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Das Geschäft mit den Bäumen

Bildschirmfoto: Aus der Panorama Sendung "Das Geschäft mit den Bäumen"
"Das war eine gepflanzte Kiefer"

Bereits vor einem Jahr berichtete Panorama (06.04.2021) über das Geschäft mit der Bäumen.

Sie versprechen, die Welt zu retten – und pflanzen Bäume dafür. Das Business mit den CO2-Wäldern ist riesig. Ob bei Schokolade, Schuhen oder Kondomen – ein neuer Baum liefert den letzten Kaufimpuls. Aber stimmen die Versprechen? Entstehen überall neue Wälder, wenn man ein Produkt kauft?
Die Reporterinnen  haben monatelang zum Baum-Business recherchiert und mussten feststellen: Statt riesiger Eichenhaine oder Buchenwälder gibt es immer wieder Monokulturen, Doppelbuchungen oder ganz einfach klägliche Sämlinge, die das erste Lebensjahr nicht überleben.
Quelle

Link zu dem Film: Das Geschäft mit den Bäumen   [1]
Link zu der Webseite [2]des Films.

Auch in Homberg wurde für das Geschäft mit den Bäumen in diesem Frühjahr intensiv geworben. siehe hier [3]und hier.
  

Wer profitiert wie von dem Geschäft?

 "Wer profitiert von dem Geschäft mit den Bäumen?" fragten die beiden Reporterinnen von Panorama.

Wie groß ist das Geschäft?

Für das Projekt Mischwald in Homberg sind für 1.618 Baumpflanzen-Spenden eingegangen, heißt es auf der Webseite der Stadt.
Eine Pflanze wird mit 1,89 Euro berechnet. Das ergibt eine Spendensumme von 3.058 Euro. Davon gehen 15 Prozent ab für das Unternehmen travelandplant in Gudensberg, also 458,70 Euro für das Management der Firma. Bleiben für die Pflanzung 2.599 Euro.

Was gewinnen die Baumspender?
Ein gutes Gewissen für die nächste Urlaubsreise, denn sie haben etwas getan, das CO2 langfristig in einem Baum zu binden. Die ökologischer Fußabdruck hat sich für sie etwas verkleinert. Sie können auch über die Webseite von travelandplant zu dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes gelangen und ihre gesamte Emissionsbilanz berechnen lassen. 
Der Urlaubsflug von Frankfurt nach Mallorca und zurück schlägt sich mit 0,51 Tonnen CO2 in der Bilanz nieder, in den wenigen Stunden des Fluges.
Ein Baum soll nach Angaben von travelandplant 0,21 Tonnen CO2 im Laufe seines Lebens in seinem Holz binden. Wohlgemerkt: Im Laufe seines Lebens von vielleicht 60 oder 80 Jahren. Vorausgesetzt das Pflänzchen kann sich gut entwickeln, wird nicht vorzeitig Opfer von Sturm und Trockenheit.

Was gewinnt das Unternehmen travelandplant?

Travelandplant erhält schon einmal aus der Aktion 458 Euro für sein Management. Es verschafft der Reisebranche ein bisschen besseres Image trotz der großen Emissionen der Branche. Es dient also der Förderung des Reisens. Nicht umsonst nennt sich das Unternehmen travel and plant.
Wenn das Unternehmen die Gelder bei öffentlichen oder gemeinnützigen Organisationen einzahlt, ist das eine Spende, und das Unternehmen kann eine steuermindernde Spendenbescheinigung beanspruchen.

Was gewinnt die Stadt Homberg?

Die Spender geben ihr Geld im guten Glauben, dass sie damit etwas für die Umwelt tun, weil mehr Bäume gepflanzt werden. Doch die Stadt als Waldeigentümerin ist aufgrund des Waldgesetzes sowieso dazu verpflichtet, wieder aufzuforsten. Der Wald ist ein Wirtschaftsbetrieb der Stadt, er hat Einnahmen und Ausgaben und er hatte vor Jahren noch eine sogenannte Forstrücklage in Höhe von 400.000 Euro, die für die Wiederaufforstung und für Waldschäden bestimmt war. Waldbesitzer müssen für ihren Wald einen Betriebsplan erstellen. In der Regel übernimmt das die Forstverwaltung. Wird in Homberg die ordnungsgemäße Forstwirtschaft sichergestellt, wie es das Gesetz verlangt?

§ 5 HWaldG – Planmäßige Forstwirtschaft
(1) Planmäßige Forstwirtschaft ist eine Bewirtschaftung auf der Grundlage eines Betriebsplanes zur
Sicherstellung der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft sowie der Nachhaltigkeit.
(2) 1Die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer von Wald mit einer Forstbetriebsfläche ab 100 Hektar haben
ihre Ziele der Waldbewirtschaftung in Betriebsplänen festzulegen. 2Die Betriebspläne sind in der Regel für
zehn Jahre aufzustellen. 3Dabei bleibt die Wahl der Betriebsform, die Festlegung zur Holzproduktion und ihrer
Nachhaltsbestimmungsgrößen der Waldbesitzerin und dem Waldbesitzer überlassen, soweit hierdurch die
Erfüllung der Grundpflichten nicht gefährdet wird. 

Bis jetzt ist nicht bekannt, wie groß die Schäden durch Stürme und durch Trockenheit in den letzten Jahren sind. Was hat die Bergung des Stammholzes am Burgberg gekostet? All das wird vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen.

Die gutmeinenden Baumspender haben letztlich der Stadt und dem Bürgermeister geholfen, die Kasse zu füllen, die eigentlich durch die Waldbewirtschaftung oder den Steuerzahler gefüllt wird. Die 400.000 Euro hätten leicht ausgereicht, doch die Kasse wurde zweckentfremdet geleert, um Schulden der Stadt auszugleichen.

Der Gewinn der Stadt liegt vor allem in dem PR-Effekt. Viel Publicity für wenig Effekt. Aber das ist bei vielen  Vorhaben der Stadt zu beobachten.
   

Naturverjüngung

In dem Panoramabericht geht der Förster auch auf die Naturverjüngung ein, die gar nichts kostet. Einen solchen Versuch hätte auch die Stadt Homberg durchführen können. Das Hessische Waldgesetz sieht das ausdrücklich vor.

§ 7 HWaldG – Wiederbewaldung, Erhaltung der Waldbestände
(1) 1Kahlflächen, Blößen und verlichtete Grundflächen mit einer Flächengröße von mehr als 0,5 Hektar sind durch die Waldbesitzerin oder den Waldbesitzer innerhalb von sechs Jahren durch Naturverjüngung, Pflanzung oder Saat wieder zu bewalden. 2Die Forstbehörde kann für die Wiederbewaldung eine angemessene Frist setzen und Pflanzung oder Saat anordnen, sofern sich der Wald nicht natürlich verjüngt