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Der Osterbach in Wernswig: Hochwasser und Kastenkanal


Foto: Osterbach in Wernswig innerhalb der Dorflage

  
Der Osterbach führt durch Wernswig, ist aber nicht zu sehen. In der Ortslage fließt er seit 1955 in einem unterirdischen Kastenkanal und ist erst unterhalb der Sondheimer Straße wieder oberirdisch bis er wenig weiter in den Niederbach mündet
.

   
Im Nachtrag zur Wernswiger Chronik von 1997 ist zu lesen:

"Der Osterbach, der Wernswig durchfließt, war bis 1850 noch vielfach Wasserlauf und Fahrstraße zugleich. Die Gemeindeverwaltung beschloss 1851, das Dorf gang- und fahrbar zu machen. Der Bach wurde hier und da geringfügig reguliert. Die Straße an einigen Stellen höher gelegt und Brücken gebaut.

1853 baute der Mauermeister Heine im Auftrag der Gemeinde die Brücke beim Hof Ranft.

1858 wurde die Brücke von der Hauptstraße zum damaligen Raiffeisen-Lagerhaus – heute Puppenbühne – errichtet.

1955, ca. 100 Jahre später, wurde der Osterbach von Höhe des Friedhofswegs bis zum Dorfende Grundstück Knauff mit einem Kastenkanal verbaut.

 

Foto: Offener Bachlauf in der heutigen Hauptstraße entlang der Scheune des Hofes Ranft mit der 1853 gebauten Brücke über den Osterbach

Foto: Offener Bachlauf mit Teil der Brücke an dem ehemaligen Raiffeisenlager, später Raiffeisenkasse und heutiger Puppenbühne. Im Hintergrund die Pfarrscheune

   
Bau des Kastenkanals

1955 wurde für den Osterbach in der Dorflage in eine Kastenkanal gebaut.

 

Foto: Bau des Kastenkanals in der Hauptstraße entlang der Scheune Ranft, die in den 90er Jahren abbrannte.

 

  

 

Foto: Bau des Kastenkanals unter dem Fußweg von der Hauptstraße zum Abel-Becker-Weg. Im Hintergrung die Pfarrscheune.


Das Hochwasser 1955

Am 20. Juli 1955, der Kastenkanal und die Hauptstraße war gerade fertig gestellt, richtete ein Hochwasser großen Schaden in Wernswig an. Erich Stemmler schrieb später in seiner Lebenserinnerung:

Am 20. Juli 1955, abends gegen 22 Uhr, hatten wir Hochwasser in Wernswig. Im Wald, im Steinbruch war das Bachbett vom Osterbach schon früher etwa 10 Meter hoch verschüttet worden und der Bachlauf sickert nur unten durch. Dann fiel in Lenderode ein Wolkenbruch, das Wasser staute sich, bis es plötzlich in einer Flutwelle zu Tal stürzte und das ganze Geröll mit sich riss.

Die Brücke bei Familie Röse konnte das Wasser nicht fassen, es lief einen halben Meter hoch die Straße hinunter und riss alles mit. Wir hatten an diesem Abend Kino im Saal. Als ich rausschaute und die Gefahr erkannte, gab ich Feueralarm, und wir haben dann aus den Ställen das Vieh herausgeholt. Bei Rösen fingen wir an, Ziegen und Schweine kamen hoch in den Hausflur. So wurde es im ganzen Dorf am Wasserlauf hinunter bis zu Lauers gemacht.

Der Kastenkanal von Apels Haus bis zu Lauers war kurz vorher fertiggestellt und die Straße bei Ranfts neu geteert worden. Der Stall von Heinrich Hohmann (oberhalb unserer Brücke) schwamm in ganzer Größe die Straße hinunter und zerschellte unterwegs. Das Holz lag später in der Kannelwiese, unterhalb des jetzigen Edeka-Geschäfts. (inzwischen aufgegeben)

Dank der Arbeit der Feuerwehr waren im Dorf die Schäden in Grenzen geblieben. Durch die Sirene waren alle rechtzeitig gewarnt worden. Die neue Straße war allerdings von Hans Nickel bis Heinrich Freund total zerstört.“

Quelle: Erich Stemmler  Das war mein Leben, zitiert nach "900 Jahr Wernswig"

  
Schwerlastverkehr und Erneuerung des Kastenkanals

In den 66 Jahren seit dem Bau des Kastenkanals hat der Verkehr zugenommen und die Fahrzeuge sind schwerer geworden,  Trecker und Landmaschinen. Besonders belastend ist der Verkehr zum und vom Basaltwerk in Großropperhausen. Die Anwohner der Hauptstraße haben am meisten unter dem Lärm zu leiden, aber auch die  Bewohner von Lenderscheid. Ganz besonders genervt sind die Großropperhäuser, bei denen sich der Schwerlastverkehr aus allen Richtungen konzentriert.

Ob der Kastenkanal diesem neuen stärken Belastung gewachsen ist, wurde bisher nicht geprüft, zumindest ist darüber nicht informiert.

Ganz anders sieht es an der Stelle im Osterbach aus.

 

Foto: Straßenschild des Weges "Am Osterbach" mit dem Schild für Lkws verboten.

 

Foto: Der Weg "Am Osterbach" liegt über dem Kastenkanal. Nachdem der Edeka-Laden nicht mehr existiert, wird der Weg nur noch wenig genutzt. Die Einfahrt für Lkws ist schon lange gesperrt.

  
Dort ist die Durchfahrt für Lkws gesperrt, die Durchfahrt auf 1,5 T begrenzt.  Nachdem der Edeka-Laden geschlossen hat, ist auch der Fußgängerverkehr stark zurück gegangen. Dieser kaum belastete Kanalabschnitt soll jetzt erneuert werden, während der belastete Teil in der Hauptstraße nicht angerührt wird.

Die Logik ist nicht nachvollziehbar, es ist reine Geldverschwendung.