HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Worte zur Wahl des Stadtverordneten-Vorstehers

In der konstituierenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung fiel mir als ältestem Stadtverordneten die Aufgabe zu, die Wahl des neuen Stadtverordnetenvorstehers zu leiten. Anlässlich dieser Wahl bekam ich die Gelegenheit, die folgenden Worte an die neuen Stadtverordneten und die zahlreichen Zuhörer richten.

 

 

Liebe Homberger Bürgerinnen und Bürger,

heute beginnt eine neue Periode der kommunalen Selbstverwaltung in Homberg.
Als 1949 die kommunale Selbstverwaltung im Grundgesetz festgeschrieben wurde, war das eine Lehre aus zwölf Regierungsjahren einer Einheitspartei. Es war eine Lehre aus den hinterlassenen Trümmern.

Die kommunale Selbstverwaltung sei die Schule der Demokratie, heißt es. Hier könnten die Menschen selbst über das bestimmen, was sie betrifft.

Doch auch in den Kommunen erleben sie eine wachsende Kluft zwischen dem demokratischen Erwartungen und der politischen Praxis.
Der Abstand wird immer größer.
Viele haben resigniert. Die Wahlbeteiligung zeigt es.

Es liegt an uns Stadtverordneten durch unsere Arbeit bei den Menschen wieder Vertrauen in eine demokratische Politik wachsen zu lassen.

Als Stadtverordnete haben wir Pflichten übernommen.
Wir haben die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger zu beachten und allen zu dienen.

Die Gemeindeordnung beschreibt unsere Aufgabe so: Wir haben die "gesamte Verwaltung der Gemeinde und die Geschäftsführung" des Magistrat zu überwachen, insbesondere die Verwendung der Gemeindeeinnahmen.
Überwachen heißt: Wir sind dafür verantwortlich, dass Recht und Gesetz eingehalten werden.

In zwei Tagen wird hier in der Stadthalle gefeiert. Seit 25 Jahren steht die Stadthalle wieder im neuen Glanz.
Die Geschichte der Stadthalle kann uns etwas lehren.
Vor 30 Jahren hätten wir hier nur Betonstützen und die eingezogene nackte Betondecke eines Lagerraumes gesehen. Heute sitzen wir in einer besonders schönen Jugendstil-Halle.
Das haben wir dem Engagement des Homberg Bürgers Georg Ritter zu verdanken. Er hat nicht nur bis zur Betondecke gesehen, er hat in einem größeren Zusammenhang gedacht und erkannt welcher Chance in dem Gebäude verborgen lag.

Die Idee von Herrn Ritter wurde kontrovers diskutiert. Es ist gut, wenn das Für und Wider in der Stadt diskutiert wird, es zeugt von einer lebendigen Stadt und bringt im besten Fall neue Einsichten.

Gegen anfänglichen Widerstand ist es ihm gelungen, viele Bürgerinnen und Bürger für die Idee zu gewinnen. Am Ende hat auch die Verwaltung mitgezogen und half, Fördermittel zu beschaffen.

Dieses Halle ist ein gutes Beispiel was Bürgerinnen und Bürger in Bewegung setzen können.
Engagierte, kreative Bürger sind ein Voraussetzung für eine lebendige Stadt,

 

Wir hören von den globalen Krisen in den Nachrichten.
Vor Ort bekommen wir die Auswirkungen zu spüren, auch wenn der Zusammenhang nicht immer gleich erkannt wird. Heute gilt: Think global, act local.

Wir müssen die größeren Zusammenhänge verstehen, wenn wir wirksam handeln wollen.
Die Krisen der Gesellschaft nehmen zu. Wir werden schmerzlich mit den Folgen der bisherigen Politik konfrontiert.

Die Zukunft können wir nicht mit den Rezepten von gestern gestalten.
Wir müssen ganz neue noch unbekannte Lösungen suchen.
Dafür brauchen wir alle Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Kompetenz, ihrer Kreativität und ihrer Kritik.
Wir brauchen auch die, die sich resigniert zurückgezogen haben.

Wir dürfen keine Kontroversen scheuen. Erst in der lebhaften Auseinandersetzung entwickeln sich neue Wege.
Kontroversen sind ein Zeichen der Lebendigkeit. Erst aus Ihnen entsteht die Kraft, auch neue Wege zu gehen.

Hier kommt dem Stadtverordnetenvorsteher – dem obersten Repräsentanten der Bürgerschaft – eine wichtige Rolle zu.
Er braucht die Qualitäten eines guten Gärtners, der den Boden bereitet.
Der die harten Verkrustungen aufbricht, den Erde lockert, das vielfältige Bodenleben fördert, sich um frische Luft, Licht und Wasser kümmert, damit die Samen aufgehen, die Pflanzen gedeihen und Früchte tragen können.
In diesem Sinne lassen sie uns mit der Wahl beginnen.

Delf Schnappauf

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5 Kommentare zu “Worte zur Wahl des Stadtverordneten-Vorstehers”

  1. Kritischer Bürger

    Chapeau, Herr Schnappauf!

    Ihre an die Stadtverordneten und Zuhörer gerichteten Worte erhalten meine uneingeschränkte Zustimmung.

    Es ist schon verwunderlich, wie die veröffentliche Meinung über Sie im Widerspruch zu Ihrer an den Realitäten ausgerichteten Politik steht.

    Ihnen und allen anderen politischen Akteuren dieser Stadt wünsche ich eine glückliche Hand bei der Bewältigung der anstehenden Entscheidungen in der neuen Legislaturperiode.

    Im Sinne aller Homberger und Hombergerinnen!

  2. Termin Ator

    Was mich wundert:

    Rücktritt von Frau Ohnstedt weil sie sich den Aufgaben des Stadtmarketing nicht gewachsen fühlt durch ihre Insolvenz.

    Aber bei dem was die Stadtverordneten leisten müssen gibt es für sie auch als Neuling keine Probleme. da wäre doch schon im Vorfeld der Insolvenz (so was kommt nicht von heute auf morgen) die richtoge Handlung gewesen, sich gar nicht erst auf die Liste schreiben zu lassen.

    Nach außen informiert über diese Tatsache, dass sie zeitgleich zur Stadtverordneten gewählt wurde, keiner. HNA, MB Media schweigen dazu.

    Irgendwie passt das nicht ganz zusammen. (für mich)

  3. Distanzbetrachter

    Was vielleicht den aufmerksamen Leser Ihres schon beeindruckenden Vortrages anhand Ihrer, wie ich meine, bemerkenswert ehrlichen Worte – da sicher von manchen so nicht erwartet – interessiert, ist die Frage an Sie:

    Hat es während, und/oder nach Ihrer Rede so etwas wie Zustimmung unter den Anwesenden gegeben; Zustimmung durch Nicken oder auch Beifall…?

  4. DMS

    zu 3: Darauf hatte ich nicht geachtet, da ich erst einmal das Wahlprozedere durchführen musste.

    Meine Frau sagte mir später, es war alles still geblieben. Diese Stille ist auch angebracht gewesen, wenn man bedenkt, dass es viele Stadtverordnete gab, die die Jahre davor auch immer schwiegen.

    Doch heute zur Feierstunde für die Stadthalle bekam ich Zustimmung von Einzelnen.

  5. AnwaltsLiebling

    @ Termin Ator

    Ihrer Meinung kann ich mich in diesem Fall nicht anschließen.

    Der eigentliche Vorstand setzt sich aus Homberger Geschäftsleuten zusammen. Daher war es m.E. von Frau Ohnstedt konsequent, den Vorsitz des Stadtmarketings niederzulegen.

    Einer Insolvenz, der Geschäftsleute mangels Umsatz jederzeit ausgesetzt sind, ist jedoch kein Hinderungsgrund sich um ein politisches Mandat zu bewerben. 

    Bei einer Verbraucherinsolvenz hätte ich auch in bestimmten Fällen meine Probleme, wenn eine Partei eine solche Person auf die Liste setzen würde.

    Aber auch hier müssten die näheren Umstände betrachtet werden. Jobverlust u.v.m.

     

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