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„Reformation“: Schlagwort ohne Substanz

richtiger MannNach der heftigen Kritik an dem Stadtmarketing-Geschäftsführer Dr. Richhardt findet sich in der Druckausgabe der HNA eine erstaunliche Wende:

"Während vor allem die Innenstadtentwicklung und die Wirtschaftsförderung auf der Strecke geblieben seien, setzte sich Richhardt stark für das Thema Reformation ein. „Da ist er gut vernetzt und verdrahtet“, sagt Ritz."

Bürgermeister Dr. Ritz würde sich über eine Zusammenarbeit mit Dr. Richhardt zum Thema Reformation freuen.
Dr. Ritz laut HNA 31.12.2014:
#  Reformation sei ein wichtiges Thema für Homberg…
#  Das Thema Reformation sei eines, mit dem man eine gute Möglichkeit habe, Geld einzuwerben,
#  …damit wir 2017 nicht nur Zaungast sind….„
#  Damit könnten wir uns von anderen Städten deutlich abheben“

Noch mehr Pleiten planen?
Reicht dem Bürgermeister nicht die Misere mit dem Stadtarchitekten, der das "Homberger Modell [1]" erfunden und vorgtäuscht hat, sowie Kosten und Chaos angehäuft hat? Reicht ihm nicht das Desaster, das Dr. Richhardt im Stadtmarketing angerichtet hat? Da sollte doch ein Lernprozess in Gang gekommen sein. Warum verfolgt Ritz weiter die Konzepte, die bisher nur Luft waren und auch Luft bleiben? Sieht er in Homberg nicht andere Probleme?

Es reichen doch ein paar einfache Überlegungen, um zu erkennen, dass allein marketingstrategisch der Zug bei der Reformation schon längst abgefahren ist.

Sachliche Situationsanalyse statt substanzloser Schagworte
Ex-Bürgermeister Wagner verfolgte seit Amtsantritt 2002 die Reformationsidee. Nach 12 Jahren hat er es geschafft, dass das Wort auf den Ortseingangschildern und auf den Briefköpfen der Stadt steht. Touristen finden zum Thema Reformation bisher nichts Besonderes in Homberg.

Lutherdekade
Seit 2008 läuft die Lutherdekade bis 2017. Das hat die Evangelische Kirche lange vorbereitet. Es ist schließlich ihre Gründung, die sie 2017 feiern will und auf die sie in 10 Jahren hingearbeitet hat. Acht Jahre der Lutherdekade sind vorbei, zwei Jahre bleiben noch. Etwas sehr spät und leichtinnig, auf einen Zug aufzuspringen, der schon volle Fahrt hat.

Reformationsschauplätze [2]Schauplätze der Reformation
Auf der offiziellen Internetseite der Lutherdekade: https://www.luther2017.de/ [3]
ist Homberg nicht als ein Schauplatz der Reformation aufgenommen. In Thürigen und Sachsen-Anhalt findet sich eine große Zahl gewichtiger Lutherstädte, die international bekannt sind und einen festen Platz in der Reformationsgeschichte haben.

Sucht man auf der Internetseite nach Homberg, so weist nichts auf die Synode vom Oktober 1526 hin. Das kann jeder selbst überprüfen.

Gegen das mediale Gewicht der Lutherstädte hat Homberg keine Chance wahrgenommen zu werden. Touristen haben Mühe, sich bei der schon vorhandenen großen Auswahl zu entscheiden. In diesen Wettbewerb einzutreten zeugt von Naivität.

 

Zielgruppe Konfirmanden und Pfarrgemeinden

Beim Marketing muss  überlegt werden: Welche Zielgruppe will ich erreichen? Wie groß und gewichtig ist die Zielgruppe? Wer wirbt bei der Zielgruppe auch um Aufmerksamkeit? Wie kann ich die Zielgruppe erreichen?
Dazu nur einmal die Fakten: Die evangelische Kirche benutzt die Lutherdekade und das Reformationsjahr 2017 um für sich zu werben und die Reformation in ein gutes Licht zu stellen. Es ist Kirchen-PR-Arbeit. Solange das die Kirche und ihre Institutionen betreiben, ist das ihre Sache.

Die Kirchen haben mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. In Homberg ist deshalb auch die Kirchenverwaltung von Fritzlar und Homberg zusammengelegt worden, um den Mitgliederrückgang zu bewältigen. Von den Kirchenmitgliedern sind nur ein kleiner Teil aktive Gläubige, viele gehören aus Tradition der Kirche an. Bei den Konfirmanden [4], die Dr. Richhardt als eine wichtige Zielgruppe angekündigt hatte, ist das Verhältnis von Gläubigen und Gewohnheitschristen wohl noch ungünstiger. Auf eine solch kleine Randgruppe der Gesellschaft Marketinghoffnungen zu setzen, zeugt von Selbstüberschätzung.

Fördermittel
Die Fördermittel [5]sind zum größten Teil vergeben Auf dem letzten Streckenabschnitt der Lutherdekade ist höchstens noch mit kleinen Restbeträgen zu rechnen.

"Die Kulturstaatsministerin unterstützt im Rahmen des Reformationsjubiläums aus ihrem Haushalt zahlreiche national oder international bedeutsame Projekte. (…)
Im Mittelpunkt stehen dabei die Luther-Stätten in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen."

Homberg erfüllt nicht die Kriterien hinsichtlich der Luther-Stätten, noch ist in Homberg ein national bedeutsames Projekt in zwei Jahren auf die Beine zu stellen. Dazu fehlt es an Personal und vor allem an Ideen, die von nationaler oder internationaler Bedeutung sein könnten. Hier lässt sich wieder die Selbstüberschätzung erkennen, wie sie schon in den letzen Jahren vorgeführt wurde, gerade auch in der Zusammenarbeit von Gontermann und Dr. Richhardt bei der Altstadtsanierung.
 

Reformation als geschichtliches Ereignis
Es ist verständlich, dass die evangelische Kirche ihre Gründung feiern und im guten Licht erscheinen will. Nach der Verfassung gibt es eine Trennung von Staat und Kirche. Die Stadt Homberg gehört der staatlichen Spähre an und hat sich neutral zu verhalten.
Wenn die Stadt sich dem Thema Reformation annehmen wollte, sollte sie nicht nur die Darstellung der Kirchen übernehmen.
Reformation als geschichtliches Ereignis hat weitreichende Folgen, nicht nur schöne. Die Reformation begleitet eine Blutspur, von der Niederschlagung der Bauern und ihres sozialen Protestes, der Zwangsbekehrung der Landeskinder, der blutigen Bekämpfung anderer reformatorischer Richtungen, wie zum Beispiel die Täuferbewegung, der Hasspredigten Luthers gegen Juden, die grausame Verfolgung von Frauen, die als Hexen ausgestoßen wurden, der Dreißigjährige Krieg, unter dem auch Homberg zerstört wurde,  bis hin zu den begeisterten Äußerungen evangelischer Pfarrer zum Nationalsozialismus.

Kurios: Die Stadtkirche St. Marien ist weiterhin nach dem katholischen Marienkult benannt, soll aber die Reformationskirche sein.

Keine KlösterDem Ausspruch von Ex-Bürgermeister Wagener, dass es ohne Homberg keine Krankenhäuser, keine Klöster und keine Universitäten gegeben hätte, ist dümmliche Geschichtsverfälschung. Selbst diese Falschaussage hat der angebliche Kirchenhistoriker Dr. Richhardt nicht gewagt,  richtig zu stellen [6].

Schon weit vor der Reformation hatte die Heilige Elisabeth im Hospital in Marburg  gewirkt.
Universitäten gab es schon lange vor der Reformationszeit. Lediglich in Marburg wurde eine "Evangeliche Unisversität" gegründet. Die Mittel dazu kamen aus der Schließung und der Plünderung katholischer Klöster. 1526 Synode in Homberg, 1527 Schließung der Klöster Breitenau, Haina und Haydau [7], das zum Jagdschloss umgenutzt wurde.

siehe: Luther, Reformation, Lutherdekade [8]
Homberg zahlt für Mitgliedschaft bei Refo500 [9]
Reformationsstadt: Die Schattenseiten der Reformation [10]