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Geburten: Schlusslicht in Europa

Eine Geburt steht im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Geburten werden als ein freudiges Ereignis erlebt. Nicht immer, es hängt von den Umständen ab. Eine ungewollte Schwangerschaft, fehlender Partner, fehlendes Einkommen, unsichere prekäre Zukunftsaussichten lassen die Geburt eines Kindes auch zu einer drohenden Belastung werden.

Die Statistik spricht eine klare Sprache Geburtenziffer pro Frau [1]
Die Geburtenziffern pro Frau sind in Deutschland in der Vergangenheit immer weiter zurück gegangen und liegen seit 15 Jahren unter dem Wert von 1,4 Kindern.

Bevölkerungsrückgang
Die Gesamtbevölkerung nimmt ab. Die Geburtenzahl ist geringer als die Sterbezahl. Im Saldo verlor Deutschland 51.000 Menschen im Jahr 2010. Auch Homberg hat in den letzten 10 Jahren rund 1000 Bewohner verloren.

Geburten und Bestandserhalt [2]Demographischer Faktor
In der Politik wird vom demographischen Faktor geredet. Immer weniger Menschen leben in den Dörfern. Schulen werden zusammengelegt, Infrastrukturkosten müssen von immer weniger Menschen getragen werden. Der Anteil älterer Menschen wird immer größer.

Kein Naturereignis sondern Politik
Fruchtbarkeitsraten Europa [3]Ein Blick auf die Nachbarländer zeigt, es geht auch anders. Es ist kein Naturgesetz, dass Deutschland in Europa am Ende steht. In den anderen Ländern Europas  scheinen die Bedingungen für Kinder und Familien besser zu sein. Kinder sind dort von der Gesellschaft und von der Politik willkommener geheißen.

Im reichen Deutschland ist das Lohnniveau am niedrigsten in Europa. [4] Junge Leute, auch gut ausgebildete, müssen Zeitverträge, niedrige Bezahlung und lange Wege zur Arbeit akzeptieren.
Alleinerziehende
tragen große Belastungen und ein hohes Armutsrisiko. In einer so ausgerichteten Gesellschaft und Arbeitswelt sind die Bedingungen für eine verantwortbare Familiengründung schlecht.

Teilzeitarbeitende Mütter [5]

Die Diskussionen über Elterngeld, Betreuungsgeld und Krippenplätze, die im letzten Jahr geführt wurden, werden an der kinder- und familienfeindlichen Politik nichts Wesentliches ändern.
Der Verlauf der Geburtenziffer in den letzten Jahrzehnt stagniert auf niedrigem Niveau, trotz vieler familienpolitischer Ankündigungen. Die niedrige Geburtenzahl spricht eine eindeutigere Sprache als die der Politik.

Kommunalpolitik ist blind
In der Kommunalpolitik ist diese Entwicklung bisher nur als Schlagwort angekommen, das gern im Munde geführt wird. Die Konsequenzen dieser Entwicklung werden ignoriert. Es braucht andere Maßnahmen als weitere neue Baugebiete auszuweisen und noch mehr Einzelhandelsgeschäfte und Parkplätze zu planen.

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Kommentare sind deaktiviert Empfänger "Geburten: Schlusslicht in Europa"

#1 Kommentar von regio am 2012 Dezember 31 00000012 2:36 pm 135696101402Mo, 31 Dez 2012 14:36:54 +0100

Das alles ist nicht neu. Deutschland gilt seit 1970 als „Niedrig-Fertilitätsland“.

Mal ehrlich: Würden Sie sich unter den heutigen Umständen und mit Blick in die Zukunft in Deutschland nochmal Kinder anschaffen?

In den nordischen Ländern, wo die Kinderbetreuungsinfrastruktur gut ausgebaut ist und wo Männer sich mehr als in anderen Teilen Europas an der Kindererziehung und Hausarbeit beteiligen, fallen diese Entscheidungen leichter. Eine positive Wirkung auf die Geburtenrate hat nach Ansicht der Bevölkerungswissenschaftler auch die Einwanderung. In acht ausgewählten westeuropäischen Ländern (Niederlande, Großbritannien, Portugal, Österreich, Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland) hätten die Zuwanderinnen die Geburtenziffern zwischen 1997 und 2006 um drei bis acht Prozent gesteigert.

Gibt es nun eine demografische Islamisierung Deutschlands? Werden im Jahr 2050 Muslime ein Drittel oder mehr der Einwohner Deutschlands sein? Die Annahme, dass der Anteil der Muslime in Deutschland dramatisch zunehmen werde – wegen der Einwanderung und wegen der höheren Geburtenrate – ist ebenso weit verbreitet wie falsch.

Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Veränderung der Altersstruktur und die Schrumpfung der Wohnbevölkerung gravierende soziale, politische und ökonomische Auswirkungen haben werden. Bei den heutigen Immigrations- und Geburtenraten sinkt die Gesamtbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf ca. 68,5 Millionen. Zugleich steigt der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung auf etwa 60 Prozent. Generell ist davon auszugehen, dass in immer mehr Gemeinden die Nachfrage nach Infrastrukturleistungen wie der technischen Ver- und Entsorgung sowie nach Dienstleistungen zurückgeht, während die Ausgaben für die Infrastruktur nahezu gleich bleiben. Denn auch wenn Straßen und Schulen von weniger Menschen genutzt werden, bleiben die Kosten erst einmal unverändert.

Gerade angesichts des demographischen Wandels brauchen wir Zentralität in Homberg – das heißt, Menschen sollen nach Möglichkeit zentral wohnen oder zumindest gut an ein lokales Zentrum angebunden sein. Es geht darum zu den Gewinnern der künftigen Bevölkerungsentwicklung zu zählen. Der Anfang ist mit der Vorstellung der Projektstudie zur Revitalisierung der Innenstadt in der Stadthalle gemacht worden. In Bürgerforen könnten Bürger an Planungs- und Entscheidungsprozessen als Mitgestalter gefragt und eingebunden werden.

Horrorszenarien über „aussterbende Regionen“ und verödende Landstriche sind allerdings wenig geeignet, Menschen für diese aktive Rolle zu gewinnen.

#2 Kommentar von Karl Hassenpflug am 2012 Dezember 31 00000012 4:42 pm 135696855304Mo, 31 Dez 2012 16:42:33 +0100

Leider hat (so wie ich den Beitrag verstehe) „die Politik“ einfach noch nicht erkannt, wie simpel das Phänomen (nicht Problem) des „demografischen Wandels“ zu lösen wäre: einfach höhere Löhne, unbefristete Arbeitsverträge und wohnortnahe Arbeitsplätze per Gesetz schaffen/anordnen.

Wen es interessiert, was statt dessen so alles versucht/überlegt wird:

[6]

[7]

#3 Kommentar von Science-Fiction am 2012 Dezember 31 00000012 5:06 pm 135696999505Mo, 31 Dez 2012 17:06:35 +0100

zu 2.:Kurz und bündig auf denPunkt gebracht,
dem kann man nur zustimmen und sich fragen,
warum und von wem das nicht umgesetzt wird.

#4 Kommentar von Karl Hassenpflug am 2012 Dezember 31 00000012 6:17 pm 135697426606Mo, 31 Dez 2012 18:17:46 +0100

zu 3.: Leider war das wohl zu „kurz und bündig“ von mir formuliert, sodass es jetzt zu nicht beabsichtigter Zustimmung kommt.

Ich bin vielmehr überzeugt, dass der Versuch „einfach höhere Löhne, unbefristete Arbeitsverträge und wohnortnahe Arbeitsplätze per Gesetz schaffen/an[zu]ordnen“ ziemlich genau das Gegenteil der davon erhofften Effekte bewirken würde.

Die Links machen eigentlich schon recht deutlich welche Schwierigkeiten staatliche Steuerung mit der Problemanalyse, den Ursache-/Wirkungszusammenhängen und der Wahl eines angemessenen Steuerungsinstruments hat. Mal „zack was umsetzen“ gibt es leider viel zu häufig; die dazugehörigen „Erfolge“ leider auch.

#5 Kommentar von Niccoló am 2013 Januar 1 00000001 1:44 am 135700105501Di, 01 Jan 2013 01:44:15 +0100

zu 2:

Warum haben Leute wie sie eigentlich soviel Angst, ein wenig von ihrem Geld abzugeben? Da werden Millionen investiert, um sich Wissenschaftler und Journalisten zu kaufen (siehe ihre beiden verlinkten Artikel) und auf den Effekt gesetzt, dass, wenn etwas von möglichst vielen Seiten vorgebetet wird, es auch von möglichst vielen Leuten geglaubt wird.

Jeder verantwortungsvolle Mensch setzt nur Kinder in die Welt, wenn er davon ausgehen kann, dass er sie durchbringen kann. Dazu gehören vor allem auch sichere und auskömmliche Arbeitsplätze. Das lässt sich natürlich nicht durch Gesetze schaffen oder anordnen. Es reicht aber vielleicht auch schon, wenn man es nicht durch Gesetze verhindert.

#6 Kommentar von DMS am 2013 Januar 1 00000001 1:32 pm 135704352801Di, 01 Jan 2013 13:32:08 +0100

zu 2:
Die beiden angegeben Links auf Artikel in der Zeitschrift Brandeis sind bezeichnend für die eingeschränkte Sichtweise zu dem Thema, es wird nur unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet.

Artikel 1:
Geld kriegt keine Kinder
Mutti, Vati, Kind – das kleine private Glück ist auch ein großer gesellschaftlicher Auftrag. Keine andere Institution kassiert so viel wie die Familie. Wofür eigentlich? Und vor allem: zu Recht?

Artikel 2:
Vorsicht Studie!
Die Politik legitimiert ihre Entscheidungen gern durch Forschungsergebnisse. Warum es sich für den Bürger trotzdem lohnt, genau hinzuschauen, zeigt das Beispiel Familienförderung.

Im ersten Artikel geht es darum welche Förderungen Familien erhalten und er erweckt den Eindruck, dass das schon sehr viel ist, aber Geld allein nützt nichts. Informanten sind lediglich Personen aus Wirtschaftsinstituten.

In dem zweiten Artikel geht es nur um den Vergleich der Wirksamkeit von Elterngeld oder Betreuungsgeld.

Weder finanzielle Zuwendungen für einige Monate noch Betreuungsplätze für unter Dreijährige können die große Verunsicherung aufheben, denen sich junge Paare gegenüber sehen. Denn sie blicken weiter als nur drei Jahre. Sie sehen wie es anderen geht, denen zugemutet wird täglich zwei Stunden zur Arbeit zu fahren und zwei zurück, denen stillschweigend Überstunden abverlangt werden, die mit befristeten Verträgen nicht wissen wie es im nächsten Jahr aussieht. Die sehen, dass sie mit Kindern in der Gesellschaft schlechter gestellt sind.

Die beiden Artikel bringen leider kein Licht in die schwierige und komplexe Situation, besonders der erste Beitrag zeugt von einer arroganten Überheblichkeit. Leider kein sinnvoller Beitrag für eine Diskussion.

#7 Kommentar von Karl Hassenpflug am 2013 Januar 1 00000001 6:33 pm 135706159906Di, 01 Jan 2013 18:33:19 +0100

@ DMS: Tatsächlich ist das gesellschaftliche Phänomen weit „schwieriger und komplexer“ zu analysieren als hier im Blog dargestellt. Das ist schon daran zu erkennen, dass die in der Tabelle 17399 abzulesende zusammengefasste Geburtsziffer nach dem „Pillenknick“ seit den 1970er-Jahren relativ stabil bleibt, und damit erst einmal in keinem Zusammenhang mit „Zeitverträge[n], niedrige[r] Bezahlung und lange[n] Wege[n] zur Arbeit“ zu stehen scheint.

Trotzdem fokussiert „die Politik“ (wie der erste Link beschreibt) seit vielen Jahren das (scheinbare?) Problem des ausbleibenden Nachwuchses auf seine ökonomische Dimension, und bleibt mit diesem Ansatz ein ums andere Mal ohne nennenswerte Erfolge. Dies wird von Ihnen unter Bezugnahme auf den zweiten Artikel (und aus Ihrer Perspektive) ebenfalls konstatiert: „Weder finanzielle Zuwendungen für einige Monate noch Betreuungsplätze für unter Dreijährige können die große Verunsicherung aufheben, denen sich junge Paare gegenüber sehen.“ (Das dieser Link insgesamt keine erbauliche Lektüre für (staatliche) „Steuerungsoptimisten“ ist, kann ich nachvollziehen.)

Ob allerdings die Wahrnehmung „wie es anderen geht, denen zugemutet wird täglich zwei Stunden zur Arbeit zu fahren und zwei zurück, denen stillschweigend Überstunden abverlangt werden, die mit befristeten Verträgen nicht wissen wie es im nächsten Jahr aussieht“ ursächlich für die niedrige Geburtenrate in Deutschland ist bleibt für mich ebenfalls fraglich. Wie passt dieses Argument mit der ökonomischen Situation/ den beruflichen Perspektiven junger Menschen in Irland, Frankreich und Island – den Spitzenreitern in der Fertilitätstabelle 04047 – zusammen?

Noch eine Frage zur Tabelle 15968. (Ich möchte den Wochenbericht von Herrn Jahnke nicht käuflich erwerben) Ist der im europäischen Vergleich hohe Anteil teilzeitarbeitender Mütter positiv oder negativ zu bewerten? Falls negativ: Sollten Frauen demnach besser Vollzeit arbeiten (wo sind in diesem Ranking eigentlich die Skandinavischen Länder?) oder zuhause bleiben?

#8 Kommentar von DMS am 2013 Januar 4 00000001 8:43 am 135728543908Fr, 04 Jan 2013 08:43:59 +0100

zu 7:
Herr Hassenpflug Sie finden den gesamten Beitrag von Herrn Jahnke unter den folgenden Link – kostenfrei-.

[8]

Wie Sie schon schrieben, sind die Zusammenhänge komplexer. Wenn hier auf einzelne Faktoren hingewiesen wird, dann ist damit nicht gesagt, dass es nur diese Faktoren sind, die verändert werden müssten. Es sind nur Hinweise auf politisch gestaltete Zustände, die auch politisch anders gestaltet werden könnten.