HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

„Homberg entdecken“ ………………………………………… Entdeckungen in der neuen Imagebroschüre

   
Homberg hat rechtzeitig zur der CittaSlow-Frühjahrstagung ein Imagebroschüre mit großen Fotos und kleinen Texte herausgebracht, allerdings erst nur in einer kleinen Auflage, wie es in der Mitteilung heißt.

In der neuen Broschüre kann man eine fragwürdige Entdeckung machen.

  
500 Jahre Hans Staden

2024 soll das Staden-Jahr gefeiert werden: Hans Staden, der vor 500 Jahren von Homberg nach Brasilien fuhr und später in Marburg dazu den ersten großen Bericht über die dort lebenden Menschen und deren Leben veröffentlichte.
Dieses Ereignis wird vermarktet, der Homberger Türmer erzählt unter der Überschrift "Echt spannend" über Hans Staden:

 

500 Jahre danach spricht auch der Homberger Magistrat von "aufständischen Indianern"

Wieso fährt Hans Staden 1548 aus Homberg an die Küste Südamerikas und bekämpft die dort lebenden Indianer, die dazu auch noch als Aufständische, also Schuldige bezeichnet werden?

Homberg zeigt 2023 mit einem solchen Satz, das noch das Geschichtsbild der Kolonialzeit gepflegt wird. Es ist der Blick aus der Sicht der Sieger, der Kolonialherren. Die indigene Bevölkerung wird die Ankunft dieser Eindringlinge anders erlebt haben. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass das der Anfang eine Geschichte der Ausbeutung, Unterdrückung und Vernichtung war, die auch noch heute im Amazonasgebiet anhält.

Pernambuco ist keine Siedlung oder Ortschaft, wie man aus dem Text vermuten könnte, sondern ein Verwaltungsgebiet, das die Portugiesen schon vor der Ankunft von Hans Staden festgelegt hatten. In den folgenden Jahrhunderten wurde dieses Gebiet zu einem Anbaugebiet von Rohrzucker.

Schon vor 250 Jahren schrieb der Göttinger Georg Christian Lichtenberg (1744-1799) in einem seiner "Sudelbücher":

Der Amerikaner, der als Erster Kolumbus entdeckte, machte eine böse Entdeckung.

Lichtenberg verwies damals bereits auf den anderen Blick, auf den Blick der Betroffenen. In Homberg ist man 2023 noch zurückgeblieben.

Homberg war schon einmal weiter als vor 500 Jahren: Der Dekan des Kirchenkreises Homberg, Lothar Grigat, schrieb anlässlich der Ausstellung in Homberg "Maria Rosa trifft Hans Staden" von José De Quadros unter anderem:

Ganz eng zieht der Künstler die Parallelen der kolonialistischen und missionierenden Ereignisse des 16. Jahrhunderts zum Schicksal der heutigen indianischen Bevölkerung Brasiliens, und dabei vor allem der letzten Überlebenden des Oti-Xavantes-Volkes Maria Rosa. Nicht nur die Person des Hans Staden, sondern auch seine Herkunft, seine Umwelt, seine Stadt, seine Kirche geraten in den Blick und werden Gegenstand der Auseinandersetzung, der historischen Erinnerung der Konfrontation mit dem Schicksal der indigenen Völker Brasiliens.
Die unterschwellige Lust am kollektiven Gedächtnisschwund kann zu einer neuen Herausforderung werden, sich der Vergangenheit und eben ihren Folgen zu stellen.

Und Lothar Grigat fügt noch an:

Die Gegenwart ist nicht verstehbar ohne die Erinnerung an die geschichtlichen Wurzeln.

 

Was will Homberg im Hans-Staden-Jahr feiern?

 

Staunen Sie über die spannenden Erlebnisse von Hans Staden in Brasilien  Quelle


Die bisher veröffentlichte Werbung für das Staden-Jahr und die Programmpunkte übers Jahr lassen keine Hoffnung, dass Hans Staden im Zusammenhang  mit Kolonialismus und Rassismus thematisiert wird. Nur Hans Staden und seine Erlebnisse stehen im Mittelpunkt.

Um ein Gegengewicht zu bilden, muss auch die Sichtweise der "aufständischen Indianer" eingebracht werden. Ein Referent aus Brasilien hat bereits zugesagt, während seiner Deutschlandreise in diesem Sommer über die Situation der indigenen Völker in Brasilien zu berichten und sie mit Fotos anschaulich zu machen.


Einen Vorgeschmack mag das Video geben, in der die indigene Autorin Marcia Wayna Kambeba berichtet. Auch wenn man die Sprache nicht versteht, der Auftritt der Frau beeindruckt und gibt ein anderes Bild, als die Abbildungen aus Stadens Buch.

 

 


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