HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Vor 10 Jahren begann der Umbau zum Ärztehaus – heute ein Mahnmal der politischen Arroganz

2011plan

  
Vor 10 Jahren im Dezember 2011 entschieden die Stadtverordneten über den Umbau des ehemaligen Amtsgerichts zu einem Ärztehaus. Heute steht es zu einem großen Teil leer.
Die Gesamtkosten konnten bisher nicht ermittelt werden, sie werden von den Verantwortlichen verschwiegen. Achim Jäger (FWG) schätzte sie einmal auf rund 6 Mio. Euro. 
Eine weitere Planungsruine der Homberger Politik, aus dem Gebäude ist ein Mahnmal der politischen Arroganz geworden.

Foto oben: Ärztehaus im Dezember 2021. Der größte Teil des Gebäudes steht leer, die Rollläden sind geschlossen. Vielleicht wird noch Miete für die leerstehenden Räume gezahlt. Für die medizinische Versorgung in Homberg hat das Ärztehaus keine herausragende Rolle mehr.
Foto links: 5 Arztpraxen wurden 2011 angekündigt. Jetzt ist es nicht einmal die Hälfte.

 

„Mit der Einrichtung eines Ärztehauses wird ein tatsächlich bestehender Bedarf in Homberg abgedeckt und durch die Mieteinnahmen trägt sich das Projekt auch wirtschaftlich“, heißt es in der Vorlage, die den Stadtverordneten vorliegt und über die sie in der Sitzung am Donnerstag abstimmen werden. Quelle

Eine Chronologie des Gebäudes von 2011 bis 2017 ist hier zu lesen, verfasst von einem Leser.

  
Kollektives Versagen aller Kontrollorgane

Wenn sich jemand mit einer Idee verrennt, ist das nicht weiter schlimm, sofern andere da sind, die das einfangen können.
Der überhastete Umbau des ehemaligen Amtsgerichts in ein Ärztehaus ist ein anschauliches Beispiel, wie alle Kontrollgremien versagt haben.

Bürgermeister Martin Wagner und später Bürgermeister Dr. Nico Ritz haben mitgemacht, die Mitglieder des Magistrats, die Stadtverordneten, die Bauaufsicht des Kreises, die untere Denkmalschutzbehörde, die Medien, die Hessische Landgesellschaft (HLG), die es finanziell förderte. Später, als versucht wurde die Kosten zu ermitteln, spielte auch noch eine Hamburger Kanzlei mit. Auch die Rechtspflege versagte.  Bis heute konnten die wahren Kosten nicht ermittelt werden.
Wie konnte das passieren? In der Medizin würde man von einem multiplen Organversagen sprechen. Das führt in der Regel zum Tod. In Homberg zeigt es sich im Abstieg von einer Kreisstadt in die Liga darunter.

Nur einige krasse Beispiele:

   Als eine der ersten Maßnahmen wurde im großen Sitzungssaal die Decke durchbrochen, um einen Aufzug einzubauen. Drei Aufzüge wurden gebaut, zwei sind abgeschaltet.

   Es gibt nur ein Treppenhaus, auf den Treppenpodesten wurde Altpapier gelagert. Die Feuerwehr nennt so etwa Brandlast. Wenn das brennt, ist der Fluchtweg verschlossen. Das Altpapier wurde im Kellergeschoss neben der Treppe gelagert. Aus den Augen aus dem Sinn. Gefährlicher Leichtsinn.

   Auf den Hinweis, dass im einzigen Treppenhaus keine Entrauchungsklappe eingebaut wurde, damit der Fluchtweg im Brandfall nicht verraucht ist, antwortet der Bürgermeister Dr. Ritz für den Magistrat: Das würde nur der Brandbeschleunigung dienen.

Eine solche Antwort zeigt, zu welcher Überheblichkeit die Macht eines Amtes führen kann. Wir haben die Macht. Wir brauchen uns nicht um sachliche Notwendigkeiten, um Vorschriften, um Gefahren für Beschäftigte und Patienten zu kümmern. Darüber können wir uns hinwegsetzen, denn wir haben die Macht, keiner hindert uns daran. Tatsächlich verhinderte keine Stelle den Machtmissbrauch. Damit wurde die Überheblichkeit weiter gestärkt, die bis heute die Politik in der Stadt bestimmt. Von allen, die mitgemacht oder zugelassen haben, ist keine Aufklärung zu erwarten, sie müssten dann ihr eigenes Fehlverhalten aufdecken.
  

Nashornschutz in Afrika

Vor 10 Jahren wurden von 5 Arztpraxen gesprochen, die im Haus aktiv sein sollten. Jetzt sind daraus Medizinische Versorgungszentren (MVZ) geworden, vorrangig Instrumente der Finanzwirtschaft, welche an Gewinnen und nicht an der Patientenversorgung interessiert sind. Eine große Praxis ist sogar zu einer gemeinnützigen GmbH geworden, die angibt nur deshalb das MVZ zu betreiben, um damit Geld für den Schutz von Nashörnern in Namibia zu erwirtschaften. In Namibia, wo das dahinterstehende Firmennetzwerk eines Apothekers aus Uslar mehrere luxuriöse Ferien-Lodges betreibt.
Die Stadt vermietet die Räume an eine solche Firma. Für Mediziner gibt es besser ausgestattete Praxen als diese verbauten und engen Räume. Das Ärztehaus ist auf dem Markt nicht  konkurrenzfähig.

 


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