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Heizzentrale in der „Engen Gasse“

  
Abbildung: Lage der Heizzentrale und die die Gebäude, die damit geheizt werden sollen. Es müssen gut gedämmte Leitungen für den Vor- und Rücklauf verlegt werden.

 

Eine seltsam zusammen gewürfelte "Studie", die nicht geprüft, nicht diskutiert und nicht beschlossen wurde, ist Grundlage für die Beheizung zweier städtischer Bauprojekte.
Das Multifunktionshaus ist bisher ohne Heizung geplant worden. Jetzt soll es von einem entfernten Heizwerk versorgt werden, so wurde es im Schnellverfahren beschlossen, natürlich mit fossilen Energien.

 

Am 20. Mai 2021 lagen den Stadtverordneten Sitzungsunterlagen von mehr als 400 Seiten vor, die sie in einer Woche durcharbeiten sollten, damit sie verantwortlich entscheiden können.

In der Sitzung  beschlossen die Stadtverordneten dann ohne Diskussion eins der Papiere mit dem Titel "Quartierskonzept Altstadt". 212 Seiten, die die Stadt mit dem Ingenieurbüro Unger verfasst hat. Es gibt keine Angaben, wer der oder die Verfasser sind.

Der Entwurf des Quartierskonzepts für die Altstadt wird zur Kenntnis genommen.

Ein umfangreicher Entwurf wird ohne Diskussion zur Kenntnis genommen. Wohlgemerkt, er wurde nicht beschlossen. Das hält die Stadtverordneten aber nicht davon ab, gleich einen ersten Bauabschnitt zur Nahwärmeversorgung  "zeitnah in die Wege zu leiten".

Der Magistrat wird beauftragt, die Umsetzung des 1. Bauabschnitts zur Nahwärmeversorgung in der Altstadt zeitnah in die Wege zu leiten. Die notwendigen Mittel für die Umsetzung des 1. Bauabschnitts werden dementsprechend freigegeben.

  
Begründung für den 1. Bauabschnitt

  • Minderung des Wärmeverbrauchs in den kommunalen Liegenschaften
  • Effiziente Energieerzeugung über gemeinschaftliche Wärmeversorgung

Der 1. Bauabschnitt ist gleichzeitig auch ein Pilotprojekt, bei dem der Anschluss mehrerer städtischer Liegenschaften  vorgesehen ist: Die Umsetzung des 1. Bauabschnitts noch im Sommer / Herbst 2021 wäre aufgrund der Projekte  „Multifunktionshaus M15“ und „Kulturzentrum Kroneausgesprochen sinnvoll.
Für den Einbau der Nahwärmezentrale des 1. Bauabschnitts in der ehemaligen Garage Zimmermann in der Enge Gasse  liegt bereits eine Baugenehmigung vor. Folgende Liegenschaften sollen im 1. BA mit Nahwärme erschlossen werden:

 Marktplatz 15 / Holzhäuserstraße 3 (Multifunktionshaus)
 Holzhäuser Straße 1
 Holzhäuser Straße 2 (Gasthaus Krone)
 Marktplatz 14 (ehemalige Löwenapotheke)

Quelle: Beschlussvorlage VL-37/2018 6. Ergänzung

Es sollen demnächst weitere Gebäude östlich des Marktplatzes angeschlossen werden, nicht aber die Gebäude der ehemalige Engelapotheke und der Obertorstraße 1, denn da ist schon eine Heizkessel eingebaut.
Das heißt andererseits: Für das Multifunktionshaus, das im Rohbau schon weit fortgeschritten ist, ist bisher noch keine Heizung eingeplant gewesen. Die Heizung soll erst jetzt beschlossen werden. Wurde gebaut mit der Absicht, sich später von den Stadtverordneten den  Anschluss an das Nahwärmenetz genehmigen zu lassen? Das heißt doch, die Verantwortlichen im Rathaus waren sich sicher, dass die Stadtverordneten einfach zustimmen.

Nahwärmenetz heißt, die Wärme wird an einer Stelle erzeugt und an die angeschlossenen Häuser verteilt.Technisch braucht es dazu ein Leitungsnetz mit einem Vor- und einem Rücklauf, das so gut gedämmt sein muss, dass die Wärmeverluste auf der Strecke möglichst gering sind, und zwar dauerhaft.

Wie die Wärme erzeugt werden soll, steht in der Erläuterung zu der Beschlussvorlage nicht.

In dem vorgelegten Entwurf wird über einer zentralen Holzhackschnitzel-Anlage ausführlich referiert, einschließlich der Zusammensetzung der Asche aus der Verbrennung.

Für den Betrieb der Nahwärmeversorgung sind in der Studie zwei Holzhackschnitzel-Kessel (2 x 950 kW) und ein Gas-BHKW (83 kWth und 51 kWel) geplant.


Erst ganz am Ende ist dann zu lesen, dass in der kleinen Lagerhalle in der Engen Gasse die Nahwärmezentrale zur Versorgung des ersten Bauabschnitts entstehen soll.

In der Nahwärmezentrale, welche zur Versorgung des ersten Bauabschnitts mit Wärme gebaut werden muss, sollen das Gas-BHKW (83 kWth und 51 kWel) sowie ein Gaskessel (264 kW) installiert werden. Die Holzhackschnitzelkessel, die zur Versorgung des ausgebauten Nahwärmenetzes benötigt werden, sind für einen anderen Standort vorgesehen, welcher politisch noch nicht festgelegt wurde. Die Nahwärmezentrale zur Versorgung des ersten Bauabschnitts soll im Bestandsgebäude in der Enge Gasse, Flur 12, Flurstück 250/1 entstehen.

Sitzungsunterlagen Bauausschuss 17.5.2021, Seit 182

In der Heizzentrale an der Ecke "Enge Gasse" / "Kreuzgasse" soll Gas zu Wärme verbrannt werden. Von dort müssen dann die gedämmten Vor- und Rückläufe zu den Gebäuden verlegt werden.
Wäre es da nicht einfacher, das Gas wird jeweils in Heizkesseln oder auch in BHKWs in den Gebäuden verbrannt, und so lange, verlustreiche Rohrleitungen vermeiden? Das Gasthof Krone soll bisher auch schon mit Gas beheizt worden sein.

Das Multifunktionshaus steht im Rohbau, wo und wie soll die Verbindung zur Heizzentrale gebaut werden? Wo sollen die  Rohrleitungen zwischen der Heizzentrale und dem Multifunktionshaus und dem Gasthof Krone verlegt werden? Die Baugrube beim Multifunktionshaus ist schon lange wieder verfüllt. An welcher Stelle sollen die Rohre ins Gebäude geführt werden? Muss jetzt alles wieder aufgegraben werden? Wie hoch ist der Wärmeverlust auf dem Weg von der Heizzentrale?

Viele Fragen sind ungeklärt, doch es wird blind vertraut und blind gebaut. Wieder einmal.
Hat man in Homberg nichts gelernt aus der Misere mit dem Ärztehaus? 
Es steht zum größten Teil leer, hat aber an die 6 Millionen Euro gekostet.

Vielleicht geht es auch eher darum, die Kosten für das Multifunktionshaus nicht noch höher erscheinen zu lassen, indem die Heizanlage nicht dem immer teurer werdenden Bau zugerechnet wird. Eins beweist sich wieder: Transparenz gibt es in Homberg nicht.