The day after…. Hessentag in Arolsen, Hess. Lichtenau und Butzbach
Auf der Homepage der Stadt Butzbach erinnert nichts mehr an den Hessentag im letzten Jahr.Die Suche nach dem Stichwort Hessentag ergibt kein Ergebnis. Die Unabhängige Wählergemeinschaft fragte im September 2007 nach dem Aufschwung der Stadt
Warten auf den Aufschwung Butzbach, eine Realität ohne Einsicht
"Diese Statistiken in Form von Nachtragshaushalt und "Konsolidierungsfiktion",(…) ist sehr ernüchternd."
"Bei einem Defizit von 3,8 Mio. Euro (…) von einem vollen Erfolg für Butzbach zu sprechen, ist ungebührend."
"Frohe, gut gelaunte und unterhaltene Gäste sowie Mitbürger sind sicher angenehm, aber zu welchem Preis? Butzbachs Bürger werden die nächsten Jahre diese Zeche bezahlen müssen. (…)"
"Die UWG vermisst hier eine betriebswirtschaftliche Denkweise unserer Stadtführung.
Wir haben mit dem Hessentag eine gelungene Werbemaßnahme für 3,8 Mio. € durchgeführt. Jedes Unternehmen, welches 3,8 Mio. in Werbung investiert, hat ein Produkt, welches durch diese Werbemaßnahme nun besser zu vermarkten ist. Wie sieht dieses Produkt für Butzbach aus? Wo sind die klar definierten Ziele, deren Erreichen durch den Hessentag nun im Wert von 3,8 Mio. € unterstützt werden.
–Sind die Ziele im Fremdenverkehr erreicht?
–Sind die Hausaufgaben bei der Unternehmensansiedlung gemacht?
–Ist die Kinder-und Jugendarbeit optimiert?
–Sind die Weichenstellungen, die Butzbach zu einer zukunftsorientierten Wohnstadt entwickelt, vorgenommen worden?
Bei den schwierigen Aufgaben, die vor unserer Stadt liegen, darf dieser Hessentag nicht das Ergebnis eines Prozesses sein, sondern er muss die Funktion eines Startschusses erfüllen. Erst dann haben wir die 3,8 Mio. € Defizit richtig investiert."
19.09.2007,www.uwg-butzbach.de
Anders in Hessisch Lichtenau vom Hessentag in 2006 wird auf der Homepage der Stadt auf ein Hessentags-Bilderbuch hingewiesen. Vielleicht spendet es etwas Trost angesichts der hohen Verluste, mit denen auch dort der Hessentag abgeschlossen hat.
Zu den Auswirkungen des Hessentags in Bad Arolsen 2003 hieß es am 30.01.2005 in den Lokalnachrichten unter der Überschrift:
"Frust bei den Haushaltsberatungen im Haupt- und Finanzausschuss Schade, dass Stadt nicht Pleite gehen kann"
"Als ein Dokument der Hoffnungslosigkeit und Ratlosigkeit hat der Stadtverordnete Matthias Decker von der Offenen Liste bei den Haushaltsberatungen im Haupt- und Finanzausschuss den Etatentwurf für das kommende Jahr bezeichnet. Decker hielt es sogar für hilfreich, wenn die Stadt wie ein privates Unternehmen Insolvenz anmelden könne. Dann wäre wenigstens die Chance für einen Neuanfang gegeben."
"Besorgt fragte Eckhardt auch nach den Auswirkungen der verringerten Schlüsselzuweisungen des Landes. "Wir gehen davon aus, dass uns das noch einmal um 100.000 Euro zurückwirft", stellte Bürgermeister Gerhard Schaller mit Bedauern fest. Eine erneute Hilfe aus dem Ausgleichsstock des Landes zur Abdeckung des erhöhten Defizits im Hessentagsjahr sei zwar beantragt. Bislang habe die Stadt aber keine Antwort erhalten."
Mit dieser Information kann ich nun wirklich nichts anfangen. Wir stehen kurz vor dem Hessentag und sollten alles daran setzen, dass dieser zu einem Erfolg wird. Es ist viel investiert worden. Ob es sich lohnt, liegt daran, was wir BĂŒrger und BĂŒrgerinnen daraus machen. Statt immer zu meckern, könnte jeder Homberger mindestens einen einladen, der nicht mehr in Homberg wohnt. So wurde es jedenfalls in NeckargemĂŒnd gemacht, als dort 1000 Jahre NeckargemĂŒnd gefeiert wurde. Als ich die Einladung bekam, habe ich mich sehr gefreut und bin zur Feier hingefahren. Um den Festzug sehen zu können, musste ich ĂŒbrigens 3 DM bezahlen. DafĂŒr bekam ich eine Plakette, die ich anstecken musste. Ăbrigens hat sich keiner der Einwohner des Ortes darĂŒber aufgeregt. Im Gegenteil, sie fanden es normal, dass man fĂŒr eine Leistung, hier den Festzug, bezahlen musste. So sind die SĂŒddeutschen, die wissen, wie man zu Geld kommt. Das mit dem Eintritt lĂ€sst sich hier nicht durchsetzen, aber wie wĂ€re es mit der Idee, dass jeder einen einlĂ€dt? Wer einmal in Homberg war, wird wieder kommen, weil unsere Stadt so schön ist. Das hören wir immer wieder in der Tourist Info. Wenn es uns durch den Hessentag gelingt, den Tourismus anzukurbeln, hĂ€tten wir schon viel erreicht. Jetzt mĂŒssen leeren Ladenlokale zu angemessenen Preisen anfindige Privatleute vermietet werden, an SpezialgeschĂ€fte, damit sich das Bummeln in der Stadt lohnt.
Danke Frau Beutelhoff, Sie sprechen mir aus der Seele.
Frau Beutelhoff, ja es ist viel investiert worden. Vor allem auch sehr viel Arbeitszeit der stÀdtischen Mitarbeiter, die neben ihrer normalen Arbeit ein Megaevent zu schultern haben.
Wann ist der Hessentag ein Erfolg, woran soll er gemessen werden? Propagandistisch wird er sicher ein Erfolg, weil es da gar nichts anderes gibt, was auch immer passieren mag. Das kann also keine Grundlage fĂŒr eine sachliche Bewertung sein.
Zu dem viel beschworenen Imagegewinn fĂŒr Homberg gibt es schon einen Beitrag im Hingucker. Dieser Gewinn veranschlage ich gering, wenn Sie selbst einmal den Test machen und sich fragen, wie Sie jetzt die vorhergehenden HessentagsstĂ€dte sehen.
Als Erfolg werden die Menschen werten, wenn Sie sich in den Tagen gefreut haben, sich an den Konzerten begeistern konnten und eine gute Stimmung in der Stadt war.
Dieser kurzen Freude mĂŒssen wir aber die langfristigen Folgen gegenĂŒberstellen, wenn wir den Hessentag auch nĂŒchtern betrachten wollen.
In den letzten Jahren und vor allem in diesem ist alle Kraft der Stadtverwaltung auf den Hessentag ausgerichtet, was hĂ€tte man mit dieser Anstrengung sonst bewegen können, das dauerhafter gewesen wĂ€re. Und dann bleibt die Verschuldung der Stadt fĂŒr lange Jahre.
Am problematischten ist aber die Auswirkung auf die politische Kultur in der Stadt. Alles wurde seit Jahren an einem 10-Tage Ereignis ausgerichtet. Selbst der Marktplatz-Umbau. Ein Architekt, der sich fĂŒr die Bauaufgabe beworben hatte, kritisierte diese kurzsichtige Zielsetzung. Wie ich meine ganz berechtigt. Er kam natĂŒrlich nicht zum Zuge.
In der Fachliteratur hat bereits ein entsprechender Begriff Einzug gehalten: Die Festivalisierung der Stadtpolitik. Es ist also nicht nur ein Homberger PhĂ€nomen. Gartenschauen, Hessentage und zahlreiche andere GroĂereignisse bestimmen die politische Agenda der Stadtpolitik. Also nicht mehr das was nach reiflicher Ăberlegung als wichtig angesehen wird, sondern das GroĂereignis. Je nĂ€her der jeweilige Termin rĂŒckt, desto mehr wird alles Denken darauf ausgerichtet.
Vor 30 Jahren schon beschrieb Niklas Luhmann dieses PhĂ€nomen in einem kleinen Aufsatz mit dem Titel: Die Vorrangigkeit des Befristeten. Darin beschrieb er die Beobachtung, dass alles was einen Termin hat, vorrangig erledigt wird, unabhĂ€ngig davon ob es sich um eine wichtige oder nebensĂ€chliche Angelegenheit handelt. Der Preis fĂŒr diese Vorgehensweise: Die komplexen und langfristig wichtigen Themen bleiben liegen.
Herr Schnappauf, ich finde, der Hessentag darf nicht einfach begraben werden. Durch den Hessentag kommen viele Menschen in die Regionen, es finden Veranstaltungen statt, die es so nie geben wĂŒrde. Dass sich die Menschen fĂŒr den Hessentag interessieren, zeigt sich mir auch in Homberg wieder durch den guten Verkauf der Konzertkarten.
Zu dem Defizit ist in meinen Augen das Land Hessen stĂ€rker in der Pflicht. Es muĂ sich zur HĂ€lfte an den Schulden der StĂ€dte beteiligen. DafĂŒr muss Geld da sein, anstelle es fĂŒr eine Hirschgeweih-Sammlung im Odenwald auszugeben oder 5 neue Stellvertreter-Pöstchen im Landtag zu schaffen
@Mirko
Begraben werden kann der Hessentag in dem jetzigen Zeitpunkt tatsĂ€chlich nicht mehr. Dass die Konzerte gut verkauft werden, kann man nur wĂŒnschen, denn sonst belastet es die Stadt noch mehr.
Das Land Hessen wird sich hĂŒten hier in die Pflicht zu gehen, so richtig es wĂ€re, denn die Staatskanzlei bestimmt den Umfang des Hessentagsproramm entscheidend. Es sei daran erinnert, dass in der FrĂŒhphase gefordert wurde, den Hessentag angesichts der Finanzlage der Stadt abzuspecken. Nichts dergleichen ist erfolgt.
In Bad Arolsen hatte man nach dem Hessentag auch einmal gehofft finanzielle UnterstĂŒtzung vom Land zu bekommen, ob es dazu gekommen ist, kann ich nicht sagen. Vermutlich nicht. siehe den Beitrag oben