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Echter Waldkindergarten?

BildImmer mehr Eltern wünschen sich für ihre Kinder einen Waldkindergarten [1].
In einem Waldkindergarten sind die Kinder den ganzen Tag im Wald und entwickeln mit dem, was vorhanden ist, ihre Spiele und ihr Zusammenleben. Schlechtes Wetter gibt es dabei nicht, sie haben entsprechende Kleidung gegen Regen oder gegen Kälte. Nur für Extremwetterlagen gibt es einen Schutzraum.

Eltern, deren Kinder im Waldkindergarten groß geworden sind, berichten davon, dass die Kinder ein besseres Sprachvermögen und ein besseres Sozialverhalten haben. Verständlich, denn darauf kommt es an, wenn man im Wald aufeinander angewiesen ist. Dieser Vorsprung [2] in der Entwicklung zeigt sich positiv auch in der Schule.
Wer bei Wind und Wetter draußen war, den wirft so schnell nichts um. Die Kinder sind auch später in der Schule abgehärteter und gesünder.

Vor allem aber lernen die Kinder, sich mit ihre Umgebung auseinander zu setzen. Was sie im Wald finden, verwandelt ihre Phantasie in die verschiedensten Spielzeuge. Eine Fähigkeit, die sie im Leben brauchen können.
Sie sind nicht auf elektronische Spielzeuge immer neuerer Machart angewiesen.

Waldkindergarten Wernswig
Schon länger gibt es das Konzept für einen Waldkindergarten in Wernswig. Alles war bereits organisiert, auch ein Notquartier für Extremwetter. Doch es kam nicht zu dem Waldkindergarten, weil die Verwaltung immer neue Forderungen hinsichtlich der Teilnehmerzahl stellte. Im Wernswiger Kindergarten wurde dann ein wöchentlicher Waldtag eingeführt.

"Waldkindergarten light"
Jetzt soll ein Waldkindergarten zwischen Stadtmauer und dem Mietwohnungs-Häusern an der Hans-Staden-Allee entstehen. Bürgermeister Dr. Ritz nannte es einen "Waldkindergarten light". Zwischenzeitlich wurde auch vom "naturnahen Kindergarten" gesprochen, was eher dem Konzept entspricht.
Dieser Kindergarten befindet sich nicht im Wald, allenfalls liegt er am Rande der Bewaldung des Burgberges, eingegrenzt durch die Stadtmauer und die Bebauung, lediglich bergauf zieht sich der Wald. Über das Gelände läuft der Rundweg um die Stadt, der gern auch von Hombergern zum Hunde ausführen genutzt wird.
Aus Sicherheitsgründen müssten die Zugänge zu den umliegenden Straßen abgesperrt werden. Damit wird auch der Rundweg um die Stadtmauer versperrt.

Wie es zu der Light-Version kam
Entstanden ist diese Idee des "Waldkindergartens light" aus dem Vorsatz, in der Salzgasse in einer ehemaligen Scheune einen Kindergarten zu bauen. Zwischen Salzgasse und Webergasse in der Altstadt gibt es aber kein akzeptables Freigelände, deshalb sollten die Kinder zur Obertorstraße und von dort hinter die Stadtmauer gehen. Das soll ihr Freigelände werden, auch heute noch ist das Teil des Kindergarten-Konzeptes Altstadt.
Ein Kindergarten mit einem ca. 200 m entfernten Freigelände bietet jedoch für Kinder und Erzieherinnen unzureichende Bedingungen. Durch die Entfernung zum Kindergartengebäude und die fehlende Toilettenanlage ist der Ablauf erheblich erschwert. Bei plötzlich einsetzendem Regen könnten die Räume des Kindergartens nicht rechtzeitig erreicht werden.
So wurde mit dem "Waldkindergarten light" eine Möglichkeit geschaffen, die normale Versorgung mit Küche, Aufenthaltsraum und Toilettenanlage zu gewährleisten. Deshalb wurde das Konzept mit einem festen Gebäude für den "Waldkindergarten" entwicklelt.

Fraglich bleibt bei diesem Konzept aber, ob alle Kinder des Altstadtkindergartens täglich das Freigelände nutzen können. Für die 80 Kinder des Altstadtkindergartens und die 20 Kinder des Waldkindergartens ist das Gelände nicht groß genug. Es könnte dadurch auch zu Konflikten kommen.
So würde es wohl auf eine "Waldtag" in der Woche für jede Gruppe hinauslaufen, und der Rest der Zeit auf dem kleinen Hof vor der Kita mit wenig Bewegungsraum und wenig Sonnenlicht.

Für den Waldkindergarten soll extra ein Gebäude für 110.000 Euro errichtet werden, mit allen Anschlüssen einschließlich Küche. Ein Bauwagen oder eine Schutzhütte, wie sie zu einem echten Waldkindergarten gehören, ist deutlich billiger.

Welchen Waldkindergarten wählen?
Der "Waldkindergarten light" bietet nicht dieselben Entwicklungschancen wie ein echter Waldkindergarten. Ein Gebäude verführt dazu, eher drinnen zu bleiben, wenn das Wetter mal nicht so angenehm ist.
Es heißt, dass sich 16 Eltern für den "Waldkindergarten light" entschieden hätten, und nur drei für einen echten Waldkindergarten in Wernswig.
Allerdings ist den Eltern der Kindergarten hinter der Stadtmauer als echter Waldkindergarten vorgestellt worden. Nur Eltern, die sich intensiv mit den unterschiedlichen Konzepten auseinander gesetzt haben, konnten den Unterschied zu einem wirklichen Waldkindergarten erkennen.