HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Logistikbranche: Fluch oder Segen für Homberg?

Star NeubauFoto: Rohbau der neuen Umschlaghalle von S.T.a.R.

„Schwalm-Eder-Kreis ist eine der besten Adressen für Logistiker“ titelt die HNA. Für die Logistikbranche ist die zentrale Lage zwischen Hattenbacher Dreieck und Kassel eine strategisch günstige Lage mit Autobahnen in alle Himmelsrichtungen. Ist das auch für den Schwalm-Eder-Kreis und die Menschen von Vorteil?

Gerade erst am Samstag haben die Mitarbeiter der Bettenwelt in Homberg demonstriert, um so auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Seit 2001 hätte es keine Lohnerhöhung mehr gegeben. Ganz das Gegenteil, immer mehr Arbeitsplätze gehen an schlecht zahlende Fremdfirmen, wo nur Niedriglöhne gezahlt werden. Niedriglöhne, die oft noch durch Steuermittell aufgestockt werden müssen, damit wenigstens das Niveau von Hartz IV erreicht wird, trotz täglicher Arbeit.

Arbeitsplatz-Hoffnung nicht erfüllt

Die Stammbelegschaft wird immer mehr reduziert. Am 5. Dezember 2005 schrieb die HNA:

Die Bettenwelt – die Logistik-Tochter des Jysk-Konzerns – beschäftigt in Homberg 120 Mitarbeiter. Hinzu kommen 35 Beschäftigte bei einem Spediteur und einem Entsorgungsbetrieb, die beide auf demselben Gelände für die Bettenwelt tätig sind.
Wenn das Lager in einigen Jahren ausgelastet ist, werden dort nach Angaben von Logistik-Chef Rainer Esplör und seines Vertreters André Schelbert insgesamt bis zu 300 Menschen Vollzeitjobs haben.

In 2006 gab es lediglich 185 Arbeitsplätze. Soviele Beschäftigte gibt es auch heute noch, jedoch ist die Stammbelegschaft auf 135 Arbeiter reduziert und durch 50 Leiharbeiter ersetzt worden. Stundenlohn bei 7,00 Euro.

Leiharbeiter für Homberg gesucht – in Hamburg-Wilhelmsburg

Im Februar fand ein aufmerksamer Leser bei ebay folgende Kleinanzeige:

Suchen zu Sofort 50 Mitarbeiter im Spetionsbranche
Standort:34576 Hessen – Homberg (Efze)
Erstellungsdatum:19.02.2010
Beschreibung: Suchen zu sofort 50 Staplerfahrer/Kommisionierer/Lagerarbeiter Bei Intresse Bitte melden unter der Mobinummer …

Beschreibung
Sie möchten keine Zeitarbeit bei sich einsetzen Haben aber auch kein eigenes Personal frei Dann sind wir die richtigen Ansprechpartner für Sie Container Be- und Entladung LKW Be- und Entladung Dienstleistungen im Logistikbereich Lohnarbeiten Alles zum Festpreis
* keine teuren Stundenpreise
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* Beschaffung von bis zu 20 Containerpackern + Staplerfahrer binnen 24 Stunden Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, für unsere Kunden erreichbar Unser Einsatzgebiet umfasst ganz Norddeutschland.

Gebäudereinigung YilmazDie Hamburger Firma, die die 50 Mitarbeiter für Homberg (Efze) sucht, ist in der Gebäudereinigung tätig. Seit einigen Tagen sind alle Interneteinträge wieder verschwunden.

Ein anderes Hamburger Serviceunternehmen für die Logistikbranche, das auch schon in Homberg tätig geworden sein soll, beschreibt seine Vorteile für die Speditionsunternehmen aus seiner Homepage mit folgenden Punkten:

Mit unseren kompetenten und zuverlässigen Mitarbeitern garantieren wir Ihnen eine professionelle Abwicklung Ihrer Aufträge.
Sie können kurzfristig, innerhalb einer Stunde, je nach Auftragsforderung Ihre Personal- und Auftragsanforderungen variieren.
Jede Arbeitsgruppe hat einen Vorarbeiter der Ihnen zur Seite steht, die Gruppen überwacht, kontrolliert und Sie über alles informiert.
Wir rechnen keine Stundensätze ab – nur die tatsächlich erbrachte Leistung wird berechnet.
Bei uns gibt es keine Feiertags-, Nachts- oder Überstundenzuschläge.
Der SHUTTLESERVICE für unser Personal sorgt dafür, dass alle pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen:
Wir schließen Werkverträge ab, d.h. es findet keine Arbeitnehmerüberlassung statt.
Mit unseren Werkverträgen gehen Sie keine festen Bindungen ein.

Nach diesen Beschreibungen kann man schon ahnen, welcher Qualität diese Arbeitsplätze sind. Für die Menschen und für die Region bedeutet die Logistikbranche mit diesen Arbeitsplätzen keinen Gewinn. Die Häufung solcher Betriebe stellt ein Monokultur dar, die besonders anfällig auf Wirtschaftsschwankungen ist.

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Dokumentation


 

Zu den Warnstreik der Beschäftigen der Bettenwelt veröffentlichte die HNA am 5. Juni 2009 einen Leserbrief des damaligen Betriebsrats

„Mal abgesehen davon, das durch die stark verkürzte Darstellung die genannten Zahlen nicht ganz den Tatsachen entsprechen, kann die Aussage des Konzernsprechers nicht unwidersprochen bleiben. Es ist keinesfalls so, dass seit diesem Monat nach Tarif entlohnt wird.
Wie die Mitarbeiter heute erfahren haben, wurde ihr Grundlohn mit einer Zulage zusammen gerechnet und dies dann mit dem aktuellen Tarif verglichen. Wer dann darunter lag, bekam eine Erhöhung. Wer darüber lag, bekam nichts.
Wiedermal nichts, wie schon seit über acht Jahren. Weil die Geschäftsleitung immer so rechnet, das hinten nichts rauskommt. Obendrein hat in vielen Fällen die aktuelle Lohn-/Gehaltseinstufung nichts mit dem Tarifvertrag gemeinsam. Hier wird nach Gutsherrenart gehandelt, und die Mitarbeiter bleiben mit ihrem wenigen Geld auf der Strecke. O-Ton des Geschäftsführers der Bettenwelt Deutschland zur möglichen Steigerung der Motivation seiner Mitarbeiter durch eine Lohnerhöhung: „Meint ihr wirklich, das ich mit Geld die Motivation verbessern kann?“
Zu den weiteren Aussagen des Hr. Johannsen: “ Forderungen überzogen“ – bei einem Jahresgewinn von um die 6 Millionen Euro sind die Mehrkosten von ca. 250 000 Euro sicherlich nicht überzogen; „der Standort soll ins Schlingern gebracht werden“ – das können, wenn überhaupt, nur die Verantwortlichen der Geschäftsleitung schaffen, auf keinen Fall die Mitarbeiter vor Ort; „Gesprächstermine angeboten“ – Ja. Teils an Feiertagen. Und dann auch im fernen Handewitt. Das ist sehr glaubwürdig.
Heinz-Georg Haas, Frielendorf Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der Bettenwelt „
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7 Kommentare zu “Logistikbranche: Fluch oder Segen für Homberg?”

  1. Hungerlöhner

    Was bei dem Dänischen Bettenlager abläuft ist betrug am arbeitnehmer ,geringer lohn ,viel leistung (bis zum umfallen) keine sozialleistungen .Nur gewinn zählt für die herrn die das sagen haben,Hauptsache meine Millonen stimmen ,den arbeiter kann man ja ruhig auslutschen es stehen ja genügend andere vor dem Tor. Hauptsache ist wir haben grund und boden für ein butterbrot und ei bekommen und der gewinn kann gesteigert werden ,300 Arbeitnehmer kann man in den raum stellen +unser BM.fällt darauf rein aber egal er hat ja sein gehalt .Firma Star ist genau das gleiche ? 130 sind noch beschäftig bei dem Bettenlager alle anderen haben das handtuch geworfen ,Verdi versuchts mit Streik ,aber der (Däne)lacht– mit den Deutschen kann mann es ja machen.Die sind ja geboren um zu arbeiten.Fragen sie sich mal warum Bettenwelt nicht in ihrem land geblieben ist Nix bezahlen große gewinne einfahren,in Deutschland ist das ja einfacher.

  2. ronneberg

    Vom reden wirds nicht besser!

    Solange es weiter genug Dumme gibt, die das mit sich machen lassen und keine Lobby vorhanden ist, wird das auch so weitergehen.

    Der einzelne oder eine handvoll Arbeitnehmer nützt da wenig. Einfach den ganzen Laden komplett bestreiken, ohne Vorwarnung. Drei Tage reichen, dann kriecht die Geschäftsleitung zu Kreuze.

    Doch dazu braucht es eine Lobby, die kaum vorhanden ist. Das wissen die Sklaventreiber in den oberen Etagen genau. Es gab Zeiten, da sind die Arbeitnehmer wegen einer Stunde weniger Wochen-Arbeitszeit und einen freien Samstag in den Ausstand getreten – mit Erfolg!

    Und heute?

    Da kneifen die Arbeitnehmer den Hintern zusammen, wenn so ein moderner Skalventreiber Profit macht auf dem Rücken seiner Arbeitnehmer und zu Lasten aller Steuerzahler.

    Das ist die Mentalität der deutschen Arbeitnehmer heute, früher war sie anders – und gerade das wird jetzt ausgenutzt.

    https://tinyurl.com/yabttyq

  3. DMS

    zu 2:
    Das sind ja sehr verwegene Behauptungen.
    Die Demonstrationen der Mitarbeiter der Bettenwelt im letzten Sommer und in der letzten Woche sind Beleg, dass sie sich sehr wohl für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen einsetzen.
    Bevor man solche -ja schon beleidigenden – Behauptungen über die Mitarbeiter äußert, sollte man sich doch genauer mit den Bedingungen befassen.

  4. ronneberg

    @DMS #3

    Die Bedingungen sind doch mehr als mies. Letzendlich müssen die Mitarbeiter der Bettenwelt doch noch Geld von zu Hause mitbringen, Geld, dass sie vom Staat erhalten, dafür, um dem Unternehmer zu Profit zu verhelfen. Es wird vom Reden nicht besser werden, das weiß auch die Unternehmensführung ganz genau. Die sind nicht blöd, die sind gerissen!

    Das Druckmittel wäre in der Tat die Arbeitseinstellung und erst auf diese Weise würde, wenn man so will, die Chance einer Machtbalance hergestellt.

  5. Eisenfresser

    Jeden Tag ein oder mehrere Artikel über die lahmenden Eisflitzer der Kasseler Huskies
    Wenn sich die HNA doch für die Arbeitnehmer im Logistikbereich z.B. der Dänischen Bettenwelt in Homberg auch so aktiv annehmen würde!

    Huskies Nachrichten Agentur = HNA !

  6. Tacker

    zu 2:
    ronneberg hat Recht. Zumindest zu einem guten Teil Es ist leider nur eine Minderheit, die bei der Bettenwelt bereit ist zum streiken. Der größere Teil der noch vorhandenen eigenen Mitarbeiter ist einfach zu feige zum streiken. Die glauben wahrhaftig noch an das, was die Vorgesetzten ihnen vorlügen. Dabei merkt der Streikende, das der Streikbrecher sich in seiner Haut nicht wohl fühlt, wenn er durch die Streikfront zum Betrieb will.
    Und was die alles anstellen, um nicht mit den Streikenden zusammen treffen zu müssen. Wirklich lachhaft. Und obendrein spannt die Leitung auch noch die Polizei für ihr (illegales) Streikbrecherwesen ein.
    zu 3:
    Was DMS da schreibt, zeugt von wenig Kenntnis. Oder von Verwechslung. In der Bettenwelt wurde in den letzten Wochen nicht gestreikt. Es gab nur eine Aktion bei der Verkaufsfiliale.
    zu 4:
    Eisenfresser hat völlig Recht. Aber da gilt in der HNA die Maxime: Dessen Hand mich füttert (Werbungseinnahmen), dessen Hand ich nicht beiße.

  7. DMS

    zu 6:
    Danke für den Hinweis. Tatsächlich hatte ich den Streik im letzten Sommer und die Demonstration vor der Verkaufsfiliale zusammengefasst. Ich bitte den Fehler zu entschuldigen.

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