HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Autohof soll ein großer Erfolg sein?

Gewerbegebiet RemsfeldEin Autohof soll bis zum Herbst nächsten Jahres in Remsfeld gebaut werden, berichtete die HNA am 16. 6.

"Für den Zweckverband Schwalm-Eder-Mitte sei die geplante Ansiedelung ein großer Erfolg, sind sich Kaufmann und Knüllwalds Erster Beigeordneter Jürgen Roth einig."

Auf 2,5 ha sollen Stellplätze für 100 Laster und 50 für Pkws entstehen.

"Die Autohöfe bieten in Restaurants, Shops und Tankstellen viele Dienstleistungen, zudem Parkflächen sowie Spielotheken. Alle Einrichtungen sind 24 Stunden geöffnet."

Wenn das ein großer Erfolg sein soll, muss die Messlatte sehr tief gelegt worden sein.

Auf 2,5 ha entstehen im Dreischichtbetrieb 40-50 Arbeitsplätze. Was nicht gesagt wird: Wohl überwiegend im Niedriglohnsektor. Vielleicht noch 2 bis 3 Vollarbeitsplätze für die Leitung. Das soll ein Erfolg sein?

Was Niedriglohn bedeutet war gerade bei der Bettenwelt zu sehen, wo polnische Arbeiter über Subunternehmer für 1,88 Euro die Stunde bisher gearbeitet hatten. Die rumänischen Arbeiter in der Bettenwelt geht es mit 5,00 Euro/Stunde auch nicht viel besser.

Wie soll so Kaufkraft in die Region kommen, die wieder Umsatz bei anderen Unternehmen schaffen? Das ist keine verantwortliche Strukturpolitik.

Gewerbeflächen verramscht, ohne großen Nutzen für die Region

Die 25.000 qm Fläche gibt es für einen Quadratmeterpreis von 33,23 Euro, inklusiv der Erschließung. Zum Vergleich: Für ein Baugrundstück im Mühlhäuser Feld sind 79,00 Euro/qm zu zahlen. Das ist ein 138 % höherer Preis oder anders ausgedrückt, die Gewerbefläche ist hoch subventioniert.

Hier wird Gewerbefläche verschleudert und was wird dafür erreicht? Nur ein paar Niedriglohnarbeitsplätze. Auf 500 qm Fläche kommt ein Arbeitsplatz. Bei anderen Unternehmen wird auf 500 qm Grundfläche eine sehr viel höhere Wertschöpfung und Einkommen erzielt.

Leuchtendes Beispiel in welche Richtung sinnvolle Strukturpolitik zu gehen hat, ist Niestetal, wo die Firma SMA neue Gewerbegebiete bebaut. Ein rasant wachsenden Unternehmen, bei denen die Mitarbeiter ein Einkommen erzielen, von dem sie leben können. Zusätzlich sind die Beschäftigten an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt, so dass noch mehrere zusätzliche Monatslöhne im Jahr gezahlt werden können. Für Niestetal sicherlich ein Glücksfall, der nicht überall eintreffen kann. Es zeigt aber in welche Richtung eine verantwortliche Strukturpolitik zu gehen hat.

Mit den Ressourcen an Gewerbeflächen mit guter Verkehrsanbindung sollte aktiv um wertschaffende Unternehmen geworben werden. Nur darauf warten, reicht nicht. Einmal billig verhökert sind die Flächen anderen, wertvolleren Nutzungen entzogen.

Nordhessen als billigen Abstellplatz für Lkws, Paletten und Container, das ist keine Zukunftsperspektive für unsere Region.

Foto: Blick auf das ausgewiesene Industriegebiet des Zweckverbandes in Remsfeld

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5 Kommentare zu “Autohof soll ein großer Erfolg sein?”

  1. ronneberg

    In der ländlichen Region Nordhessens ist man schneller bereit für Sklavenlöhne zu arbeiten , weil es ansonsten kaum normal entlohnte Arbeitsmöglichkeiten gibt. Das wissen die Unternehmer und beuten die Arbeitnehmer eben hier aus, weil das in Ballungsgebieten wie in NRW und in Südhessen mit einem dichteren Arbeitsstellenangebot in diesem Stil nicht machbar ist. Hinzu kommt, daß diese Unternehmen von den Kommunalvertretern regelrecht eingeladen werden, hier in der Region ihr gehaltspolitisches Unwesen zu treiben.

    Unsere Kommunalpolitiker in der Region interessiert die Situation der Arbeitnehmer im Grunde einen Dreck. Nur wenn Wahlen anstehen, heucheln diese „Volksvertreter“ Verständnis und Sorge. Ist die Wahl gelaufen, ist alles wie gehabt. Wichtig sind für die nur die Einnahmen über die Gewerbe- und sonstige Steuern, dabei ist der arbeitende Mensch nur Mittel zum Zweck.

    Bei dieser Betrachtungsweise nehmen sich die einzelnen Kommunen nicht viel, wie man an der Situation bei der Bettenwelt in Homberg sieht.

    Wissen Sie eigentlich, was der Homberger Bürgermeister verdient? Entschuldigung, ich wollte schreiben wie er entlohnt wird, denn, ich denke mal, verdient hat er den Haufen Kohle wohl kaum. Steht im Internet. Wenn man die Besoldungsgruppe kennt, kann man es sich ausrechnen. So mit 7.000-8.000 Euronen netto, pro Monat natürlich, liegt er den Hombergern auf den Säcken.

    Klar, daß er den Hombergern da möglichst lange erhalten bleiben will.

  2. Beamter

    B 3 etwa 6500 €; Kinderzulage ca 900 €; Kindergeld ges 780 €; ist also mindestens ca 8200 €.

    Bei Kindergeld besteht die Möglichkeit statt der gesetzlichen Beträge Aufwendungen in der Steuererklärung geltend zu machen.
    Dies kann dazu führen, dass man je nach Steuerlast ein höheres „Kindergeld“ erzeielt.

    „Der Steuerfreibetrag ist nur für die Eltern interessant, deren Jahreseinkommen ca. 60.000 Euro übersteigt. Ab dieser Grenze ist in etwa die steuerliche Entlastung durch den Freibetrag höher als das Kindergeld. “

    Quelle:
    https://www.finanztip.de/recht/steuerrecht/kinder-im-steuerrecht.htm
    Unter zweitens.

  3. Mirko

    @ Delf Schnappauf,

    mit ihrer Argumentation, es würden im Autohof womöglich nur Niedriglöhner arbeiten, lehnen sie sich sehr weit aus dem Fenster. Mir fehlt hier ein Beweis, ob dies wirklich so ist. Mit Vermutungen kommt man nicht weit. Wenn der Hingucker ein seriöser Lokalblog bleiben muss, dann sollten die Argumente hieb- und stichfest sein.

    Ich halte sehr wohl einen Autohof für eine sinnvolle Investition, da Rast- und Parkplätze entlang der Autobahnen fehlen und ein großer Bedarf da ist.

    Suchen wir doch mal einen Grund, warum das Gewerbegebiet in Remsfeld schlecht ausgelastet ist.
    Werfen wir doch mal einen Blick ins 12 km entfernte Malsfeld und schauen wir mal weiter, welche große Medizintechnik-Firma in Melsungen angesiedelt ist. Für B. Braun wird im Zweckverband Mittleres Fuldatal wird doch alles getan, damit Fa. Braun und seine Logistikdienstleistern gut geht. Da wird auch noch die Ansiedlung von DHL gefeiert, obwohl diese nur einen Standort verlagert hat.

    So verkommen und Missraten ist unsere bürgerliche Politik leider geworden.

  4. DMS

    zu 3,

    Fehlende Parkplätze für die Lkws, die ihre Ruhezeiten einhalten müssen, sind Investitionen in den Straßengüterverkehr.  Der Straßengüterverkehr bezahlt für diese Investitionen nichts, es sind indirekte Subventionen. Es ist eine Weichenstellung zugunsten der Straße und zu Lasten der Schiene.

    Warum sollen günstig gelegenes Gewerbeflächen zu Abstelflächen werden. Wir brauchen hochwertigere Arbeitsplätze in der Region.

    Sie schreiben, ich würde mich mit der Behauptung zum Niedriglohn in Rasthöfen sehr weit aus dem Fenster lehnen.

    Vergessen Sie nicht worauf Gerhard Schröder stolz in Davos hingewiesen hat:

    „Wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt. Ich rate allen, die sich damit beschäftigen, sich mit den Gegebenheiten auseinander zu setzen, und nicht nur mit den Berichten über die Gegebenheiten.“

    „Wir haben einen funktionierenden Niedriglohnsektor aufgebaut, und wir haben bei der Unterstützungszahlung Anreize dafür, Arbeit aufzunehmen, sehr stark in den Vordergrund gestellt.“

    Das Ergebnis dieser Politik sehen wir unter anderem in der Bettenwelt in Homberg. Diese Ergebnisse sind von Schröder gewollt und erreicht worden.

    Bitte recherieren Sie mal die Löhne und die Arbeitszeiten in solchen Betrieben und berichten Sie darüber.

    siehe auch:

    Panorama – Die Reporter | 02.06.2010 22:45 Uhr , Schuften für drei Euro

    Branchen: Von allen Beschäftigten mit Stundenlöhnen unter 7,50 € arbeiten die meisten im Einzelhandel (18,2% aller Betroffenen), den unternehmensnahen Dienstleistungen (11,7% aller Betroffenen), im Gesundheits- und Sozialwesen (10,4% aller Betroffenen) und im Gastgewerbe (8,7%). Innerhalb dieser Branchen ist der Anteil von Beschäftigten mit Stundenlöhnen unter 7,50 € jedoch sehr unterschiedlich.
    Im Gastgewerbe verdienen 50,6% aller Beschäftigten so wenig, in
    den unternehmensnahen Dienstleistungen sind es 29,5% und im Einzelhandel 28%. Im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten 12,2% aller Beschäftigten für Stundenlöhne unter 7,50 €.
    https://www.iaq.uni-due.de/archiv/presse/2007/071214_Niedriglohn_in_Deutschland.pdf

  5. Barolle

    Nur weil es durchschnittlich so ist – muss es hier nicht auch so sein.

    Vor der These der Niedriglöhne hätte man fairerweise die andere Seite, sprich den Autohofbetreiber und mögliche Betriebsräte / Gewerkschaften fragen müssen.

    Denn im Blog wird ja im Zusammenhang mit den Vorgehensweisen in der Stadtverordnetenversammlung und den Ausschüssen der kommunalen Dienstaufsicht vorgeworfen, man hätte doch erst die andere Seite auch hören müssen.

    Insofern gebe ich @Mirko voll meine Zustimmung !

    Was mir nicht passt, bringe ich nicht zur Sprache kann ja nicht die Maxime des Blogs sein.

    Zur Zeit vermisse ich jegliche Berichterstattung zu der doch im Vorjahr so vom Blogbetreiber propagierten BIO Vermarktung eines Mitgliederladens.
    Denn es gibt auf dessen Homepage keinerlei aktuelle Informationen zu Angebot und Preisen !
    Trotz der Versprechen des BIOLAND Bauern !
    Im Gegenteil : Kritik und mögliche Info aus dem Vorjahr wurden auf der Homepage des Mitgliederladens entfernt !

    Hier ein bis jetzt fehlender Link :
    https://www.24-autohof.de/module.php5?am=14&fid=7&ident=82&mod=vorlagen

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