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Abenteuer Arztbesuch im Ärztehaus

Foto: Ärzte im Ärztehaus Obertor

Die Stadt hat in dem ehemaligen Amtsgericht am Obertor ab 2011 ein eigenes Ärztehaus geplant und gebaut. Ein älteres Homberger Ehepaar hatte sich beim Orthopäden im Ärztehaus einen Termin geben lassen.
Der Weg bis zur Praxis: Ein ungewolltes schmerzhaftes Abenteuer. Wer sind die Verantwortlichen?

In der Bergstraße findet das Ehepaar einen Parkplatz. Von dort gehen die beiden abwärts, überqueren die Obertorstraße und gehen wie beim letzten Besuch den vertrauten Weg die steile Webergasse (17% Gefälle [1]) zum Eingang. Die Tür ist verschlossen. Sie können den dortigen Aufzug in die Praxis darüber nicht benutzen. Der Zugang ist jetzt nur noch über den Haupteingang zu erreichen.
Also umkehren.
Wieder mit Stock und Schmerzen die steile Steigung (nicht barrierefrei) hinauf, rechts in die Obertorstraße bis vor den Eingang zum Ärztehaus. Sie können wählen: Nehmen sie den Weg über die Rampe  für die Krankentransporte (22 % Steigung) oder nehmen sie die Treppe bis hinauf zur Eingangstür.

 
Im Eingangsbereich vor der Treppe finden sie eine Tafel mit den Wegweisern.
Gleich hier im Erdgeschoss befindet sich die Praxis Weber. Da wollen sie heute nicht hin.
Zum Orthopäden werden sie nach Osten zum Abgang in den Keller gewiesen, vorbei an der Treppe, die ins Obergeschoss zur Dialyse weist, vorbei an dem Zugang rechts zu der neuen Dialysepraxis im Obergeschoss des neuen Anbaus. Ein handschriftliches Schild klärte sie dort auf, dass die Dialyse geschlossen ist und nur noch in Schwalmstadt und Fritzlar stattfindet.

An der Ostseite des Gebäudes geht es nach links die Kellertreppe hinunter, unten in einen unbelebt wirkenden Raum, wieder links herum durch den Gang zu dem Übergang in den Neubau, dort wo wieder Tageslicht einfällt. Noch ein paar Stufen, dann rechts herum. Sie haben es geschafft. Sie sind geschafft. Sie stehen vor der Glastür der Praxis des Asklepios Gesundheitszentrums, die hier eine Nebenstelle betreibt. Die beiden weiteren großen  Aufzüge in dem Altbau für Liegendtransporte haben ihnen keine Erleichterung gebracht, denn sie haben sie gar nicht wahrgenommen. Ob sie überhaupt noch in Betrieb waren?

 

Wer übernimmt Verantwortung?

Dieses Ärztehaus wurde mit öffentlichen Fördermitteln gebaut. Die Hessische Landgesellschaft (HLG) als staatliche Treuhandstelle war beteiligt und sogar stolz auf den Bau [2], wie auch die Bundesanstalt für Bau- Stadt- und Raumforschung (BBSR). In einer Veröffentlichung wurde der Bau als Musterbeispiel für die Finanzierung vorgestellt. Die Baukosten hätten nur 1,9 Millionen [3] Euro betragen, hatte Bürgermeister Dr. Nico Ritz ihnen angegeben, obwohl er in der Stadt schon von ca. 3 Millionen gesprochen hatte.

Der Magistrat hatte den Bau in der Bauzeit besichtigt, hatte Gelder bewilligt und später noch weitere Gelder für die Mängelbeseitigung. Der Magistrat hatte auf die offizielle Anfrage eines Stadtverordneten nach den fehlenden Rauchklappen im Treppenhaus geantwortet, diese würden nur einen Brand beschleunigen.
Die Bauaufsicht des Kreises hat den Umbau zur Nutzung freigegeben, obwohl schwerwiegende Sicherheitsmängel bestanden, die bei einem anderen Bau zu einem sofortigen Nutzungsverbot geführt hätten.

Im Magistrat sind  Parteien mit ihren Stadträten vertreten. Die Stadträte sind Wahlbeamte und sind an Recht und Gesetz gebunden, sie sind auch haftbar.
Das aber verhütete der Bürgermeister.  Als Volljurist hat er viel Geld in die Hand genommen, um eine renommierte Kanzlei in Hamburg zu beauftragen, ein Rechtsgutachten zu den Vorgängen zu verfassen. Die bezahlte Rechtsmeinung der Kanzlei wurde bisher nicht öffentlich bekannt gemacht, obwohl sie mit öffentlichen Geldern bezahlt wurde.

Es war allein die Bürgerliste, die auf Aufklärung drängte. Sie beantragte einen Akteneinsichtsausschuss und erarbeitete sich in den 56 Aktenordner [4] einen ersten Eindruck . In der kurzen Zeit, die nur zur Verfügung stand, war schon sehr viel Material zusammen gekommen, es reichte zu einer Information der Staatsanwaltschaft [5]. Mit Ende dieser Legislaturperiode ist der Akteneinsichtsausschuss beendet. Aufgeklärt wurde nichts. Der Bürgermeister und der Magistrat hatten ihr Ziel erreicht: Keine Aufklärung. Für weitere 1,1 Millionen Euro soll der Bau jetzt "optimiert" werden, die ersten 200.000 Euro für die Planung wurden schon von den Stadtverordneten bewilligt.


Die Parteien wollen weiter zum Wohle der Stadt arbeiten, teilen die Parteien mit.
Viele der bisherigen Stadtverordnete und Stadträte stehen wieder auf den Wahllisten.
Sie bitten [6]darum von den Bürgern wieder gewählt zu werden.