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Innerstädtische Einkaufscenter: Arbeitshilfe aus NRW

NRW Studie EinkaufszentrenNordrhein-Westfalen hat im Januar 2011 eine Arbeitshilfe für die Kommunen herausgegeben: "Zum Umgang mit großen innerstädtischen Einkaufszentren".

Von Einkaufszentren spricht man erst ab einer Größe von 10.000 qm Verkaufsfläche. Das in Homberg angedachte Projekt ist mit 4000 qm Verkaufsfläche wesentlich kleiner.

Diese Größenunterschiede beachtend, gibt es doch auch für die Homberger Diskussion wichtige Anregungen.

Im folgenden einige Zitate aus der Broschüre, die kostenlos bezogen werden kann.

1.1 Anlass und Aufgabenstellung

"Auf der einen Seite hält der Druck der Investoren- und Entwicklerseite auf die Städte unvermindert an, auf der anderen Seite sehen viele Städte in der Ansiedlung eines innerstädtischen Einkaufscenters die Chance, ihre Haupteinkaufsbereiche in der Innenstadt zu stabilisieren oder aufzuwerten." Seite 7

"Zur zentralen Fragen, wie sich solche Center auf die Städte auswirken, gibt es inzwischen eine Reihe hinreichend gesicherter Erkenntnisse, die in Verwaltung und Politik jedoch oft noch nicht vollständig bekannt sind. Zudem werden die in der Regel auftretenden Zielkonflikte zwischen privaten und öffentlichen Interessen oft nicht hinreichend thematisiert." S. 7

1.2 Arbeitsansatz

"Die im Rahmen der als Vorher-Nacher-Betrachtung konzipierten Wirkungsanalysen durchgeführten Untersuchungen verdeutlichen, dass die Integration von Einkaufscentren nur dann gelingen kann, wenn die maßgeblichen Parameter richtig eingestellt sind." Seite 8

1.3 Einige Anmerkungen zum Verständnis von Stadt

Konflikte über Einkaufszentren beruhen auf unterschiedlichem Verständnis von dem, was eine Stadt ausmacht. "Für die einen ist eine Center-Ansiedlung eine ausschließlich ökonomische Frage, für andere dagegen primär eine baulich-räumliche Entscheidung. Für dritte wiederum geht es dabei um die Steuerung der gesamten Entwicklung einer Stadt, die neben der wirtschaftlichen auch die gesellschaftliche, die kulturelle und die ökonomische Entwicklung beinhaltet." Seite 9

"Noch sind Innenstädte das Aushängeschild für die Gesamtstadt.Sie sorgen für Identifikation und Identitäten nach Innen und für das Image nach Außen."

Öffentliche und private Akteure – ungleiche Ausgangspositionen

" Die Projektentwickler können aus einer fachlich starken Position heraus agieren."
" Den Städten fehlen solche Erfahrungen; sind doch Centerprojekte zumindest für die Handlungsträger in den Mittelstädten singuläre Großereignisse, die im Berufs- bzw. Politikerleben häufig Einmaligkeitscharakter besitzen. Zumindest in der Startphase eine Center Projektes sind Nachteile für die Städte bei der Verfahrenssteuerung wie auch bei inhaltlichen Fragen deshalb kaum zu vermeiden. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich die maßgeblichen Entscheidungsträger sehr früh im Verfahren und oft vor dem vorliegen aller notwendigen Informationen pro Center positionieren." Seite 11

Verträglichkeitsuntersuchungen

"In dem Gutachten soll vor einer Entscheidung über eine Ansiedlung geklärt werden, mit welchen Folgen für den Einzelhandel in der Region, in der Stadt und in der Innenstadt zu rechnen ist."

"Heute sind Verträglichkeitsgutachten die Regel; allerdings ist zu beobachten, dass den Centerentwicklern häufig eine große Mitsprache bei der Auswahl des Gutachters eingeräumt wird, wohl auch deshalb, weil diese Gutachten oft von ihnen finanziert werden."

2 Empfehlungen

"Eine unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Steuerung des gesamten Ansiedlungsprozesses durch die Städte ist, möglichst rasch anfängliche Information- und Kenntnisdefizite abzubauen, um »auf Augenhöhe« mit Projektentwicklern zu gelangen."

"Stadtpolitik und Verwaltung sollten frühzeitig zusammenarbeiten; die Öffentlichkeit sollte frühzeitig informiert werden."
"Um ein sachgerechtes Verfahren zu ermöglichen und Wissenslücken auszugleichen, ist den Städten des weiteren zu raten, den Prozess durch wirtschaftlich unabhängige externe Berater begleiten zu lassen." Seite 12

Verträglichkeitsgutachten sind Pflicht

"Zweckdienlich ist eine Vergabe einschließlich der Übernahme der Kosten durch die Kommune. Von einem vom Projektentwickler selbst beauftragten und bezahlten Gutachten ist dringend abzuraten – so ist kein Fall bekannt, indem dann den entwicklerseitig angestrebten Dimensionierung in der Verkaufsfläche die Stadtverträglichkeit abgesprochen wurde."

"Der Zuschlag für eine Centerentwicklung an ein Unternehmen darf wegen der Stärke der Intervention und der damit verbundenen Bedeutung für die Stadt nur im Rahmen eines formalisierten, nachvollziehbaren Auswahlverfahrens geschehen."

"Erforderlich sind deshalb zwingend die Ansprache mehrerer Projektentwickler beziehungsweise Investoren und die Einleitung eines fairen und transparenten Verfahrens."

 "Kommt ein Projektentwickler oder Investor auf eine Kommune zu, sollte sie – falls sie an der Ansiedlung eines Einkaufscenters interessiert ist – zunächst einmal das Unternehmen einer gründlichen Prüfung unterziehen. Dabei geht es neben anderen um die Erfahrung, welche das Unternehmen mit Planung, Errichtung und Betrieb eines Centers besitzt sowie um die Leistungen, die der Private bei der Projektplanung und dem Centerbau erbringt."

3. Größe der Center

Analysiert wurde,"dass Kunden in Mittelstädten mit einem normalen innerstädtischen Aktaktivitätsniveau nur etwa circa 1000 m fußläufig zurücklegen." Seite 17

5. Architektur und städtebauliche Gestaltung

"Die Straßenfassaden bilden wegen der nahezu ausschließlichen Orientierung der Geschäfte zu den inneren Laufwegen -funktional gesehen – meist nur die Rückseite der Center. Sie werden deshalb folgerichtig – außer an den wenigen Eingängen – architektonisch geschlossen gestaltet. Die wenigen, an den Hauptlauflagen befindlichen eher offen gestalteten Seiten betonen zwar deren räumliche Bedeutung, doch hinter dem Glas ihrer Öffnungen in den oberen Geschossen verbergen sich häufig nur Blindfenster oder zugehängte Fenster. Da die Fassadenöffnungen funktional nicht benötigt werden, treten so genannte Scheinfassaden an ihre Stelle. Diese Scheinfassaden dienen häufig den Marken der wichtigsten Center-Mietern als großflächige Werbeträger, auf den großformatigen Werbeschriftzüge oder Firmenlogos montiert werden."

"Zu diesem mangelhaften baulichen Bezug zum städtischen Umfeld gesellt sich eine aufgrund standardisierter Bauweise ähnliches Erscheinungsbild von Einkaufszentren gleicher Investoren. Beide trägt zur Uniformität der Stadtbilder bei." Seite 24
"Damit hat eine Umkehrung von Innen- und Außenraum in die Städte Einzug gehalten.""Mit der Errichtung von Einkaufszentren kann unter Umständen ein Verlust der Attraktivität des öffentlichen Raumes in den vorhandenen Hauptgeschäfts-Bereichen verbunden sein."

 

Diese wenigen Zitate aus der Arbeitshilfe sollen neugierig machen das gesamte Heft zu lesen. kostenloser Bezug [1] der Arbeitshilfe

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#1 Kommentar von Centermanager am 2011 August 18 00000008 5:25 am 131364151905Do, 18 Aug 2011 05:25:19 +0100

„zu raten, den Prozess durch wirtschaftlich unabhängige externe Berater begleiten zu lassen.“

Das kostet einen Haufen Geld ! Homberg hat ja genug davon.

„Das in Homberg angedachte Projekt ist mit 4000 qm Verkaufsfläche wesentlich kleiner.“

Falsch. In Homberg hat man drei Varianten angefacht.

#2 Kommentar von Xeon am 2011 August 18 00000008 6:04 pm 131368709106Do, 18 Aug 2011 18:04:51 +0100

Die Broschüre ist auch als kostenloser, klimaneutraler Download verfügbar 😉
[2]