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Homberg, mal reich, mal notleidend – wie es gerade passt.

Foto: Ansicht der Ostseite des Marktplatzes  Links: mit der ehemaligen Engelapotheke, rechts mit dem ehemaligen Supermarkt  und der Apotheke im Marktplatz14
 

Zwischen den Gebäuden Marktplatz 15 und 16 liegen Welten.

Homberg als reiche Stadt mit großzügiger Vereinsförderung
Die ehemalige Engelapotheke steht für ein Homberg, das es sich leistet, bei Baukosten von 1 Mio. Euro je Etage kostenfrei zwei Etagen an zwei Vereine zu überlassen, einschließlich der Betriebskosten. Die Wohnungen im 3. und 4. Obergeschoss stehen zur Vermietung, sie stehen seit Monaten leer.
Die Etage im Erdgeschoss wird als außerschulischer Lernort bezeichnet. Ab und zu kommen auch Schulklassen. Wenn sie zu Besuch kommen, erscheint ein Bericht über dieses Ereignis in den Medien. Ein solcher Klassenbesuch hat Nachrichtenwert. Die meiste Zeit stehen die Räume leer. Was könnte in den Schulen alles für 1 Mio. Euro gefördert werden. Trotz Haushaltsnotlage fördert die Stadt als freiwillige Leistung zwei Vereine mit Millionen und weiteren Fördermitteln aus dem LEADER-Programm.

Homberg als arme notleidende Stadt mit Anspruch auf 90-Prozentförderung

Die Welt des armen Hombergs liegt gleich nebenan. Im Erdgeschoss von Marktplatz 15 gehört der Stadt der Ladenraum unter den Fachwerkgebäuden und im angebauten hinteren Flachbau. Darin will die Stadt ein Multifunktionshaus einrichten und bekam 2017 bereits 2.7 Millionen Euro Fördermittel zugesagt. Homberg erhält den doppelten Förderbetrag, denn in Homberg liegt eine Haushaltsnotlage vor. 

Wie groß die Notlage ist, ist am Nachbargebäude Marktplatz 16, der ehemaligen Engelapotheke, zu sehen.

 

 

Förderzweck: Sanierung kommunaler Einrichtungen für Sport, Jugend und Kultur.

Auf dem Gelände von Marktplatz 15 gibt es aber keine kommunale Einrichtung aus den Gebieten, Sport, Jugend und Kultur, die saniert werden könnte. Auf dem Grundstück Marktplatz 15 gibt es nur die Räume des ehemaligen Supermarktes. Nur in diesen Räumen sollte anfänglich das Multifunktionshaus entstehen. Dazu wurde die Handskizze vorgelegt.

Skizze: Aufteilung der Grundfläche des Ladengeschäftes für das Multifunktionshaus von September 2015

Der größte Teil des Ladenanbaus soll abgerissen und durch einen kleineren Anbau ersetzt werden. Die vorgelegte skizzenhafte Planung gilt nicht mehr, sie war nur dazu da, die Stadtverordneten zum Ankauf des Grundstücks zu bewegen.

Die notleidende Stadt Homberg erwarb danach das Gebäude Holzhäuser Straße 3, in dem sich ebenfalls keine Einrichtung für Sport, Jugend und Kultur findet. Das Gebäude wird als schwer sanierungsbedürftig dargestellt, das eigentlich ganz abgerissen werden sollte. Jetzt soll nur noch ein kleiner Teil an der Straße stehen bleiben.

Der vom Fördermittelgeber vorgeschriebene Architektenwettbewerb wird ausgelassen. Die frühzeitige Beteiligung und Einbindung der Bürger wird vom Förderprogramm als wichtig erachtet, damit ein bürgerschaftliches Zentrum auch angenommen wird und sich die Bürger damit identifizieren können. In Homberg reicht eine spärliche Bürgereinladung. Der Fördermittelgeben duldet das und spielt mit.

Bürgermeister und Architekt haben sich in den Kopf gesetzt, den neuen Anbau so zu entwerfen, dass sie Fenster zum Nachbargrundstück haben wollen. Um das zu erreichen, kaufte die notleidende Stadt Homberg kurzerhand das Nachbargrundstück Holzhäuser Straße 1 einschließlich dreier Gebäudeteile mit Apotheke, Labor und Wohnungen (und Marktplatz 14) auf.

Trägt Homberg die Last für den Kreis allein?

Für den Bau des Multifunktionshauses liegt keine Wirtschaftlichkeitsberechnung vor. Alternativen wurden nicht geprüft. Die Räume sollen von verschiedenen Vereinen genutzt werden, die auch über Homberg hinaus aktiv sind. Ein Konzept über die Beteiligung an der Baufinanzierung und den späteren Betriebs- und Folgekosten gibt es nicht, zumindest ist davon noch nicht gesprochen und auch nicht vorgelegt worden.

Wahrlich, die Stadt ist arm dran, wenn sie für die Sanierung von kommunalen Einrichtungen für Sport, Jugend und Kultur erst Häuser kaufen muss, die sie dann doch lieber abreißt und neu baut oder einfach weiter vermietet, wie die Apotheke. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Stadt ein Jugendzentrum im Davidsweg gebaut hat, natürlich mit Fördermitteln

Die ausgewählten Förderprojekte sollen sich unter anderem durch "hohes Innovationspotential" auszeichnen. Und tatsächlich: Mit hohem Innovationspotential werden zweckwidrig, konzeptlos und unwirtschaftlich sinnvolle Fördermittel missbraucht und vergeudet.

 

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Kommentare sind deaktiviert Empfänger "Homberg, mal reich, mal notleidend – wie es gerade passt."

#1 Kommentar von G. Schönemann am 2019 Oktober 29 00000010 3:55 pm 157236091103Di, 29 Okt 2019 15:55:11 +0100

Auf den Punkt gebracht:

Ein Homberger Vereinsvorsitzender dessen Verein von Fördergeldern massiv profitiert, sagte mir bei einem Außentermin zum Thema Alter Friedhof usw. zu Beginn der Begehung:

Herr Dr. Ritz ist ein guter Bürgermeister. Der holt Fördergelder ran!

Zustimmung. Koste es (den Steuerzahler) was es wolle!