger.

In Nordhessen wurden aufgelöst: Kloster Breitenau, Kloster Merxhausen, Kloster Haina, Kloster Haydau. Breitenau wurde Pferdestall, Haydau wurde landgräfliches Jagdschloss.

Die neu geschaffene evangelische Universität Marburg wurde mit den übernommenen Klosterbesitzungen finanziert.

Reformationsfenster [2]Reformationsfenster in der St. Marien Stadtkirche
Das Mittelfenster im Chor der Kirche wurde als Marienfenster Ende des 19. Jahrhunderts gestaltet. Im Fenster sind auch vier Reformatoren [3] abgebildet, Luther, Melanchton, Zwingli und Calvin.

Luther war mit den Beschlüssen der Homberger Synode nicht einverstanden, sie wurden niemals umgesetzt. Auch die neue Kirchenordnung fand nicht die Zustimmung Luthers.
Luther steht aber auch für seinen Judenhass und die Hexenverfolgung.

Melanchton gilt als Lehrer Deutschlands, der sich für das damalige Bildungswesen einsetzte. Er trat aber auch für die Verfolgung der reformatorischen Täuferbewegung ein und begründete die Todesstrafe gegen ihre Anhänger. Zur Hinrichtung von Michael Servet [4] auf den Scheiterhaufen gratulierte er Calvin in Genf.

Auch der Schweizer Zwingli trat für die Verfolgung und Hinrichtung der Anhänger der "Täuferbewegung" ein.

Calvin war als Reformator in Genf aktiv. Auch er verfolgte die Täufer und rief den Magistrat zu rigorosem Vorgehen gegen Andersgläubige auf. Einer seiner Kritiker, Sebastian Castellio, warf Calvin Machtgier und Machtmissbrauch vor.

Neben den vier Reformatoren im Reformationsfenster von 1897 ist kein Platz für den Humanisten Erasmus von Rotterdam, der ebenfalls die Auswüchse der katholischen Kirche verurteilte, aber auch den Dogmatismus Luthers. Über den Humanisten Erasmus schrieb Luther: „Wer den Erasmus zerdrückt, der würget eine Wanze, und diese stinkt noch tot mehr als lebendig.“

(Foto: Dr. Klaus Lambrecht, Wikipedia [5] )

Haus der Reformation für die Reformationsstadt Homberg
Zwei Jahre vor dem Jubiläumshöhepunkt 2017 will sich Homberg weiterhin Gedanken zur Reformation machen. Als richtigen Mann sieht Bürgermeister Dr. Ritz (HNA31.12.2014) Dr. Richhardt an dieser Stelle. "Da ist er gut vernetzt und verdrahtet", sagt Ritz. "Wir müssen das Thema verstärkt und personell auch professionell bearbeiten. Dafür wäre Dr. Richhardt der richtige Mann."
"Das Thema Reformation sei eines, mit dem man eine gute Möglichkeit habe, Geld einzuwerben", erklärte Ritz. "Das sollte uns gelingen, damit wir 2017 nicht nur Zaungast sind."

Dr. Richhardt kann den Touristen ein attraktives Angebot machen, bis 2017 ist nicht mehr viel Zeit. Seit seinem Amtsantritt 2012 ist außer dem Titel "Reformationsstadt", durch den niederländischen Verein "Refo 2000" (zu dem zum Beispiel die Reformationsstadt Wittenberg nicht gehört) und den Plänen für ein Reforamtionshaus noch nichts geschehen.
Auf der ofiziellen Seite zur Lutherdekade www.luther2017.de  ist außer dem Namen des Fördervereins [6] 'Haus der Reformation' Homberg (Efze) e. V. bisher nichts zu finden.

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Kommentare sind deaktiviert Empfänger "„Bild und Bibel“ im 8. Jahr der Lutherdekade"

#1 Kommentar von Phil Antrop am 2016 April 2 00000004 9:17 am 145958504409Sa, 02 Apr 2016 09:17:24 +0100

Ausgerechnet Luther hatte man sich zum Aprilscherz auserkoren.

Als solcher sofort erkennbar, aber er zeigt zugleich auf, dass es da bis heute, kurz vor Ende der Luther-Dekade nur so eine Art Black Hole gibt.

Haus der Reformation( der designierte Geschäftsführer ist entschwunden), Veranstaltungen der Frequenz und Qualität zunehmen, nach Außen sichtbares in Tourismus und dem Rahmen den die Altstadt bietet? Außerschulische Lernorte? Das Gebäude wird zur Baustelle.

Und dann werden 3 Personen gelobt. "Eine große Portion Humor bewiesen bei der Vorbereitung unseres Aprilscherzes vor allem drei Personen:  Pfarrerin Anke Zimmermann, Hombergs Bürgermeister Dr. Nico Ritz und der Landart- Künstler Dr. Hans-Joachim Bauer. 

Für was eigentlich?