HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

HNA erklÀrt 15. Mai zum Tag des Lokaljournalismus

 

Im November 2024 wurde die Zeitungsstudie "Wüstenradar"  veröffentlicht. In der Studie geht es darum: "Wo sind Lokalzeitungen verschwunden? Wo drohen Nachrichten-
wüsten?"

Auf der Karte des Wüstenradars ist der Schwalm-Eder-Kreis einer der Kreise, in denen nur noch eine Lokalzeitung existiert. Die HNA berichtet zum Tag des Lokaljournalismus am 15. Mai.

Die Studie soll helfen, die wirtschaftliche Seite der Lokalzeitungen zu verbessern, dazu formuliert sie auch Empfehlungen.

 

 

 
Seit Jahren diskutiert die Medienbranche über drohende „Nachrichtenwüsten“ – also Gegenden, in denen es keine täglich erscheinende Lokalpresse mehr gibt. Wie weit Lokalzeitungen in West- und Ostdeutschland tatsächlich noch verbreitet sind, darüber herrscht bislang Unklarheit. Hierzulande gibt es bisher kein systematisches Monitoring der Verbreitung von Lokalzeitungen. Der „Wüstenradar“ schließt nun diese Lücke, indem er die Zahl der wirtschaftlich unabhängigen gedruckten lokalen Tageszeitungen von 1992 bis 2023 auf Kreisebene erfasst.

Im Januar 2025 nahm ich mit dem Leiter der Studie, Dr. Christian-Mathias Wellbrock, Kontakt auf und schilderte ihm einige Erfahrungen mit der Lokalpresse. Er antwortete:

Das ist sehr interessant und sicher kein Einzelfall – uns erreichen auch von anderen ähnliche verärgerte und gleichzeitig kämpferische Mails. Wir müssen uns jetzt erst einmal ein wenig sortieren und dann entscheiden, wie wir mit dem Wüstenradar weitermachen. 

 
Der Lokaljournalismus hat es wirtschaftlich schwer.

Die Arbeitsbelastung steigt. Früher hieß es "One man, one page", heute heißt es "One man, five pages". Für ausführliche Recherche ist keine Zeit. Das wurde auch schon 2010 in der Studie "Zur Lage des Lokaljournalismus" von Fritz Wolf formuliert. Salto Lokale, Das Chancenpotential lokaler Öffentlichkeit. Die Bundeszentrale hat eine Zeit lang einen Arbeitsschwerpunkt Lokaljournalismus mit Seminaren gepflegt, an denen ich auch teilnnahm. Letztlich ging es darum, wie kann man die Leserschaft an die lokalen Medien binden.
 

Lokaljournalsimus als Königsdisziplin des Journalismus

Der Altmeister des Journalismus, Gerhard Kromschröcher, formulierte in einem Beitrag für das Netzwerk Recherche:

"Ich finde, dass das Lokale sträflich unterschätzt wird. Das Lokale zeigt konkrete Politik im überschaubaren Rahmen. Nicht irgendwo im fernen Berlin, sondern direkt vor der eigenen Haustür. Manchmal denke ich, dass das Lokale eigentlich die Königsdisziplin des Journalismus sein könnte, wenn man die scheinbare Enge des Lokalen als Chance begreift, im Kleinen das Große zu entdecken, im Alltäglichen das Exotische, im Profanen das Erhabene.
Und gerade im Lokalen gibt es ja verdeckte Geschichten, die unter den Teppich gekehrt werden sollen. […] Und man ist es nicht gewohnt, dass man im Lokalen so an die Geschichten rangeht, wie man es bei größeren Blättern in größeren Zusammenhängen toleriert.
Eben, dass man selbst recherchiert und wie gesagt Dinge ans Tageslicht bringt, die nicht unbedingt allen Lesern eine Freude bereiten."

Quelle: netzwerk recherche, nr-werkstatt nr. 14

Vor 10 Jahren schrieb mir Gerhard Kromschröder zum Homberger Hingucker:

"Na, da haben Sie sich ja als Einzelkämpfer ganz schön was vorgenommen in der Provinz, und das auch noch im nicht als sonderlich aufklärungswillig geltenden Nordhessen; schön ist's da, aber auch duster. Es ist schon eine Krux mit dem Journalismus, gerade im Lokalen, gerade in solchen Gegenden – da mauselt sich's so schön, guckt ja keiner hin, merkt ja keiner was.

In den 17 Jahren, die ich mich auf den Lokaljournalismus in Homberg konzentriere, habe ich zahlreiche kriminelle Vorgänge recheriert und aufgedeckt, zu denen die HNA schwieg.

Kromschröder schrieb an anderer Stelle über die gute "Rückenschule des Lokaljournalismus", wo man lernt, aufrecht zu stehen und Rückgrad zu beweisen. Es kommt eben auf die Haltung an, mit der Lokaljournalismus betrieben wird.

Lokaljournalismus ist kein Erfüllungsgehilfe der Macht

„Lokalredaktionen managen eine der kostbarsten Güter der Demokratie: Öffentlichkeit. Ihr Auftrag ist es, Öffentlichkeit herzustellen – an guten wie an schlechten Tagen. Positives zu befördern und unangenehme Nachrichten nicht zu unterdrücken. Sie sind nicht Erfüllungsgehilfen derer, die Macht ausüben – eine unabhängige Presse macht die Demokratie stark.

Dieter Golombek und Berthold L. Flöper, in: Wächteramt und Alltagsleben, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2005

 


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