HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

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„Jägerkaserne“ Warum ist das Haus nicht mehr im Stadtumbau-Programm ?

Jägerkaserne 320 Erst als Projekt für den Hessentag angekündigt, jetzt stillschweigend aus dem Programm genommen. Was hat es bis jetzt gekostet?

Dieses denkmalsgeschütze Gebäude in der Kirchgasse neben der Stadtbücherei gehört der Stadt und steht seit längerer Zeit leer. Es wird die "Jägerkaserne" genannt. Im Nov. 2006 wurde es als ein Projekt im "Gesamtkonzept" des Förderprogramms Stadtumbau aufgeführt. Es sollte genutzt werden als

"Fachwerkmuseum, Handwerkerinformationszentrum, Altbausanierung".

Als Kosten wurde veranschlagt: Zusammen 250.00 Euro in 2007 und 2008. In einem aufwändigem Informationsblatt der Hessischen Landgesellschaft (HLG) wird es präsentiert als "Ein Projekt zum Hessentag 2008 im Rahmen des Förderprogramms ‚Stadtumbau West‘ (Stand 12/2006)"

Es "soll bis zur Eröffnung des ‚Hessentages‘ in Homberg in 2008 saniert und einer neuen Nutzung zugeführt werden."

Aus einem Gutachten des Gutachterausschusses wird über den Gebäudezustand zitiert:

"Das gesamte Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand und nicht bewohnbar. Feuchteschäden sind erkennbar. Die sanitären Installationen sind mangelhaft oder fehlen. Die Balkendecke ist tlw. einsturzgefährdet. Die Fassadenfront zur Kirchgasse ist erneuert."

Schon Anfang 2007 sagte die Kreishandwerkerschaft dem Autor, dass sie zum Hessentag nicht in dieses Haus gehen wird, da sie alle Handwerker-Richtungen präsentieren muss, wofür das Zelt der Landesausstellung gewählt wurde. Sie sieht auch keine Sinn in einer Nutzung als Fachinformationszentrums für Handwerker, zumal es keine Finanzierung für ein solches Zentrum gibt. Schon damals wurde das Konzept für die „Jägerkaserne“ von wichtigen Partnern aus gutem Grund nicht mitgetragen. Doch von der Stadt wurde einfach weiter gemacht.

Noch vor wenigen Monaten erläuterte Bürgermeister Wagner einigen Homberger Bürgern ausführliche Baupläne, die in der Zwischenzeit ausgearbeitet worden sind. Es müssen erhebliche Planungsleistungen erbracht worden sein, die die Stadt zu bezahlen hat.

Im "Integrierten Handlungskonzept" vom 31. 12. 2007 taucht dieses Projekt nicht mehr auf.
Von der Stadt gibt es dafür bisher keine Erklärung.

Noch vor 13 Monaten ist das Projekt „Jägerkaserne“ von der Mehrheit aus CDU und FDP im Stadtparlament beschlossen worden. Wäre es da nicht angesagt darüber zu informieren, warum es nicht mehr als Stadtumbau-Projekt verfolgt wird? Auch ist offenzulegen, wieviel die bisherige Planung gekostet hat und aus welchen Haushaltsmitteln sie bezahlt wird; schließlich hat Homberg eine Spitzenverschuldung zu tragen.


4 Kommentare zu “„Jägerkaserne“ Warum ist das Haus nicht mehr im Stadtumbau-Programm ?”

  1. Christine Beutelhoff

    Ich war in 2 Sitzungen anwesend. Dort wurde ausführlich über die Nutzung des Gebäudes gesprochen. In der 2. Sitzung zeichnete sich dann ab, dass das Gebäude kaum zu nutzen ist, bzw. in der Renovierung viel zu teuer wird. Damals sprach man von 1,2 Mil. Euro. Es wurden viele Möglichkeiten durchgespielt und alle verworfen. Nicht nur die Kreishandwerkerschaft wollte es nicht nutzen. Die Architekten schlugen vor, die Hälfte des Gebäudes offen zu lassen, so dass das alte Fachwerk sichtbar blieb. Ich finde es richtig, dass die kostenintensiven Pläne nicht weiter verfolgt werden. Meiner Ansicht nach müssen wir uns in Homberg sehr gut überlegen, welche Gebäude wir unbedingt erhalten müssen, weil sie ein intaktes Stadtbild repräsentieren. Können wir wirklich jedes alte Gebäude um jeden Preis erhalten? Müssen wir da nicht abwägen, was uns wichtig ist? In der Innenstadt ist jedes Gebäude ein Denkmal, also geschützt. Ist das wirklich noch zeitgemäß?

  2. DMS

    Danke für die Informationen.
    Wie schön wäre es gewesen, wenn diese aus dem Rathaus den Bürgern und den Stadtverordneten mitgeteilt worden wären.
    Es ist bisher nie begründet worden, warum dieses Haus in das Programm Stadtumbau aufgenommen worden ist. Im Nov. 2006 stand es auf der Liste, Informationen wurden trotz Nachfrage nicht gegeben. Alles sehr undurchsichtige, wenn nicht sogar willkürliche Entscheidungsprozesse, die letztlich Steuergelder für die Planung gekostet haben. Zumal die Nutzungen bisher immer nur auf den Hessentag ausgerichtet waren, langfristige Verwendung und deren Finanzierung sehr vage waren.
    Sie haben Recht, wir müssen über den Altbaubestand in Homberg diskutieren, es muss eine öffentliche Diskussion über die Zukunft der Stadt sein. Dies sieht unter anderen das Förderprogramm Stadtumbau vor. In Homberg ist diese Chance aber bisher nicht genutzt worden, vielmehr durch Informationsverweigerung verhindert worden.

  3. Dr. Klaus Lambrecht

    Der Beitrag von Frau Beutelhoff enthält einige bemerkenswerte und nachdenkenswerte Denkanstösse. Zunächst ist festzustellen, dass gerade die einmalige noch immer geschlossene von Fachwerk verschiedener Jahrhunderte geprägte Stadtanlage weitgehend erhalten ist. Dies ist darum im Vergleich zu anderen Städten mit vorausgegangener Kahlschlagsanierung ein Alleinstellungsmerkmal. Darum kommt bei allen Planungen und Maßnahmen innerhalb des Denkmalensembles dem Denkmalschutz bzw. Denkmalerhalt eine besondere Bedeutung zu.
    Gerade diesen behutsamen Umgang mit dem historischen Stadtbild vermisse ich seit Jahren in Homberg. Gewiss Denkmalschutz ist nicht billig, aber bei anstehenden Problemen wird zu schnell nach dem Abriss gerufen. Der Umbau des Marktplatzes zeigt ebenfalls die Wertstellung des historischen Stadtbildes in Homberg. Die Verantwortlichen scheinen, sich nicht aureichend mit der Qualtität der ursprünglichen Idee des Platzes auseinandergesetzt zu haben.
    Ebenso sei hier das Stolzenbachsche Haus oder der geplante Abriss in der Holzhäuser Straße zur Anlage eines Parkplatzes angeführt.
    In einer Sitzung eröffnete Herr Bürgermeister Wagner seinerzeit, dass das Stolzenbachsche Haus abgerissen werde, um nach dem Abriss über eine zukünftige Bebauung oder Nutzung nachzudenken. In der Holzhäuser Straße soll der angeblichen Parkplatznot eine zumindest äußerlich intakte Gebäudegruppe beseitigt werden. Ich vermisse ebenfalls mehr Transparenz und Informationen über solche Planungen, nachvollziehbar ist ein solcher Umgang mit den stadtbildprägenden Gebäuden nicht.
    Wir brauchen neben dem sogenannten Leerstandskataster der Gebäude auch eine Bewertung der privaten und öffentlichen Bausubstanz hinsichtlich Nutzungsmöglichkeiten und Zustand. Darüber hinaus eine Bewertung aus Sicht des Denkmalschutzes sowie seiner Bedeutung für das Stadtbild und seine Bedeutung für die Stadtgeschichte von Homberg. Leider wurde in der Vergangenheit auch dies immer versäumt. In diesem Zusammenhang müssen wir auch eine andere Kultur der Diskussion führen, es gibt Gründe dafür, dass Gebäude in einem schlechten Zustand sind, dies ist aber nicht dem Gebäude anzulasten. Die Diskussion um das Eckhaus Entengasse/Untergasse zeigt dies. Es gibt vergleichbare Bauzustände überall in der Stadt.
    Es ist selten dass sich einen wirtschaftliche Nutzung bei durchzuführenden Sanierungsarbeiten ergibt. Vielleicht liegt es aber auch an falschen Planungsansetzen und nicht realistischen Nutzungen. Ich kenne viele gut erhaltene private Denkmale die nicht in Gänze genutzt werden aber erhalten werden.
    Als Denkmaleigentümer ist man auch gut beraten ständig kleinere Unterhaltungsarbeiten durchzuführen, denn diese tragen maßgeblich zum dauerhaften – weniger kostenintensiven – Erhalt bei. Gerade bei vielen städtischen Gebäuden ist jahrzehntelang zuwenig getan worden.
    Abriss kann aus meiner Sicht nur in Betracht kommen, wenn die Substanz nicht mehr zu retten ist.
    Das Beispiel des Stolzenbachschen Hauses zeigt, dass es geht. Obwohl es laut Mitteilungen des Bürgermeisters
    a) nicht mehr zu retten war,
    b) wegen der anstehenden Kanalarbeiten in der Westheimer Straße drohte, umzufallen.
    Heute schmücken sich die Befürworter des geplanten Abrisses mit dem geretteten Schmuckstück. Die Verantwortlichen sind gut beraten, sorgsamer mit dem Stadtbild umzugehen, vielleicht sind in dieser Hinsicht auch die Ansprüche an die zukünftige Nutzung der Gebäude zu hoch. So frage ich mich, ob im mittelalterlichen Wirtschaftsgebäude der SELK eine komplette Sanitäranlage eingebaut werden muss, um es einer Nutzung zu zuführen.

  4. Barolle

    Diese Woche konnte man in den Heimatnachrichten etwas über die Verödung der Innenstädte lesen.
    https://www.mb-media.de/index.php?artikel=37381
    siehe auch die dortigen Kommentare.

    Jetzt soll es ein Nutzungskonzept geben.
    Wieder mal eines das vermutlich zu nichts führt wie bei Haus Wicke, dem Amtsgericht, dem Möbelwagen, der alten Stadtsparkasse, Haus Dechant und vor gar nicht so langer Zeit dem Fachwerkhaus auf der Burg,

    Die einzige Konstante in Hombergs Verwaltung ist die „Wagner – Sprungkonstante“: Ständig auf dem Sprung zu neuen Ufern.
    Zurück bleiben leere „Schaubaustellen“.
    Und witzig daran ist, dass die Stadtverordneten der CDU / FDP und all die so honorablen Parteispitzen dieser Partei ( auch im Magistrat) fleißig mit Hüpfen.
    Als gelte es einen Wettbewerb zu gewinnen, wer am Schnellsten die meisten Hüpfer hat.

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