HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Denkmalschutz in Homberg: Durch Verwahrlosung zur Vernichtung

Foto: Fachwerkhaus Holzhäuser Straße 3 im Eigentum der Stadt

Die Stadt und der von ihr beauftragte Projektmanager betreiben eine gezielte Vernichtung eines Kulturdenkmals.

Das erinnert an die frühen 80er Jahre, als auch im großen Stil im Zuge der Sanierung Teile des Fachwerkbestandes von Homberg abgerissen werden sollten.

 

Foto: Ausschnitt aus der Titelseite des Heftes zur Altstadtsanierung in Homberg. Die Gebäude mit dem Kreuz wurden damals am Obertor gegen heftigen Protest abgerissen. Heute steht dort ein Parkhaus, als Fachwerk verkleidet.

Damals gab es eine engagierte Denkmalpflege und auch im Kreisbauamt setzte sich Baudirektor Seehausen für den Erhalt von Fachwerkgebäuden ein. Parallel hatte sich die Interessengemeinschaft Fachwerkhaus Nordhessen (IFN)  gegründet. Dank des Zusammenwirkens von Fachwerkbörse und der rührigen Interessengemeinschaft ist eine weitere Zerstörung verhindert worden. Viele alte Häuser fanden damals neue Eigentümer aus den Ballungsräumen, die sich hier ansiedelten und die Region nachhaltig wirtschaftlich und kulturell bereicherten.

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6 Kommentare zu “Denkmalschutz in Homberg: Durch Verwahrlosung zur Vernichtung”

  1. Opa

    Einfach mal nachgefragt:

    Homberg ist eine herrliche Fachwerkstadt.

    Täusche ich mich, wenn ich behaupte, dass viele Eigentümer aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sind, ihre Fachwerkhäuser im erforderlichen Maße zu erhalten?

    Ja, in Homberg haben viele Geschäftsleute im Osterbach etc. vor Jahrzehnten neu gebaut und ggf. deshalb die Sanierungen ihrer Altstadthäuser vernachlässigt 

    Wer kann bei den anstehenden Sanierungen behilflich sein?

    Das geht nur mit Fördergeldern, im Klartext Steuergeldern.

    Wie viele erhaltenswerte Fachwerkstädte haben wir allein in Hessen?

    Reicht das Geld für alle erforderlichen Fördermaßnahmen auf diesem Gebiet?

    Ich habe so meine Bedenken.

  2. Dr. Klaus Lambrecht

    Sehr geehrter Opa,  meiner Ansicht nach treffen Ihre Überlegungen nur teilweise zu. Zunächst muss man feststellen, dass die heutigen Wohnansprüche gänzlich andere sind, als in den Generationen vor uns. Heute möchte man helle und bequeme Wohnräume, ebenerdig ohne Treppen. Ein Garten ist genauso wünschenswert. Darum wurden auch Wohnungen in den Innenstädten nicht mehr nachgefragt. Teilweise gibt es keine Treppenhäuser zu den Räumen in den oberen Geschossen.
    Eine Sanierung und Anpassung an die modernen Anforderungen ist nur wirtschaftlich, wenn ich auch die entsprechenden Mieteinnahmen erziele, ansonsten lohnt es sich nicht. Darum wurden viele Häuser nur äußerlich in Stand gehalten. Man darf auf die Mieten im Haus der Reformation gespannt sein oder in anderen Häusern die aufwendig saniert werden oder worden sind. Sie dürfen auch nicht vergessen, dass die Einnahmen durch Mieten oder der eigentümergeführten Geschäfte nicht die Gewinne abwerfen, die Häuser entsprechen umzubauen. Vielen Besitzer fehlen schlichtweg die finanziellen Mittel.
    Wenn der Staat Interesse am Erhalt und Nutzung der Gebäude hat, muss er mehr machen als Steuererleichterungen anbieten. In anderen Bundesländern wie z.B. Rheinland-Pfalz  geht der staatliche Denkmalschutz anders als in Hessen vor. Dort hat man neben dem kulturellen Wert auch die touristische Bedeutung der Gebäude erkannt und fördert die denkmalgerechten Aufwendungen in wesentlich höheren Maße. In Hessen scheint man eher zum Abriss  oder nicht adäquaten Nutzungsformen zu neigen, letzter führen letztlich zu Teilabriss  und Verunstaltung.

  3. Frustrierter

    Nach dem Aufbau Ost könnte der Aufbau West ein politisches Ziel sein.

    Duisburg und viele andere Städte in NRW werden auf der Prioritätenliste die vorderen Plätze einnehmen. 

    Rheinland-Pfalz:  Gehören die nicht auch zu den Nehmerländern?

    Die Stadt Homberg jedenfalls übernimmt sich mit ihrer Altstadtbörse.

     

  4. Opa

    Werter Herr Lambrecht,

    ich kann Ihren Einlassungen nicht widersprechen.

    Trotzdem steht die Frage im Raum, wie der derzeitige bauliche Zustand wirkungsvoll mit einem tragfähigen Konzept geändert werden kann?

    Hätte ich ein schlüssiges Konzept, würde ich es liebend gern im Homberger Hingucker erläutern.

    In großen Städten in Hessen setzte schon vor vielen Jahren ein Run auf topsanierte Altbauten ein, die Vermietungen zu hohen Preisen ermöglichten.  Raus aus dem Hochhaus, rein ins urbane Leben.

    Diese Möglichkeit scheint mir in Homberg nicht gegeben zu sein. Diejenigen, die den Mietzins erbringen könnten, wohnen in ihren Neubauten im Osterbach, Caßdorfer Feld usw.

    Wenn Ladenflächen in der Untergasse von etwas über 2,- € für den qm angemietet werden können, ist absehbar, dass eine dauerhafte Instandhaltung der Immobilien unmöglich wird.

    Auch wenn ich den Schlüssel zum Erfolg derzeit nicht habe: Die Stadt als Immobilienkäufer im großen Stil ist für mich die denkbar schlechteste Lösung.

    Was aus Immobilien im staatlichen Besitz werden kann, haben wir nach der Wende eindrucksvoll vor Augen geführt bekommen.

  5. Dr. Klaus Lambrecht

    Sehr geehrter Opa, ein Rezept habe ich auch nicht parat, nur seit Jahren ist beschlossen ein Leerstandskataster zu erstellen um belastbare Daten und Fakten zu ermitteln. In diesem Zusammenhang ein Zitat aus einer Schrift der  Stiftung Baukultur:

    “Zwar besteht in kleinen Orten viel informelles Wissen über den Gebäudebestand, doch systematisch erfasst wird es selten. Um eine Innenentwicklung mittel- bis langfristig planen zu können, aber auch jederzeit schnell handlungsbereit zu sein, haben viele Großstädte und sorgsame kleinere Gemeinden Kataster eingeführt, die Potenzialflächen aufzeigen. Viele Bundesländer bieten dazu Handreichungen an. Die Kataster vermerken beispielsweise Baulücken, Industriebrachen, fehlgenutzte Flächen, übergroße, wenig oder nur provisorisch bebaute Grundstücke. Ebenso können Möglichkeiten der Nachverdichtung auf unspezifischen Abstandsflächen, Potenziale für Dachausbauten oder Aufstockungen sowie Leerstände vermerkt werden. Sinnvollerweise werden auch jene Bereiche erfasst, in denen viele alte Menschen leben. Insbesondere in einigen Einfamilienhaussiedlungen der Nachkriegszeit droht nämlich schon bald massiver Leerstand, auf den Kommunen vorbereitet sein sollten. Im besten Fall werden dann frühzeitig Konzepte entwickelt, wie diese Gebiete auch für eine jüngere Klientel attraktiv bleiben und der Bestand seinen eigenen „Generationenwechsel“ erlebt. Teilaspekte des Katasters können öffentlich zugänglich sein, etwa in Form einer Grundstücks- oder Gebrauchtimmobilienbörse, durch die Kauf- oder Bauinteressierte direkt auf Flächen oder Objekte hingewiesen werden. Die Einrichtung solcher Kataster kostet sicherlich zunächst Geld und Aufwand, ist aber bereits in einem frühen Stadium von Nutzen. Weil die gelisteten Flächen in der Regel bereits erschlossen sind und Planungsrecht besteht, entfallen Infrastrukturkosten sowie lange und aufwendige Bebauungsplanverfahren.“

    Homberg  geht gänzlich anders vor und redet von Stadtentwicklung, dabei gibt es aber gar kein abgestimmtes Konzept, wie und in welche Richtung  die Stadt entwickelt werden soll. Das hat m.E. auch zum Niedergang und dem jetzigen Zustand geführt. Bei Förderung spreche ich auch nur von einer Anteilsförderung nicht Vollförderung von privaten. Gänzlich verkehrt halte ich den Kauf von Immobilien durch die Stadt nur weil Fördermittel zur Verfügung stehen. Die Unterhaltungskosten werden nach wie vor außer Acht gelassen.

  6. Opa

    Sorry, Dr. Lambrecht, ich vergaß den akademischen Grad in der Anrede!

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