HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Reformationsstadt: Die Schattenseiten der Reformation

BildBürgermeister Martin Wagner möchte seit Anfang seiner Amtzeit Homberg mit dem Beinamen Reformationsstadt schmücken. Schon in der Stadtbroschüre von 2003 schrieb er im Untertitel "Die Reformationsstadt Hessens".

Wer sich Reformationsstadt nennen möchte, sollte etwas zum Thema wissen, was mehr ist als kirchliches "Reformations-PR" (Uwe Birnstein). In Zeiten in denen die Trennung von Kirche und Staat vollzogen ist, haben die Bürger das Recht, die geschichtliche Bedeutung zu erfahren und nicht nur die geschönte Geschichtschreibung der Kirche – mit Ausnahme der kritischen Theologen, die es auch gibt.

475 Jahre Konfirmation
Im Kirchenkreis Ziegenhain soll an die 1539 unterzeichnete sogenannte "Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung" erinnert werden, aus der unter anderem die Konfirmation hervorgegangen ist. Die Kritik an der von Rom dominierten katholischen Kirche hat viele Reformer hervorgebracht – nicht nur Luther.

Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung
Die Konfirmation, das Glaubensbekenntnis und die Gemeindeorganisation wurden von Martin Bucer (Martin Butzer) ausgearbeitet . Als ehemaliger Dominikanermönch wurde er selbst Reformator, neben anderen wie Zwingli, Calvin, Melanchton, Erasmus von Rotterdam.
Bucer befürwortete ebenso wie Melanchton die Hinrichtung des Theologen und Arztes Michael Servant durch Calvin. Servants Vergehen: Er hat darauf hingewiesen, dass die Dreifaltigkeit Gottes nicht aus der Bibel herzuleiten ist. Das war auch nicht möglich, denn die Dreifaltigkeit Gottes beruht auf einen Beschluss des Konzils von Konstantinopel im Jahr 381.

Wider die pazifistischen "Täufer"
Eine starke Reformatoren-Bewegung waren die "Täufer". Sie vertraten die Auffassung, statt der Kindestaufe gleich nach der Geburt – wie sie die Lutheraner vertraten – müsse die Taufe als ein Glaubensbekenntnis ein bewusster Akt sein, der nur im Erwachsenenealter ernsthaft vollzogen werden kann. Besonderen Hass zogen die "Täufer" auch auf sich, weil sie strikt gegen Gewaltanwendung waren, indem sie sich auf die Bergpredigt beriefen. Diesen christlichen Pazifismus lehnte Luther als widergöttlich ab. Die Mitglieder der Täuferbewegung wurden für ihre Haltung verfolgt und hingerichtet, gerade auch in den protestantischen Gebieten.

Die Stärke der Täuferbewegung zwang die lutherischen Protestanten zu einem Kompromiss, den sie in der Konfirmation fanden. Der von den Täufern praktizierten Erwachsenentaufe, also der bewussten Glaubensentscheidung, kam die lutherisch gepräge Lehre entgegen. Die Kindestaufe sollte noch einmal bewusst als Jugendlicher bestätigt werden, so entstand die Konfirmation, die Bestätigung.

FrauenmordeDas ist nur ein Beispiel für die "Toleranz" derer sich die Reformation (nach Luther) gerne rühmen möchte.
Eine Reformationsstadt sollte sich bewusst sein, welche Last sie mit dem Namenszusatz auf sich lädt, dazu gehört auch der Judenhass und der Teufelsglaube, dem tausenden von jüdischen Bürgern, und Frauen, die als Hexen gebranntmarkt wurden, auf bestialische Weise zum Opfer fielen; sie wurden öffentlich und mit dem Segen, auch der evangelischen Kirche, ermordet.
Wer Reformation sagt,  sollte nicht vergessen zu erwähnen, dass durch den 30-jährigen Religionskrieg auch Homberg schwer zerstört wurde.

Von der Lutherdekade profitieren
Mit dem Begriff "Reformationsstadt" erhofft sich Homberg – erklärtermaßen – etwas vom Reformationstourismus zu profitieren. Das kritisierte auch schon Goethe 1817:

"Pfaffen und Schulleute quälen unendlich, die Reformation soll durch hunderterley Schriften verherrlicht werden; Maler und Kupferstecher gewinnen auch was dabey."

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4 Kommentare zu “Reformationsstadt: Die Schattenseiten der Reformation”

  1. conditum paradoxum

    Was ist falsch daran, ebenso wie andere Städte auch, aus Historischem ein geschäft zu machen Ob Waffen, Orden, Kleidung, Bücher oder Feiern – irgendwer hat immer Interesse an etwas. Der eine sammelt Tassen, der andere Ansichtskarten mal alles mal nach irgendwelchen Kriterien. Es gibt Ritterspiele – die waren auch nicht immer friedlich und edel. Kriegsspiele zum Thema 1. und 2. Weltkrieg. usw.

    Allerdings scheint man sich was das Aufspringen auf eine fahrenden Zug belangt eher auf die Schwäbische Eisenbahn aufspringen zu wollen.

    Vor gut zwei Jahren am 4. Januar 2012 konnte man im Hingucker lesen.

    https://www.homberger-hingucker.de/?s=Lutherdekade

    März 2012 – ein Förderverein etabliert sich.

    Herzlich Willkommen auf der Homberger Seite zum Thema Reformation

    https://www.homberg-efze.eu/haus-der-reformation/

    6. März 2013 nach einem Jahr tritt man Refo City bei.

    https://www.homberg-efze.eu/haus-der-reformation/nachrichten-haus-der-reformation/homberg-wird-offiziell-reformationsstadt/cd0df8808eff9a0161f3637f6607b272/?tx_ttnews%5Bpointer%5D=1&tx_ttnews%5BbackPid%5D=769

    und meint nun sich ofiziell "Reformationsstadt " nennen zu können.

    Dabei ist RefoCity kaum genutzt ind Deutschland und für mich so was wie der Verkauf von Sternennamen.

    Gleichzeitig beantragt die SPD Sitzung 19. März 2013 im Parlament auf den Ortseingangsschildern "Reformationsstadt" anzubringen. Ein entsprechender Antrag hängt in Wiesbaden fest, so Dr. Richhardt Anfang Januar 2014. Nach 9 Monaten.

    Nach Aktivität sieht so was nicht aus. Dafür geht es nach Bad Wildungen. Nach Nürmberg. Auf Reintour. Marburg. Vortragsabende.

    Es wird also Zeit mal eine Bilanz zu ziehen was Investition und den Nutzen anbetrifft! Zumal ja Homberg sparen muss und angeblich keine Möglichkeiten vorhanden sind oder abgelehnt werden.

     

     

     

     

  2. Neu-Homberger

    Neueste Meldung auf HNA-online:

    Homberg darf sich Reformationsstadt nennen. Innenminister Peter Beuth überbringt die entsprechende Urkunde. Im Gepäck hat er 4000000,00 € vom Land Hessen, die jedoch ausschließlich zur Schuldentilgung eingesetzt werden dürfen. Immerhin….

    Hoffen wir, dass die Zusatzbezeichnung Reformationsstadt Besucherströme auslösen wird.

  3. seniorensportler

    zu 3.

    interessant die begründung für die 4 mio :

    trotz äußerster sparsamkeit und hoher einnahmebelastung …

    hä? wo sparte man denn in homberg? wo gibt es denn eine einnahmebelastung? laut dem bm wagner hat homberg doch reichlich einnahmen gehabt und liegt vor den anderen städten.

    https://www.homberger-hingucker.de/?m=201211

    https://www.hna.de/lokales/fritzlar-homberg/homberger-nachtragsetat-weist-deutlich-hoehere-gewerbesteuer-einnahmen-954604.html

    hier zum thema geldherkunft

    https://verwaltung.hessen.de/irj/HMdI_Internet?cid=98a3d561bf54f70c27eb727a8ef11bcf

    https://verwaltung.hessen.de/irj/HMdI_Internet?cid=d88699aa5c108709a72a01c89823be73

    es sind steuergelder und hier wird nicht sparsamkeit belohnt.

    cdu klientelpolitik

  4. Bad Man

    Hurra ! 11 Monate Kampf liegen hniter den Verantwortlichen der Stadt. Ob Herr Beuth weiß, dass man seitens des Stadtmarketinggeschäftsführers des " hängt im Ministerium fest " bezichtigt wird?

    Reformationsstadt darf man sich jetzt auf den Ortseingangsschildern nennen.

    Wie viele Ortseingangsschilder sind das für die Kernstadt?

    Wie viele für die Ortsteile?

    Welche Gesamtkosten?

    Da derzeit der Haushalt 2014 noch nicht mal im Entwurf vorliegt, weil man nach den Worten des BM die Kurve zum Rettungsschirmdeckel noch nicht kriegt, muss das nun auch gestemmt werden.

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