HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Der Stadtpark ist in Gefahr: Sichern statt zubauen

Foto: Bäume im Stadtpark litten schon im August 2020 unter Trockenstress. Diese Entwicklung wird weiter gehen. Der letze feuchtere Sommer brachte keine Wende, nur eine kurzzeitiges Aufatmen.

Der Stadtpark ist in Gefahr. Zuallererst durch die Klimaschäden und durch die Übernutzung der kleinen Anlage in den letzten Jahren.
Schon im August färbte sich das Laub braun als Folge des Trockenstresses und der andauernden Bodenverdichtung durch Bau- und Veranstaltungsfahrzeuge. Schotter wurde aufgefüllt, um für die Bühne einen trockenen Platz zu schaffen. Das alles hat nichts mit Klimaschutz zu tun.
  

Es gibt wieder Fördermittel

Das genutzte Förderprogramm "Wachstum und nachhaltige Erneuerung" soll Wohnquartiere nachhaltig entwickeln.

Es setzt einen Schwerpunkt bei der Brachflächenentwicklung zur Unterstützung des Wohnungsbaus bzw. zur Entwicklung neuer Quartiere. Umweltbezogene und ökologische Aspekte wie die z.B. die Klimafolgenanpassung sollen noch stärker berücksichtigt werden. Quelle

Eine Brachfläche ist der Stadtpark nicht. Wenn eine Klimafolgen-Anpassung berücksichtigt werden soll, bedeutet das Sicherung des Baumbestandes. Dazu gehört es, die Übernutzung und weitere Verdichtung des Bodens zu beenden. Was zur Zeit in Homberg geplant wird, ist Etikettenschwindel. Sinnvolle Fördermittel sollen wieder einmal zu ganz anderen Zwecken missbraucht werden. Spötter können später einmal sagen: Um die Fördermittel nutzen zu können, musste doch erst einmal eine Brachfläche geschaffen werden.

Eines der Handlungsfeld, das eher auf den Stadtpark zutrifft:

Maßnahmen der wassersensiblen Stadt- und Freiraumplanung und zur Reduzierung des Wärmeinseleffektes  Quelle

Der Wärmeinseleffekt ist auf der gegenüberliegenden Seite auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums in vollem Bewusstsein aller Magistratsmitglieder und der Mehrheit der Stadtverordneten geplant worden, die Projektentwickler hatten darauf hingewiesen. Im Bebauungsplanverfahren wurde darüber entschieden, dass die Belebung der Stadt durch das Einkaufszentrum Priorität hat. Vermutlich haben die meisten schon wieder vergessen, wozu sie einmal zugestimmt hatten.

 

 

Die Stärkung der Attraktivität des Standortes
im zentralen Versorgungsbereich
der Stadt Homberg /Efze) hat hier Priorität.

 

  
Der Park müsste als Naturraum gesichert werden, indem sich  die Bäume dauerhaft entwickeln können. Nur gesunde Bäume verdunsten Wasser, wodurch ein kühles Kleinklima unter den Bäumen entsteht. Je größer und älter die Bäume sind, desto  größer ist das Blätterdach, das diese Leistungen vollbringt. Die Blätter in der Baumkrone können das aber nur tun, wenn in dem gleichgroßen Wurzelraum unter der Erdoberfläche die Lebensbedingungen erhalten bleiben. Dazu gehört mehr als nur Wasser. Es braucht Erdboden in einem Zustand, in dem sich das Bodenleben der vielen Kleinstlebewesen entwickeln kann, die die Nährstoffe für den Baum aufbereiten. Wenn das nicht besteht, gibt es dauerhaft auch keine Bäume mehr, dann ist es aus mit dem Park.

Die jetzt geplanten Maßnahmen sind dafür nicht geeignet, sie gefährden den Park und seine ausgleichende Klimafunktion noch mehr.
 

Geplante Baumaßnahmen im Park

Beim Bau neuer Weg muss für den Unterbau der neuen Wege, der Boden abgegraben werden  und mit Steinmaterial aufgefüllt werde., das geht nur durch Eingriff in den Boden und hat Wurzelschäden zu Folge.
Ein Familiencafé am oberen Parkrand hat zur Folge, dass Abwasserrohre für die Toiletten durch den Park nach unten zur Kasseler Straße verlegt werden müssen. Ein Graben, der zahlreiche Wurzeln beschädigt.

Die Beleuchtung der Wege schafft Lichtverschmutzung, gerade dort, wo am ehesten noch Insekten, Fledermäuse und andere nachtaktiven Tiere ihren  Lebensraum haben. Mit dem Verlust der Insekten geht auch die Nahrung für die Vögel verloren, die davon leben. Die Lampen werden zu Insektenfallen und beschleunigen das Artensterben

Mit den Baumaßnahmen soll erreicht werden, dass mehr Menschen und dauerhaft mehr Veranstaltungen in den kleinen Park kommen. Damit ist die weitere Zerstörung vorprogrammiert. Es werden weiter alte Bäume "entnommen" werden, wie die Planer das verschleiernd nennen. Zu den schon jetzt geplanten Maßnahmen werden weitere kommen. Das wird dann mit Verkehrssicherung begründet werden.

Foto: Erneuerung des Fußweges am Friedhof. So wird es auch den alten Bäumen im Stadtpark "Alter Friedhof" ergehen.

  
Fünfter barrierefreier Zugang zum Park

Die gerade stattfindende Diskussion um einen weiteren barrierefreien Zugang zum Park lenkt von der zentralen Aufabe ab, die Überlebensbedingunge für alle Bäume des Parks zu sichern, damit der kleine Park seine Funktions als kühlende Insel erhalten kann.
In dem HNA-Bericht über die Ortsbesichtigung des "Ausschusses für Bau, Planung, Umwelt und Stadtentwicklung", wurden von Planern und Bürgermeister keine sachlichen Argumente vorgetragen.

   
Die Planer sagten nur, der barrierefreie Zugang sei wichtig. Der Bürgermeister sah an der Stelle in der Kasseler Straße den Eingang zur Innenstadt, eine dürftige Begründung. Der Planer legte etwas nach und meinte, Rollstuhlfahrer könnten dann zum Kirchenbesuch auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums parken, über die Rampen zum kombinierten Geh- und Radweg fahren, über den bis zur Bedarfsampel über die Kasseler Straße und dann über die Rampe zum Kirchenvorplatz.
Von einem Planer könnte man erwarten, dass er sich mit der Örtlichkeit genauer auskennt und nicht die anderen Wege ausblendet.
  

Eingang zur Innenstadt

  Foto: Einer der vorbereitete  Bauplätze für das Fachmarktcenter, die keiner braucht.


Wer über die Kasseler Straße in die Stadt fährt, kommt zuerst an der Brachfläche des Fachmarktcenters vorbei. Dieses Gebiet wurde von den Stadtverordneten gezielt für ein Tankstelle, Elektromarkt, Tierfutter Markt und ein Restaurant festgelegt, um so die städtebauliche Entwicklung zu steuern. Sie sind bereitwillig den Versprechungen des "Investors" gefolgt und haben dessen Ideen zur Grundlage der Stadtentwicklung gemacht. Das Gebäude für den Getränkemarkt wurde zwar gebaut, steht aber seitdem leer.  Dafür haben wurden  dann noch die städtischen Bäume entlang der Straße vom Bauhof entfernt, für eine "kleine Spende" des Investors.

   Foto: Kulturdenkmal "Villa Wiskemann" und was davon als Umfeld noch blieb.


Wenn Homberger Besucher die Kasseler Straße weiter nach oben fahren, werden sie dort, wo die Straße auf der Höhe der katholischen Kirche abknickt, gut die gesamte neue Front des Einkaufszentrums mit einem verbauten Kulturdenkmal sehen. Die Planer sagten, die Umgebung wäre passend zum Kulturdenkmal gestaltet worden. Betonwände, LKW-Einfahrt, Müllcontainer, Leerflächen – das versteht das Kassler Planungsbüro ANP darunter? Es ist kein kleines Anfängerbüro, die Gründerin und Gesellschafterin des Büros ist die Architekturfunktionärin Barbara Ettinger-Brinkmann, die auch Präsidentin der Bundesarchitektenkammer und vieler weiterer namhafter Einrichtungen ist.
Links vom Blickfeld soll nun der Eingang in die Innenstadt mit einer barrierefreien Rampe entstehen, für die alte Bäume geopfert werden sollen, so jedenfalls Planer und Bürgermeister. Zum Glück hat Bernd Herbold sich in der Stadtverordnetenversammlung vehement für den Erhalt aller alten Bäume eingesetzt. Darin besteht der Wert des Parks. Auch die Grünen haben sich für den Erhalt der Bäume eingesetzt.
   

Das Tor zu Altstadt

Foto: Stahlgerüst "Blumentor" mit Weihnachsschmuck

   
Wer "Fachwerk vom Feinsten" sehen will, fährt in die Altstadt, dort soll er das laut Werbung der Stadt finden. Am Eingang wird er von einem Stahlgerüst begrüßt, dass je nach Jahreszeit vom Bauhof geschmückt und gepflegt wird.
Was der Besucher nicht mehr sehen kann, ist der Baum, der dort einmal von anderen Planern beim Ausbau der Westheimer Straße geplant wurde und gut gedieh. Dieser Baum wurde ausgesucht, weil er besonders gut mit Trockenheit und Hitze zurecht kommt und keiner laufende Pflege durch die Bauhof-Mitarbeiter bedarf. Der Baum wurde abgesägt, die Spuren beseitigt, um das Stahlgerüst mit Wasser- und Stromanschluss zu errichten.

Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass die Einsicht wächst, die bei Bürgern größer ist, als bei den Vertretern der Bürger. Vielleicht gedeiht die Einsicht, die Bernd Herbold vorbrachte, und der auch die Grünen zugeneigt sind.

 

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