HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

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Hans Staden in Homberg – Hieronymus Sailer in St. Gallen: Zwei geschichtliche Konzepte

Deutscher Eroberer in Südamerika, wie er gern gesehen werden möchte.

 
Hans Staden und Hieronymus Sailer waren beide vor knapp 500 Jahren in die Neue Welt gesegelt. Ihre beiden Heimatstädte haben aus diesem Anlass Programme gestaltet, die sehr unterschiedlich ausfallen.

 
Hans Staden 
* 1525 in Homberg (Efze); † nach 1558 in Wolfhagen. Staden war als Landsknecht in in portugiesischen und spanischen Diensten zwei Mal in Amerika, geriet in Gefangenschaft und veröffentlichte nach seiner Rückkehr ein Buch über seine Erlebnisse und Beobachtungen. Als wahrhaftig beschreibt er das Land der wilden, nackten, grimmigen Menschenfresser. Dieser Eindruck wird mit seinem Buch in vielen Auflagen verbreitet. Die Beschreibung steht im krassen Gegensatz zu anderen Darstellungen aus der Zeit.
 

Während Staden "wilde, nackte, grimmige Menschenfresser" sieht, hatte Kolumbus am 12. Oktober 1492 einen anderen Eindruck. In seinem Bordbuch hebt er zunächst die Schönheit hervor: 

Sie gehen nackend umher, so wie  Gott  sie  erschaffen  […]  Dabei  sind  sie  alle  sehr  gut  gewachsen,  haben  einen  schön geformten Körper und gewinnende Gesichtszüge.
(Kolumbus 1986 : 46-47).

Auch der Priester Bartholomeo de las Casas schrieb:

Alle diese unzähligen Menschen von verschiedenem Schlage schuf Gott einfäliglich, ohne Falsch und Arg. Sie waren so folgsam, äußerst treu, sowohl ihren ursprünglichen Herren, als den Christen welchen sie dienten, waren demütig, geduldig, friedliebend und ruhig; kannten weder Streit, noch Zwietracht, noch Zank; wußten nicht einmal, dass Groll oder Haß oder Zwietracht oder Rachsucht in der Welt vorhanden sei.
Quelle: Kurzgefaßter Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder, hrsg. Hans Magnus Enzensberge 1966


Hieronymus Sailer * 1495 in St. Gallen; † 15. Juni 1559 in Augsburg war Kaufmann und Sklavenhändler, später in den Adelsstand versetzt. Mit seinem Geschäftspartner ließ er sich von Kaiser Karl V die Lizenz für 4.000 Sklaven aus Afrika geben, die nach Amerika verbracht wurden.
Im heutigen Venezuela entstand die erste Kolonie des Augsburger Handelshauses der Welser.

Die  Könige  gaben  Anrechtsscheine  auf  den Handel mit einer bestimmten Anzahl Sklaven aus. 3  Eine solche Lizenz verkaufte 1528 der spanische König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Karl V., den Unterhändlern des Augsburger Handelshauses der Welser. Der Vertrag garantierte ihnen das  Recht,  4000  Menschen  aus  Westafrika,  davon  ein  Drittel Frauen, in die Karibik zu verschleppen.
Quelle: Konquistadoren und Sklavenhändler vom Bodensee, Kolonialgeschichte im 16. Jahrhundert, S. 9

 

 Als Gegenleistung für das Recht, Menschen zu verschleppen und zu verkaufen, verpflichteten sich  die Vertragsnehmer, 50 sächsische Bergleute in die Karibik zu entsenden, um dort auf technisch höchstem Niveau deutscher Bergwerkskunst neue Gold-, Silber- und andere Edelmetallminen zu erschließen und auszubeuten.   S. 12

 

„Die Deutschen sind schlimmer als die wildesten Löwen“ Um seine Schulden zu begleichen, überließ Kaiser Karl V. 1528 dem Handelshaus der Welser das heutige Venezuela. Statt sich dem Landesausbau zu widmen, setzten die auf schnelle Gewinne in „El Dorado“. Quelle: Welt 5.4.2024

Die Heimatstädte der beiden Amerikafahrer richten in diesem Jahr jeweils ein Programm aus.

Homberg feiert Hans Staden für sein erfolgreiches "wahrhaftiges" Buch über die wilden, nackten, grimmigen Menschenfresser mit einem Samba-Fest auf dem Marktplatz.

St. Gallen hat umfangreich in den Archiven recherchiert und präsentiert  ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, ein Kunstprojekt und ein Buch über die Kolonisatoren aus dem Bodenseeraum und stellt sich damit der Verantwortung.

 


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