HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Homberg-Treysa: Trasse für Bahn oder Rad nutzen?

 

Für die zukünftige Nutzung der Eisenbahntrasse gibt es im Wesentlichen zwei unterschiedliche Vorstellungen.

Die eine Gruppe möchte die Trasse dazu nutzen, darauf einen Bahnradweg einzurichten. 
Die andere Gruppe möchte auf der Strecke zwischen Treysa und Homberg wieder einen Schienenverkehr sehen.

Beide Gruppen wollen damit einen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Es ist also notwendig, die Argumente anzuhören, die Fakten und Kosten zu ermitteln und am Ende abzuwägen.

 

 

Die Argumente

Wichtigster Befürworter für den Bahnradweg ist der Allgemeine Fahrrad-Club Deutschland, AFCD.
Seine Argumente:

# Radwege auf ehemaligen Bahntrassen sind sehr bequem zu befahren, da sie ohne größere Steigungen auskommen und gradlinig verlaufen, ohne Kurven und ohne über öffentliche Straßen fahren zu müssen.

# Bahnradwege sind deshalb für touristische Touren interessant.

# Als Radschnellweg könnte er auch für Alltagsradfahrer vorteilhaft sein, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit.


Diejenigen, die die Reaktivierung der Bahnstrecke anstreben, wie der Verein "Rettet die nordhessische Kanonenbahn e.V." argumentieren:

# Es gibt bereits einen Radweg zwischen Homberg und Treysa, der nur auf ganz wenigen Abschnitten über öffentliche Straßen mit wenig Verkehr führt.

# Der Radweg führt durch die Dörfer zu den Menschen und touristischen Zielen, wie z.B. in Spießkappel zur Kirche oder in Homberg in die Stadt und nicht auf der anderen Talseite an Homberg vorbei .

# Ein reaktivierter Personenschienenverkehr kann von mehr Menschen benutzt werden. Auch von Nicht-Radfahrern, mit Kinderwagen, mit Rollstuhl, mit Fahrrad, als Zubringer zur Fernbahn. Sie kommen schneller ans Ziel als mit dem Fahrrad.

# Bahn und Rad können sich gut ergänzen. Mit dem Rad bis zur Bahnhaltestelle, das Rad in den Zug rollen, am Ziel mit dem Rad weiter fahren.

# Touristen können auch mit der Bahn anreisen und das Fahrrad mitbringen für Touren durch die Region.

  
Die Kosten

Die Bahntrasse müsste für eine Nutzung als Radweg hergerichtet werden. Hinzu kommen die Absturzsicherungen an Brücken und Steilabhängen.

Als Bahnstrecke müssen die Schwellen und Gleise erneuert werden. Das wird heute mit entsprechenden Bauzügen in einem Arbeitsgang erledigt. Das Schotterbett wird aufgenommen, gereinigt und wieder abgelegt. Darauf werden die auf Schwellen vormontierten Gleise verlegt.
Je Kilometer fallen etwa die gleichen Kosten an bei einem Radwegebau wie bei der Erneuerung der Gleisanlage.

 

 Abbildung: Präsentation des Vereins "Rettet die Kanonenbahn"  Der Bau des neuen Radweges von Jesberg nach Bad Zwesten kostete ca. 500.000 Euro/km.

 
Wer trägt die Kosten?

Bei einem Bahnverkehr trägt das Land oder der Bund die Kosten, auch die Kosten für die Unterhaltung der Trasse, wie Freischneiden des Bewuchses. Die Betriebskosten werden durch das Fahrgeld mit erwirtschaftet.

Ein Bahnradweg ist eine Baumaßnahme der Kommune. Sie muss die Baukosten tragen und die Kosten für den Unterhalt. Für den Bahnradweg Ziegenhain nach Oberaula zum Beispiel werden jedes Jahr 90.000 Euro Unterhaltungskosten eingeplant, dem aber keine Einnahmen gegenüberstehen.
  

Finanzierung

Nachdem in den 70er Jahren eine Welle der Schließung der Bahnverbindung über das Land ging, hat sich jetzt die Einsicht durchgesetzt, dass auch die Nebenstrecken eine wichtige Funktion haben, wenn es gilt, eine Verkehrswende wegen der Klimakrise zu schaffen.
Es gibt inzwischen Förderprogramme, die das Ziel haben zu prüfen, welche Nebenstrecken wieder reaktiviert werden können. Auch die Strecke Treysa-Homberg gehört dazu. Diese Strecke hat sogar den Vorteil, dass sie noch immer als Eisenbahnstrecke in der Landesplanung geführt wird. Durch diesen rechtlichen Status der Strecke entfallen langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Neben den Förderprogrammen ist die Reaktivierung auch ein erklärtes Ziel im neuen Koalitionsvertrag.
 

Das politische Klima ist günstig, um die Reaktivierung der Bahn zu starten

Mit einem reaktivierten Bahnverkehr auf der Strecken ergeben sich auch neue Impulse für Homberg. Ein neuer Bahnhof in Homberg könnte in der Verlängerung der Gleise südlich der Wasmuthshäuser Straße entstehen. Damit wäre auch das Behördenzentrum mit seinen Mitarbeitern angebunden. Auch auf den Gewerbeflächen der ehemaligen Ostpreußenkaserne könnten sich statt der Nutzung als Lagerflächen Betriebe ansiedeln, die höherwertige Arbeitsplätze schaffen. 

Wer die Verkehrswende will, darf nicht isoliert nur den touristischen Radverkehr sehen, sondern muss das Verkehrssystem mit der Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger im Blick haben.

 


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