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Auch Schirnen sollen wieder verkauft werden


Im März 2014 wurde den Kandidaten für die Bürgermeisterwahl die folgende Frage zu den Schirnen vorgelegt.

2. Warum sollten die Schirnen am Marktplatz von der Stadt gekauft oder nicht gekauft werden?
Sehen Sie andere Möglichkeiten?

Dr. Nico Ritz antwortete damals:

Für den Kauf der Schirnen am Marktplatz stellt sich die Situation in einem wesentlichen Punkt anders dar: Es gibt – ausweislich der Entscheidungsvorlage zur Stadtverordnetenversammlung – eine konkrete Planung für die Nutzung und auch ein konkretes Mietinteresse. Sofern für die notwendigen Renovierungs- bzw. Umbaukosten eine belastbare Kalkulation vorliegt, lassen sich die wirtschaftlichen Folgen einer Kaufentscheidung seriös bestimmen.

Unter der Voraussetzung, dass sich die der Stadt entstehenden Investitionskosten amortisieren (auch ein sehr langfristiger "return of invest", bspw. über 20-25 Jahre genügt) halte ich einen Ankauf tatsächlich für sinnvoll. Denn die Schirnen tragen den Kirchplatz und sind dadurch ein elementarer – wenn auch vielleicht unscheinbarer – Teil der Stadtsilhouette.

2014:  Stadt kauft die Schirnen
Die Stadt unter Bürgermeister Dr. Ritz kaufte die beiden Schirnen mit knapp 80 qm Grundfläche einschließlich des Wasserschadens für 47.000 Euro.
Das sind 587 Euro je Quadratmeter! Das war 2014.

Drei Jahre später will der Bürgermeister die Schirnen wieder verkaufen. Ein möglicher Käufer soll 150.000 Euro Banksicherheit vorlegen und darin einen gastronomischen Betrieb errichten. Über den Verkaufspreis sagt die Stadt nichts.
Der Investor bekommt zusätzlich von der Stadt eine Baugenehmigung, die der Architekt Gerlach beantragt hat und die genehmigt wurde.  Was in der Baugenehmigung steht, ist unbekannt.

2017: Schirnen sollen verkauft werden
In den Schirnen soll eine Gastronomie einziehen. Dafür wird ein Investor gesucht, der die Schirnen kauft und saniert. Er muss eine Bankbürgschaft über 150.000 Euro vorlegen.  So die Vorstellungen und die Entscheidung der Stadtverordneten. Als Besondere Zugaben erhält der mögliche Investor einen Wasserschaden mitgeliefert und eine Baugenehmigung für einen Umbau-Entwurf des Architekten Christian Gerlach aus Fritzlar.

Der Stadtverordnete Dirk Pfalz (Bürgerliste) hatte bereits im Bauausschuss die Baugenehmigung sehen wollen, das wurde ihm verweigert. Darüber berichtete er in der Stadtverordnetenversammlung. Der Magistrat will darüber befinden, was das Kontrollorgan der Verwaltung, die Stadtverordnetenversammlung sehen darf oder nicht. Das stellt die Verhältnisse auf den Kopf und hat mit demokratischer Arbeit nichts zu tun.
Stadtverordnete sollen blind zustimmen.
Foto: Aktueller Blick in die linke Schirne

Die Vorstellungen des Architekten Gerlach
Es ist unbekannt wie sich Gerlach den Umbau für den unbekannten Investor vorstellt. Bereits vor Jahren legte er unaufgefordert Zeichnungen vor, in der die Vorderfront herausgebrochen und durch eine Verglasung ersetzt werden sollte. Ein solcher Eingriff in die historische Bausubstanz scheint eine besondere Vorliebe des Architekten zu sein, wie er sie schon am ehemaligen Landratsamt praktizier hat.

Geschmäckle
Welche Rolle spielt der Architekt in dem Geschehen um die Schirnen? Er hatte den Umbau des Kirchplatzes 2007/2008 verantwortet. Nach dem Umbau des Kirchplatzes trat der Wasserschaden in einer der darunter liegenden Schirnen auf. Die bauausführende Firma hatte bereit vor Baubeginn auf die Mängel hingewiesen und eine Gewährleistung abgelehnt. Trotzdem wurde so gebaut, was dann – wie von den Fachleuten vorausgesehen – zum Wasserschaden führte. Der Bürgermeister als Bauherr hatte in Kenntnis der unzulänglichen Planung den Bau offensichtlich angeordnet. Bürgermeister und Architekt hätten den Schaden verhindern können, wenn sie auf die Fachinformation eingegangen wären.

Das Beweissicherungsverfahren zog sich über Jahre hin und wurde dann vom neuen Bürgermeister Dr. Ritz abgebrochen mit dem Hinweis, dass sich das rechtliche Verfahren noch Jahre lang hinziehen würde und nichts bringt. Stattdessen wolle der Architekt Pläne für eine Baugenehmigung und bis zur Baugenehmigung betreuen. Diese Baugenehmigung liegt jetzt für eine gastronomische Nutzung vor. Warum hat sich der Architekt bereit erklärt, diese Bauplanung auf eigene Kosten durchzuführen?

siehe auch:

September 2016  Schirnen am Markt: Der Magistrat empfiehlt teure Sanierung 
Juli 2016  Schirnen: Architekt Gerlach will Pläne vorlegen
August 2015  Eisdiele in die Schirnen?
Juli 2015  Schirnen: Architekt Gerlach will Pläne vorlegen
September 2014  Die Bauschäden an den Schirnen: Wer zahlt?

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8 Kommentare zu “Auch Schirnen sollen wieder verkauft werden”

  1. Homberger Jeck

    "Warum hat sich der Architekt bereit erklärt, diese Bauplanung auf eigene Kosten durchzuführen?"

    Das war doch das Beste was ihm passieren konnte. Ein wenig Arbeit um bereits bestehende Pläne zu aktualisieren (was am Computer nichts kostet) und er ist die Verantwortung für den Wasserschaden los.

    Kann unbeschwert weiter arbeiten und hat Einnahmen sicher über die er selbst entscheidet.

    🤡  

  2. Homberger Jeck

    Da nur das Ausschreibungsergebnis vorzulegen ist und nicht die Wege zu dieser Entscheidung sind doch der vorherigen festlegung durch die ARGE Tür und Tor geöffnet.🤡

  3. Scherzbold

    Rinn in de Kartüffeln, rüss üss den Kartüffeln….

    Als nächstes folgt dann die "Krone" mit ausgearbeiteten Handwerkermodellen.

    Mit dem Kauf und Verkauf von Immobilien hat die Stadt einfach kein glückliches Händchen.

    Derzeit sind die Immobilienpreise auf einem historischen Hoch.

    Da wird sich doch was machen lassen. 🙂

  4. Dirk-H. Pfalz

    Was kann die BL in Hombergs Politik bewegen? Wie kann sie ihr Bemühen um eine bessere Politik für Homberg und seine Bürger besser darstellen?

    Die letzte Frage ist leicht zu beantworten: Auf gar keinen Fall dadurch, dass von der BL erreichte Entscheidungen als solche dargestellt werden, dass nur die BL diesen Gedanken hatte und ihn politisch umsetzen konnte. Dann würden Heinz und ich sicherlich noch mehr ausgegrenzt, wie es zurzeit bei einigen Parlamentariern schon üblich ist. Wenn unsere Nachfragen nach Informationen einfach ignoriert werden, wenn die Fragen als "Schikane" bezeichnet werden, ist erkennbar, wohin der Wege gehen würde.

    Bei der ersten Frage muß man in der Antwort differenzieren. Ich kann nicht einschätzen, wie viele der Stadtverordneten die Schirnen in ihrem heutigen Zustand von innen kennen, ob sie wissen, dass der Durchbruch zwischen beiden Schirnen keine ausreichende Höhe hat, dass die Nebenräume für Sanitäranlagen eigentlich ungeeignet sind. Daher war es für die BL von großer Bedeutung, zu wissen, was der Architekt Gerlach sich hier für die zukünftige Nutzung zeichnerisch überlegt hatte und was dann Vorgabe der Baugenehmigung wurde. Die Außenansicht war uns bekannt, aber nicht das wichtigere Innere der Schirnen. Aber wir standen alleine.

    "Marktplatz Ost – ein Steckenpferd von Ex-BM Wagner oder nun die Wiederholung des "großen Wurfes" mit vielen Einzelobjekten, angedacht und gestaltet von BM Ritz. Ein Haus nach dem anderen erscheint auf den Plänen. Wo wird dies enden? Wir werden keine Ausschreibungsinhalte mehr erfahren, sie könnten ja öffentlich werden. Marktplatz 15 wird verknüpft mit Holzhäuser Str. 3. Und was kommt dann?

    Rathaus-Umbau, Frankfurter Hof, Krone, ach es gibt ja so viele Häuser, die man mit öffentlichen Mitteln umgestalten kann. Sollen wir von der BL auch noch einige aufzeigen? Aber das sind dann die Gebäude, deren Eigentümer nicht Millionen an Zuschüssen abgreifen können.

    Das Fazit ist, wir werden uns einbringen, aufzeigen, was jetzt nicht machbar ist und unsere Bilanz zur gegebenen Zeit aufstellen. Sie wird positiv sein und – hiervon gehe ich aus – diskussionswürdig und zukunftsweisend.

  5. Dr. Klaus Lambrecht

    Ohne Kenntnis der Genehmigung und der gegebenenfalls darin enthaltenen Auflagen und Bedingungen, die auch zu Mehrkosten führen können, ist eine sachgerechte Entscheidung gar nicht möglich.

     Warum die Genehmigung geheim gehalten wird ist nicht nachvollziehbar. Auch die Kaufinteressenten müssen die Genehmigung zur Kenntnis bekommen oder sollen sie die Schirnen wie die Katze im Sack kaufen.

    Mit der Geheimnistuerei schürt man nur Mißtrauen. Transparenz sind anders aus.

  6. Homberger Jeck

    Wie schon vor Jahren geschrieben, lohnt es sich kaum auf Antworten zu hoffen.

    Einziger Beleg für Aktivität sind jedoch nicht Antworten, sondern Fragen. Mit diesen dokumentiert man auch das Fehlverhalten anderer.

    Ein Verzicht auf Fragen zeigt Resignation statt Kampf. Und die Entscheider können sagen, ihr habt nicht gefragt und somit still zugestimmt oder es mitgetragen.

    Jeder Punkt der hinterfragt wird eröffnet die Möglichkeit andere doch zur Verantwortung ziehen zu können.

    Also frisch ans Werk und nutzt die Möglichkeiten fleißig.🤡

  7. Homberger Jeck

    Jetzt kriegen wir doch Glaswände mit einer weiteren Eisdiele.

    Ganz wichtig: Die Schirnen sind wirklich barrierefrei!

    🤡

  8. Scherzbold

    Homberger Jeck

    "…..mit einer weiteren Eisdiele."

    Ich gehe davon aus, dass der Besitzer der bestehenden Eisdiele am Marktplatz umzieht.

    Ich wünsche ihm viel Glück bei der Beschaffung der Bankbürgschaft.

    Ach ja, es bahnt sich ein weiterer Leerstand am Marktplatz an. Damit meine ich nicht die Drogerie….

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