HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Hessentagskosten: vorläufige, unvollständig und manipuliert

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Im März beantragte die SPD-Fraktion schnellstmöglich die Schlussabrechung des Hessentags vorzulegen.
Am 6. Mai findet sich auf der Tagesordnung der Stadtverordneten-Versammlung Punkt 4: Bekanntgabe der vorläufigen Abrechnung des Hessentages.

Die vorgelegte vorläufige Abrechung ist lediglich eine Kostenzusammenstellung zum Zwecke der Ermittlung der Landesbeteiligung. Die vollständigen Aufwendungen für den Hessentag 2008 lassen sich daraus nicht erkennen. Ein Hinweis auf den Antrag der SPD-Fraktion fehlt.

Einige Positionen

     Der Empfang des Kabinetts kostete 8.000 Euro, diesen Kosten stehen keine Einnahmen gegenüber, sie gehen zu Lasten der Stadt.

     "Erstattungs-Kosten Büro Staatskanzlei" sind mit 26.767,54 Euro ausgewiesen, ein Teil davon wurde erstattet, für Homberg blieben 10.250 Euro zu zahlen.

     "Festzug / Tribühne" Kosten 30.286,56 Euro, dafür gibt es keine Einnahmen, die gegengerechnet werden können. Diesen Betrag hat die Stadt zu tragen.

     Toilettenanlagen kosteten insgesamt 1.111.109,-.

     Kostenpflichtige Veranstaltungen
Kosten Arena, Palace, Festzelt (u.a.Kartendruck)
Fehlbetrag 1.745.213 Euro
Gagen – Ticketverkauf Überschuss 853 484 Euro

Kosten der Veranstaltungen Fehlbetrag = 891.729 Euro

Manipulation

Mehrwertsteuer
Der Bürgermeister verkündete in der Sitzung, dass das Defizit nur 2,898 Millionen Euro betragen hätte, allerdings bereinigt um die Mehrwertsteuer. Hat die Stadt die Rechnungen alle ohne Mehrwertsteuer bezahlt? Natürlich nicht. Einschließlich der Steuern beträgt das ausgewiesene Defizit 3,725 Millionen Euro. Eine Differenz von 827.000 Euro mehr.

Die Presse übernahm die verkündeten Zahlen und schrieb:

"Es klafft noch eine große Lücke
Vorläufige Bilanz des Hessentags: Das Fest hat 7,6 Millionen Euro gekostet
Der Homberger Hessentag hat 7,67 Millionen Euro gekostet. Das berichtete Bürgermeister Wagner in der Parlamentssitzung am Donnerstag, als er die vorläufige Abrechnung des Hessentages bekannt gab.
(…)
Den Ausgaben von 7,7 Millionen Euro stehen Einnahmen in Höhe von 4,8 Millionen Euro gegenüber. Damit ergibt sich ein Fehlbetrag in Höhe von 2,9 Millionen Euro – und somit 200 000 Euro weniger als noch im Nachtragshaushalt 2008 angegeben."

Die Presse konnte sich nur auf das gesprochene Wort verlassen. Der Bürger liest, dass der Fehlbetrag niedriger sei als im Nachtragshaushalt 2008. Eine kleine Erfolgsmeldung. Doch diese beruht auf einem Trick. Die Mehrwertsteuer wurde einfach ausgeblendet. Zur Abrechnung der Landesbeteiligung mag das noch sinnvoll sein, tatsächlich ist die Mehrwertsteuer aber von der Stadt gezahlt worden und ist damit eine Kostenposition bei der Stadt, die in dieser Abrechnung ausgeblendet wird!

Hessentags Abrechnung

Nachtragshaushalt 2008 (Seite 73)
Jahresergebnis 3.372.455 [Position 28]< /FONT >

Fehlbetrag 2010 3.725.179 [vorgelegte vorläufige Abrechnung]
Mehr gegenüber Nachtrag 2008 352.724 Euro

Vergleich mit Nachtragshaushalt 2008

Der Fehlbetrag ist noch einmal 10 % höher als im Nachtrag 2008 ausgewiesen und beläuft sich danach auf 3.725.179 Euro

Der Hessentag hat nicht – wie vom Bürgermeister angegeben – 7,67 Millionen Euro gekostet sondern 8,88 Millionen Euro.

Im Nachtragshaushalt 2008 waren nicht (2,9 Mill + 0,2 Mill) 3,1 Millionen Euro ausgewiesen sondern 3,37 Millionen. Der Fehlbetrag hat sich erhöht auf 3,72 Mill. Euro, der Hessentag war somit noch einmal 827.000 Euro teurer als im Nachtragshaushalt 2008 und nicht 200.000 niedriger, wie der Bürgermeister über die Presse verkünden ließ.

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Dokumentation

(1) Antrag der SPD-Fraktion vom 11. März 2010
(2) Aus dem Protokoll zur Sitzung am 6. Mai 2010
(3) Vorgelegte "Abrechung" (pdf-Datei)
_________________________________________

(1) Antrag der SPD-Fraktion vom 11. März 2010

"Anträge
c) der SPD-Fraktion vom 11. März 2010
betr. Vorlage der Schlussabrechnung zum Hessentag
2008

c) Herr Gerlach begründet den Antrag.
Herr Becker meint, die Abrechnung des Hessentages sei erforderlich. Dabei müssen auch die monetär nicht messbaren Ergebnisse berücksichtigt werden.
Dann lässt der Stadtverordnetenvorsteher über den Antrag, der folgenden Wortlaut hat, abstimmen:

"Der Bürgermeister und der Magistrat der Kreisstadt Homberg (Efze) werden gebeten, schnellstmöglich die Schlussabrechnung zum Hessentag 2008 vorzulegen."

Abstimmung: Bei 37 anwesenden Stadtverordne- ten 37 Ja-Stimmen."

(2) Aus dem Protokoll zur Sitzung am 6. Mai 2010

Zu Punkt 4:
Gegenstand: Bekanntgabe der vorläufigen Abrechnung des Hessentages
Herr Bürgermeister Martin Wagner gibt die vorläufigen Abrechnungszahlen bekannt, wie sie auch der Staatskanzlei und dem Landtag in Wiesbaden vorliegen. Bereinigt um die jeweilige Mehrwertsteuer wurden 7.687.012,47 € verausgabt und 4.790.531,39 € vereinnahmt.
Das ergibt einen Fehlbetrag von 2.896.481,08 €. (Anlage Nr. 1)

Die Gesamtkosten der Investitionsausgaben beliefen sich auf 9.010.000,00 €.
Dazu gehören auch der Kreisel in der Hersfelder Straße, Ausbau Wallstraße, Spielplatz Efzewiesen, Radwegebau, Ausbau von Markt- und Kirchplatz, Renaturierungsmaßnahmen an der Efze bei Holzhausen und Relbehausen sowie Mühlhausen.
Zu diesen Ausgaben gewährte das Land eine Zuwendung in Höhe von 6.401.100,00 €. (Anlage Nr. 2)
Entwicklung des Neubaugebiets "Mühlhäuser Feld" mit 59 Bauplätzen zum Preis von 1.620.500,00 € (Endausbau), worauf zur Zeit 10 Häuser gebaut sind. Insgesamt sind 28 Grundstücke verkauft.
Im Zuge des von der Stadt aufgelegten Fassadenerneuerungsprogramms wurden 50 Anträge mit 84.000,00 € Zuschüsse an Privatinvestoren bewilligt. Die damit ausgelösten Investitionen der Gebäudeeigentümer dürften ca. 250.000,00 € betragen.
Die örtlichen Einzelhandelsgeschäfte sowie Hotels und Gaststätten verzeichneten deutliche Umsatzsteigerungen durch die vielen Hessentagsbesucher.
In den Hotels und Ferienwohnungen der Region wurden 15.000 zusätzliche Übernachtungen gezählt.
200 Stadtführungen wurden durchgeführt. 3100 Personen besuchten die Türmerwohnung im Kirchturm.
Vor, während und erfreulicherweise nach dem eigentlichen Hessentag waren und sind viele Besuchergruppen mit Reisebussen Gäste unserer Stadt.
2.400 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer halfen bei der Durchführung des Hessentages.
Bezüglich Medialeistungen gab ein am Hessentag beteiligter Sender an, den Hessentag für ca. 450.000,00 € beworben zu haben. Dieser Betrag wäre normalerweise von der Stadt aufzubringen gewesen, um eine gleichgroße Mediapräsenz außerhalb des Hessentag zu erhalten.

(43 Wörter zur Abrechnung,
211 Wörter zu den Investionen)
5 mal längere Ausführung zu den Investionen !


9 Kommentare zu “Hessentagskosten: vorläufige, unvollständig und manipuliert”

  1. Barolle

    Der Hessentag hat nicht – wie vom Bürgermeister angegeben – 7,67 Millionen Euro gekostet sondern 8,88 Millionen Euro.

    Korrekt gerundet statt 7,67 auch 7,69.

    „Die örtlichen Einzelhandelsgeschäfte …. verzeichneten deutliche Umsatzsteigerungen durch die vielen Hessentagsbesucher.“

    Beweise für diese Aussage? Gab es höhere Steuereinnahmen durch den Hessentag?

    „Zu diesen Ausgaben gewährte das Land eine Zuwendung in Höhe von 6.401.100“
    Wie hoch wären die Zuschüsse ohne Hessentag ausgefallen?

    Entwicklung des Neubaugebiets „Mühlhäuser Feld“ mit 59 Bauplätzen zum Preis von 1.620.500,00 € (Endausbau), worauf zur Zeit 10 Häuser gebaut sind. Insgesamt sind 28 Grundstücke verkauft.

    Zu den verkauften Grundstücken:
    Sind sie alle schon bezahlt? Wie hoch sind die Zinslasten für diese Erschließung?

    Zu den Hessentagskosten müsste man doch auch innerbetriebliche Verrechnungspositionen nennen:
    Energie- und Kommunikationskosten aller Art; Kosten externer Firmen die während des Hessentages an Stelle städtischer Mitarbeiter tätig waren z.B. Friedhof;zus. Beschilderung; Mehrkosten bei Ordnungsamt z. B. für Ausweiserstellung; erhöhte Aufwendungen z. B. Papier und Toner für Kopierer/Fax, Bürobedarf etc im Vorfeld und während / nach dem Hessentag im betrieblichen Ablauf; Lagerkosten nach dem Hessentag; Reisekosten und Aufwandsentschädigungen

    Wie hoch sind denn die Personalkosten derzeit ?

  2. Mahner

    Eine Frage:

    Im Nachtrag 2008 wurde ein Defizit ausgewiesen, dass nach oben korregiert werden musste.

    War denn nicht im regulären Haushalt bereits ein Betrag verbucht, der in den Gesamtrechnungen berücksichtigt werden muss?
    Damit würde sich nämlich das Gesamtdefizit noch erheblich erhöhen. Ich glaube im Haushalt 2008 standen 1.8 MIO € für den Hessentag bereit.

  3. DMS

    zu 2:
    Im Haushalt 2008 (Teilergebnisplan Amt 230 Hessentagsbüro) Seite 81
    Ansatz 2008

    Summe der ordentlichen Erträge – 2.845.000
    Summer der ordentlichen Aufwendungen 4.561.000
    Ordentliches Ergebnis 1.716.000

    Der Verlust von 1.716.00 Euro für den Hessentag war schon vorher eingeplant. Es blieb aber nicht dabei. Wieweit der Verlust schon damals, vor dem Hessentag, schöngerechnet wurde, lässt sich nicht sagen.

    (Lesehinweis: In der Doppik werden die Erträge mit einem Minuszeichen versehen, die Kosten ohne Zeichen.)

  4. Mahner

    @ DMS
    Zunächst danke für die Recherche.
    Gleichwohl die Frage, muss dieser Betrag dem Nachtrag noch hinzugerechnet werden?
    Im allgemeinen gilt doch der Nachtrag der Korrektur wenn es ein Plus oder ein Minus im einzelnen Haushaltstitel gegeben hat.
    Darum müssen m. E. die einkalkulierten Kosten noch dazu addiert werden.

  5. Wisser

    das Schlimme an der ganzen Sache ist, wenn ein Homberger Verein ein bischen Geld oder Unterstützung anderer Art von der Stadt Homberg benötigt wird bei Wagner über 50 € diskutiert oder gespart.

  6. aurora

    Danke für die ausführliche Info. Die Zahlen finde ich beunruhigend..

  7. Sparer

    Auch kenne ich eine Person, die von der Stadt 100 € für eine gemeinnützige Tätigkeit zugunsten junger Menschen haben wollte, in der Amtszeit Wagner werden keine 100er mehr verteilt, geschweige denn 50iger, das gab es aber zu den blauen Zeiten noch und da wurde noch gespart, so habe ich es mir sagen lassen.

  8. schöfferhoferweizenkleie

    @Sparer

    Auch in Homberg hat die bargeldlose Zahlungsweise mittlerweile Einzug gehalten. Da bekommt die „Charity-Lady“ die Scheinchen gleich aufs heilige Konto überwiesen.

  9. Entengasse

    Stimmt und nicht an gemeinnützige Vereine !

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