HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

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Philipp I von Hessen

Phillip IAuf dem Homberger Marktplatz sitzt seit Jahren Phillipp I von Hessen in Bronze gegossen. Er wird auch Phillipp der Großmütige genannt.
Großmütig ist dabei nicht im Sinne von gutmütig oder großzügig zu verstehen, gemeint ist der Mut als Kriegsherr. Militärisch sicherte er die Reformation ab.
In dem Bestreben Homberg zur Reformationsstadt herauszustellen, bekommt Phillipp eine positive Rolle für Homberg zugeschrieben. Die Gestalt des Landgrafens ist sehr viel widersprüchlicher und von machtpolitischen Kalkül bestimmt, als es die verbreitete Verklärung erkennen lässt.

Geschichte wird von den Siegern geschrieben

"Immer doch schreibt der Sieger die Geschichte des Besiegten;
Dem Erschlagenen entstellt der Sieger die Züge,
aus der Welt geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge." (Bert Brecht)

Dieser Erkenntnis trifft auch auf die Darstellungen von Phillipp zu. Die Homberger Synode von 1526 kann nicht isoliert betrachtet werden. Sie fand statt, nachdem sich davor die verschiedenen reformatorischen Ideen gegen die Zustände in der Kirche entwickelt hatten. Luther war nur einer unter mehreren Reformatoren, seine Lehre wurde letztlich die Maßgebliche, auch durch die Absicherung durch Philipp I.

Theologische und soziale Kritik
Neben der theologischen Kritk an dem Papsttum der katholischen Kirche gab es auch eine soziale Kritik an den als ungerecht empfunden Lebens- und Zwangsverhältnissen des Klerus und der weltlichen Herrscher. Bürger, Bauern und niederer Klerus litten unter den Abgaben und Zwangsdiensten. In verschiedenen Landesteilen erhoben sich die Menschen dagegen und formulierten Forderungen für grundlegende Rechte. Die Zwölf Artikel von Memmingen gelten als erste formulierte Freiheits- und Menschenrechte. Sie wurden am 6. März 1525 während des Bauernkrieges verfasst. Entgegen dem Namen Bauernkrieg war es eine Bewegung, die von Bürgern, Bergleuten und Bauern getragen wurde. Neuere Historiker bezeichnen diese Aufstandbewegung auch als Erhebung des gemeinen Mannes. Reformatorische Gedanken förderten theologisch diese Bestrebungen.

1524 bekannte sich der 20-jährige Philipp von Hessen zu den reformatorischen Gedanken und wandte sich damit gegen die Vorherrschaft der vom Papst bestimmten Kirche. Diese Entscheidung sicherte ihm die alleinige Macht in der hessischen Landgrafenschaft, der Einfluss des mächtigen katholischen Klerus war ausgeschaltet.

Philipps Kämpfe gegen die Bauern und Bürger
In der Erhebung des gemeinen Mannes sah er eine neue Gefahr für sein Herrschaftsbereich. Mit einem Landsknechtheer bekämpfte er im April und Mai 1525 die aufständischen Bauern und Bürger bei Fulda, Hersfeld und in der Schlacht bei Frankenhausen bei Mühlhausen in Nordthürigen. All diese Kämpfe führte der einundzwanzigjährige Philipp außerhalb seiner Grafschaft. Landgrafschaft Hessen

Am 15. Mai 1526 beteiligte sich Phillip mit seinem Landknechtheer außerhalb seines Landes in Nordthüringen an der Niederschlagung des Bauernaufstandes. Rund 6000 Bauern wurden bei Frankenhausen erschlagen bei Frankenhausen . Der Priester Thomas Münzer und weitere Anführer wurden hingerichtet. Martin Luther selbst distanzierte sich von den Bauern

"man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.

Nach 1525 verlor der Protestantismus seinen revolutionären Geist, der die Bürger und Bauern anfänglich ermutigt hatte und zementierte, auch von Luther unterstützt, die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse mit dem Glaubenssatz „Seid untertan der Obrigkeit“.

Jürgen Gandela beschreibt Philipp in einem hr-Beitrag, der sich auf Unterlagen im hessischen Landesarchiv stützt, so:

"Philipps Herrschaft kam nicht immer dem " gemeinen Volk" zugute, das war ihm fremd. Als er das Mönchstum als "unbiblisch" abschaffte und die Klöster enteignete, ging ihr Reichtum zu einem wesentlichen Teil in sein Domanium, sein Fürsteneigentum über. Als er forderte "das Evangelium sei rein zu verkünden" und damit die Reformation rechtfertigte, verband er seine Macht mit dem geistlichen Segen. Schließlich wendete er sich mit aller kriegerischen Härte und mit der geistlichen Unterstützung Martin Luthers erbarmungslos gegen die Bauernaufstände, die auch seine Fürstenherrschaft bedrohten."

BreitenauGründung von Universität, Hospitälern und Armenhäusern
Ein Jahr nach der Homberger Synode, in der die lutherische Lehre als verbindlich für alle Landeskinder bestimmt wurde, löste er die Klöster auf, so auch das Kloster Breitenau im heutigen Guxhagen. Der romanische Bau wurde 1579 zur Scheune und Pferdestall, nachdem die Seitenschiffe abgerissen und die Arkaden zugemauert worden waren.

"Der Reichtum der Klöster gab ihm wiederum jedoch auch die Finanzmittel und Baulichkeiten für Armenfürsorge und Bildung."
Gandela

Mit der Gründung der Universität Marburg folgte er den vielen Universitätsgründungen im Reich, die bereits in den Jahrhunderten davor in Deutschland entstanden waren. Dass Marburg zur ersten "evangelischen" Universität wurde, ergab sich zwangsläufig, da die evangelische Kirche in Hessen zur Staatskirche gemacht worden war. Es entsprach auch der Notwendigkeit eigene Pfarrer und Beamte auszubilden – und schließlich schaffte es Prestige.

Schon die heilige Elisabeth diente in ihren drei letzten Lebensjahren in einem Spital in Marburg, bis zu ihrem Tod 1231.

"Doch auch Philipp sah die arme Landbevölkerung vor allem als Melkkuh, die mit Unterstützung der geistlichen Autorität gehorsam Steuern und Abgaben zahlen sollte. Sie hatte vor ihren Bauernaufständen von 1524/25 die lutherische Lehre missverstanden. Doch Luther meinte – wenn er von der Freiheit eines Christenmenschen sprach, nur die innere Freiheit, nicht Freiheit von Obrigkeiten." Gandela

Sonderrechte und Niederlage
Für sich selbst nahm sich der Landgraf Sonderrechte heraus. so heiratete er eine Zweitfrau, der Luther auch den Segen gab. Allerdings riet er, es geheim zu halten, da zu seiner Zeit Bigamie mit dem Tode bestraft wurde.

Nach einer militärischen Niederlage Philipps im Schmalkaldischen Krieg (1546 / 1547), mit dem der Protestantismus zurück gedrängt werden sollte, setzt ihn der Kaiser für fünf Jahren in den Niederlanden gefangen. Als Folge des Krieges war das Land hoch verschuldet. Der Landgraf ließ Steuern erheben, um die Staatskasse wieder aufzufüllen. Landgraf Philipp starb 1567, im Alter von 63 Jahren. Er wurde in Kassel in der Martinskirche beigesetzt.

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DOKUMENTATION

– Thomas Müntzer über die Fürsten
– Martin Luther über die Bauern
– Universidätsgründungen
 

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