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Vor 20 Jahren Ausstellung: Maria Rosa trifft Hans Staden

 

Vor 20 Jahren, am 11. August wurde in Homberg eine Ausstellung zu Hans Staden eröffnet.
In der Stadtkirche St. Marien und im Rathaus wurden die Bilder des brasilianischen Malers Jose De Quadro ausgestellt, der sich mit Hans Staden und  einer alten Frau auseinandersetzt:
Maria Rosa, einer der letzten Überlebenden des Ot-Xavantes-Volkes im heutigen Brasilien.

Fotos: oben: Titelseite des Ausstellungskatalogs "Maria Rosa trifft Hans Staden"
links: Maria Rosa,   rechts: Hans Staden (Foto: Hannah Hübner)

Diese Ausstellung geht auf die Initiative von Lothar Grigat zurück, der zu der Zeit Dekan im Kirchenkreis Homberg war und dazu in dem Ausstellungskatalog einführend schrieb.

Ausgangspunkt war der 475. Jahrestag der Homberger Synode, der die Einführung der  Reformation in Hessen folgte. "Einer, der kurz darauf in Homberg geboren und bereits im "neuen Glauben" getauft wurde, war der Brasilienreisende Hans Staden." Grigat nahm mit dem brasilianischen Künstler Jose De Quadros Kontakt auf, der in Kassel lebt und sich schon länger mit der Person Hans Staden beschäftigte.

Ganz eng zieht der Künstler die Parallelen der kolonialistischen und missionierenden Ereignisse des 16. Jahrhunderts zum Schicksal der heutigen indianischen Bevölkerung Brasiliens, und dabei vor allem der letzten  Überlebenden des Oti-Xavantes-Volkes, Maria Rosa.

Hans Staden und sein Buch über seine Erlebnisse unter den "Wilden" Brasiliens wird als Beobachter des Fremden gesehen. Es ist der "kolonialistische und missionierende" Blick. Die anderen sind die Fremden, sie werden auf eine Rolle reduziert. Diese ausgrenzenden Betrachtungsweise wird in den letzten Jahren wieder verstärkt thematisiert.
Mit der Ausstellung "Maria Rosa trifft Hans Staden" erfolgte schon vor 20 Jahren eine Beziehung auf gleicher Augenhöhe. Jose De Quadros besuchte Homberg und erweiterte seinen Hans Staden-Zyklus um die Motive der Stadt. Maria Rosa betrachtete die Stadt, aus der Hans Staden nach Brasilien kam.

Grigat formulierte schon vor 20 Jahren in seiner Einleitung, dass mit den Bildern die historische Erinnerung und die Konfrontation mit dem Schicksal der indigenen Völker Brasiliens zum Gegenstand der Auseinandersetzung wird.

Und ich hoffe, dass uns so das Schicksal von Hans Staden und Maria Rosa und der indianischen Bevölkerung neu nahe rückt.

Die Gegenwart ist nicht verstehbar ohne Erinnerung an die geschichtlichen Wurzel: "Das Geheimnis der Versöhnung ist die Erinnerung!

Leider hatte die Stadt vor 20 Jahren kein Bild aus dem Zyklus gekauft. Nichts erinnert in Homberg an diese Ausstellung. 
Gerade heute wäre es wichtig, auf die Situation der indigenen Bevölkerung in Brasilien aufmerksam zu machen, die verfolgt werden, deren geschütztes Land geraubt und die Wälder verbrannt werden, wie gerade die Tagesschau meldete.

Brasilien: Indigene Völker in doppelter Bedrängnis [1]

Brasilien: Die Stunde der Goldgräber und Viehzüchter [1]

Homberg könnte sich mit Bezug auf Hans Staden gegen die Ausgrenzung durch Rassismus und Kolonialismus profilieren und über die provinzielle Sicht mit Homberg nur als Geburtsort von Hans Staden hinauswachsen.