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Tennets Trassenmärchen

Nein SüdlinkDie von Tennet geplante Stromtrasse durch den Kreis erregt die Menschen. In der Diskussion geht über die Streckenführung der Trasse. Ob diese Trasse überhaupt notwendig ist – und wenn ja, für welche Interessen geplant wird, das wird weitgehend ausgeblendet.

Gerade hat die Tennet ein Schreiben an die Einwänder gegen die Trasse geschrieben. 8 Seiten lang, doch nur zwei Absätze behandeln die Notwendigkeit der Stromtrasse.
So wird argumentiert, es entstünde ein Nord-Süd-Gefälle bei der Stromerzeugung. Viel Windkraft in Norddeutschland und auf See muss den Ausstieg aus der Kernkraft in Süddeutschland ausgleichen, deshalb muss der Strom vom Norden nach Süden transportiert werden. Das klingt plausibel, ist aber falsch.

1. Der Anteil des Atomstroms in Bayern ist gar nicht so groß.

Anteil des Stroms aus Atomenergie
in Bayern
Schweinfurt = 51 %
Augsburg = 12 %
Würzburg = 11 %
Regensburg = 10 %
Ingolstadt = 4 %
Nürnberg = 2 %
München = 1 %
Bayreuth = 0 % (Sitz von Tennet)

Anteil in der Bundesrepublik

Kohle gesamt = 45,2 %
Steinkohle = 19,6 %
Braunkohle = 25,6 %

Atomenergi = 15,4 %
Windenergie = 8,4 %

Nach wie vor hat Kohlestrom mit 45 Prozent, den höchsten Anteil.

Strom verbrauchsnah in großen Kraftwerken erzeugt“ ?
„Früher wurde die benötigte Menge an Strom verbrauchsnah in großen Kraftwerken erzeugt und ins Netz eingespeist.“ Diese Aussage ist falsch, wie sich im Schwalm-Eder-Kreis leicht erkennen lässt. In Borken wurde in einem großen Kraftwerk die vorhandene Braunkohle verstromt, aber nicht hier verbraucht, sondern über ein Leitungsnetz verteilt.
Die Kraftwerksstandorte haben sich an den Kohlevorkommen oder an den Hafenplätzen orientiert, zu denen billig Kohle transportiert werden konnt.

Gewaltige Überproduktion

Prof. Jarras beschäftigt sich schon länger kritisch mit dem Thema. er schreibt Kein Netzbau für unnötigen Kohlestrom [1],

„Die Folge: In Deutschland wird immer mehr Strom produziert, den man zur nationalen Versorgung gar nicht braucht. Dadurch steigen die Exporte. Schon im vergangenen Jahr waren sie mit knapp 23 Terawattstunden auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Für 2023 geht die Bundesnetzagentur gar von 75 Terawattstunden aus – genug Strom, um mehr als 21 Millionen Haushalte ein Jahr lang zu versorgen. Aus der gewaltigen Überproduktion ergeben sich zwei Probleme:

# Den Verbrauchern werden in kurzer Zeit sehr hohe Kosten zugemutet. Um die Strommassen zu transportieren, müssen sehr schnell neue Leitungen gebaut werden – was Milliarden kostet. Dazu steigt paradoxerweise die Stromrechnung der Endverbraucher. Denn Elektrizität aus Ökostromanlagen wird mit einem festen Preis vergütet. Die Differenz zwischen Fixpreis und Börsenpreis gleichen die Verbraucher über ihre Stromrechnung aus. Durch das immer größere Überangebot sinkt der Börsenpreis, und die Verbraucher zahlen immer mehr drauf.

# Zudem verkommt der Begriff Energiewende zur Phrase. Es wird weit mehr klimaschädlicher Braunkohlestrom produziert, als für die Versorgung der Bundesrepublik nötig wäre. Das Versprechen „Mehr Ökostrom = mehr Klimaschutz“ wird nicht eingelöst – obwohl die Verbraucher genau dafür Milliarden zahlen. Rächen könnte sich das womöglich beim Netzausbau. Der in der Bevölkerung unbeliebte Bau neuer Leitungen dürfte noch unbeliebter werden, wenn sich herumspricht, dass man die Strippen nicht nur für den neuen Ökostrom braucht, sondern auch, weil Strom aus schmutziger Braunkohle die Netze verstopft.

„Seehofer bekräftigte auch seine Skepsis zu den diskutierten Trassenführungen. Zunächst sei ihm wichtig, dass der Bedarf für den Neubau belegt werde – dies habe bislang noch niemand getan. Daneben gehe es auch um den konkreten Verlauf. “ https://www.tagesschau.de/inland/seehofer-stromtrassen-101.html [2]

Noch deutlicher wurde Alexander Greß, Sprecher des Netzbetreiber Tennet [3].

„Grund dafür ist die Auslastung der Leitungen. „Damit möglichst wenig Verlust entsteht, muss das Gleichstrom-Netz möglichst unter Volllast betrieben werden“, erklärt Greß. Das kann nur gewährleistet werden, wenn verschiedene Energiequellen zur Verfügung stehen.
Bei Flaute kann dann auch auf den Strom zurückgegriffen werden, der von anderen Anlagen oder durch Sonnenenergie produziert wird. Und: über die Leitung Nordlink kann auch Strom aus Norwegen eingespeist und so nach Süddeutschland transportiert werden. Nordlink soll über ein Seekabel Strom aus Skandinavien nördlich von Büsum an die Nordseeküste bringen und von dort weiter westlich von Meldorf bis in das Umspannwerk Büttel.“

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#1 Kommentar von Landkarte am 2016 September 27 00000009 3:28 pm 147498649203Di, 27 Sep 2016 15:28:12 +0100

Nun wird die Trasse als Erdkabel gebaut. Verläuft faktisch außerhalb Hessens im Osten !

[4]

#2 Kommentar von Mister X am 2016 September 27 00000009 8:28 pm 147500450308Di, 27 Sep 2016 20:28:23 +0100

Ich habe nichts dagegen, wenn die Trasse den Schwalm-Eder-Kreis nicht tangiert.

Das Sankt-Florian-Prinzip hat gegriffen

Die jetzt betroffenen Landstriche werden nun auch Widerstand über Bürgerinitativen leisten.

Herr Herbold erhält einen Beratervertrag. 🙂

Dann bleibt nur noch die Möglichkeit, die Trasse über Polen und Tschechien nach Bayern zu führen.

Und Bayern zahlt die Trassennutzungsgebühren an diese Länder (…)