HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Debatte zum Einkaufszentrum in der Altstadt

In der morgigen Stadtverordnetenversammlung wird das Thema Einkaufszentrum in der Altstadt zur Debatte stehen, denn die Fraktion von Bündnis90/Die Grünen haben dazu einen umfassenden Antrag gestellt mit dem Ziel das Ppojekt zu stoppen und kein Geld für weitere Gutachten auszugeben.

Ein Gutachten das keines ist
Am 16. März 2011 fasste die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung unter anderem den Beschluss für ein "Einzelhandelsgutachten". Die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, GMA hatte den Auftrag allerdings bereits im Januar erhalten und auch in ihrer Publikation bekannt gemacht.
Unter einem Gutachten verstehen die meisten Menschen eine fundierte Aussage und Beurteilung von neutraler fachkundiger Seite. Das ist aber im Alltag nicht der Fall. In einem sogenannten Gutachten kann auch gelogen werden, straflos. In diesem Fall nannte die GMA ihre Präsentation auch nicht Gutachten sondern "Einzelhandelskonzept". Übrigens fehlt bis heute die ausführliche Ausarbeitung zu dem Auftrag. Mit einem "Konzept" ist der Auftrag eines Einzelhandelsgutachten nicht erfüllte.

Schlampige Arbeit
Was die GMA präsentierte beruhte auf veralteten und falschen Zahlen. Große Mühe hat man sich nicht gegeben, obwohl aktuelle Zahlen bei der IHK vorliegen. Ausführlich wurde hier bereits über die Mängel dieser Präsentation berichtet.

GMA und ihre eigenen Interessen
Die Gesellschaft ist kein vereidigter vom Gericht bestellter Gutachter, vielmehr tritt die Gesellschaft als sachkundig auf. Was sie verschweigt, sind ihre eigenen Interessen. Als Tochterunternehmen der Wüstenrot Holding AG hat sie die Interessen des Finanzdienstleisters im Auge zu haben. Das erklärt auch die merkwürdige Wendung in ihrer Präsentation.

Zahlen und Behauptungen
Die erhobenen Zahlen zu den Verkaufsflächen und dem Angebot in Homberg zeigen -trotz aller Mängel- deutlich, es gibt keine Kaufkraft für weitere Geschäft und es gibt ein Überangebot an Verkaufflächen.
Und welchen Schluss zieht die GMA aus dieser Feststellung: Sie empfiehlt ein Einkaufszentrum zur Belebung der Innenstadt. Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit und den Auswirkungen auf den bestehenden Einzelhandel hat sie nicht gemacht.

Tunnelblick
Wer sich nur mit Einkaufszentren beschäftigt und damit versucht sein Geld zu verdienen, der kommt nicht auf den Gedanken, dass es auch ganz andere Zusammenhänge gibt, der sieht nur Geschäfte.
Die historischen Altstädte haben sich alle mit dem Strukturwandel im Einzelhandel auseinander zu setzen und neue Funktionsbestimmungen der Altstädte zu suchen. Wohnen ist dabei eine bisher vernachlässigte Größe.

Bewegung statt Stillstand
Seit dem Märzbeschluss ist in der Homberger Altstadt nichts vorangebracht worden. Es wurde auch beschlossen alle anderen Projekte im Förderprogramm Stadtumbau zugunsten des Einkaufszentrums zurück zu stellen. Das EKZ sollte an erster Stelle stehen. Die Kehrseite ist der Stillstand.

Bürgermeister träumt weiter
Im Homberger Anzeiger hatte bei Bürgermeister Martin Wagner nachgefragt, der will "nun die weiteren angekündigten Schritte in die Wege leiten, um das ‚zentrumsrelevante Einkaufszentrum‘ (…) in die Stadt zu holen."
Obwohl alle Fakten gegen den wirtschaftlichen Betrieb sprechen, will Wagner weitere Gutachten in Auftrag geben und weiter Gelder verschwenden. Vielleicht hat er es auch schon getan, denn in der Zeitung heißt es: "Auch das Ergebnis des angekündigten Verkehrs-Gutachtens solle in Kürze vorliegen."
Wer heimlich und eigenmächtig Gutachten in Auftrag gibt und hinterher die Fakten in den Wind schlägt, kann nur als Träumer bezeichnet werden.

Wieviel Geld soll noch verschwendet werden?

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Dokumentation

Antrag zur Stadtverordnetenversammlung am 29. September 2011


Frisches Leben in der alten Stadt: Alternativen zum Einkaufszentrum Marktplatz Ost

Auf der Grundlage der Ergebnisse des Gutachtens der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbh (GMA) ‚Einzelhandelskonzept für Homberg (Efze)‘ beschließt die Stadtverordnetenversammlung der Kreisstadt Homberg (Efze):

1.Die Planungen für ein 5.000 – 7.000 m³ großes Einkaufszentrum ‚Marktplatz Ost‘ werden nicht weiter verfolgt.

2.Weitere Gutachten für das Projekt (Baugrundgutachten, Verkehrsgutachten, Lärmgutachten u.a.) werden nicht in Auftrag gegeben, ggf. bereits vergebene Aufträge werden storniert.

3.Die am 16. März beschlossene Prioritätsstufe 1 für das Stadtumbauprojekt – Historische Altstadt Quartiersentwicklung Marktplatz Ost – wird zurückgenommen, um die Entwicklung in anderen Quartieren der Altstadt gleichberechtigt fördern zu können.

4.Anstelle der Planungen für ein Einkaufszentrum beschließt die Stadtverordnetenversammlung die Planung folgender Projekte zur Verbesserung der Quartiersentwicklung in der Homberger Altstadt im Rahmen des Städtebauförderprogramms Stadtumbau in Hessen:

oEntwicklung von modernem Wohnraum in Quartieren der Altstadt (z.B.: Erschließung mehrerer Häuser durch gemeinsame Infrastruktur, Fahrstuhl etc., Schaffung altersgerechter Wohnungen, Wohnungen für Familien, Schaffung von Freiflächen hinter den Häusern)

o Ansiedlung eines Nahversorgermarktes mit ca. 800 m³ Fläche im Bereich des Marktplatzes

o Ansiedlung eines Gesundheitszentrums (Arzt- und Therapiepraxen, Apotheke, Sanitätshaus, Pflegedienst etc.) in der Altstadt.

o Etablierung eines Leerstandsmanagements mit Erfassung und Vermarktung leerstehender Immobilien in der Altstadt.

Begründung:
Ergebnis der GMA-Studie zum Einzelhandel in Homberg (Efze) ist die teilweise überdurchschnittlich gute Ausstattung Hombergs mit Einzelhandelsfläche in den relevanten Segmenten. Eine erfolgreiche Ansiedlung neuer Anbieter ist also nur durch Verdrängung vorhandener Flächen möglich. Die Chancen, gut erschlossene Einzelhandelsflächen aus der Peripherie in die Altstadt zu verdrängen, sind weitgehend unrealistisch.
Aufgrund dieser Ausgangssituation, der in der Altstadtlage schwierigen baulichen und infrastruktuerellen Umsetzung und der hohen Kosten kann ein großes Einkaufszentrum in der Altstadt wirtschaftlich nicht erfolgreich sein. Es besteht die große Gefahr, dass unter Zerstörung der historischen Quartiere der Altstadt neuer Leerstand produziert wird.
Anstelle der unrealistischen, überdimensionierten ‚großen Lösung‘, sollten kleinteilige Maßnahmen zur Belebung der Altstadt im Rahmen des Stadtumbaus in Hessen geplant und umgesetzt werden. Dies kann zu einer nachhaltigen Belebung der Innenstadt führen, stärkt den vorhandenen Einzelhandel und sorgt für die Ansiedlung neuer Geschäfte in der Altstadt.


9 Kommentare zu “Debatte zum Einkaufszentrum in der Altstadt”

  1. Cui Bono

    Was ist denn aus dem Leerstandskataster geworden, dass das Stadtmarketing erstellen wollte ?

    Auch eine unerfüllte Vision ?

  2. Cui Bono

    Warum wird nicht erst mal der Beschluss vom 16. März seitens der Stadtverordneten korrigiert?

    Wo bleibt ein Antrag ???

    Zur Erinnerung:

    Der Bürgermeister handelt nach wie vor im Auftrag der Stadtverordnetenversammlung !
    Diese hat am 16. März beschlossen:

    o Erarbeitung eines Einzelhandelsgutachten
    o Erarbeitung eines Baugrundgutachten
    o Erarbeitung eines Lärmschutzgutachten
    o Erarbeitung eines Verkehrsgutachten
    o Erarbeitung eines Verkehrswertgutachten für die Liegenschaften
    o Durchführung eines Fassadenwettbewerbs
    o Einrichtung eines Projekttisches unter Beteiligung der Bürgerschaft, der Fraktionen, und der erforderlichen Fachbehörden, wie z.B. der Denkmalpflege.

    Dagegen stimmten lediglich die Grünen ! 3 Abgeordnete enthielten sich der Stimme.
    Dafür waren bis auf die genannten alle von CDU – FDP und SPD.
    Die FWG gab es da noch nicht im Parlament.

    https://www.homberger-hingucker.de/?p=3605

  3. DMS

    zu 2:
    Der Antrag findet sich in der Dokumentation zu diesem Beitrag.

  4. Cui bono

    Vielleicht hat er es auch schon getan, denn in der Zeitung heißt es: „Auch das Ergebnis des angekündigten Verkehrs-Gutachtens solle in Kürze vorliegen.“

  5. Cui bono

    Ergänzung:
    Dann hat er das Gutachten doch rechtmäßig in Auftrag gegeben.

    Hätte man den Antrag nicht schon zur ersten Sitzung des neuen Parlamentes stellen können / müssen ?

  6. DMS

    zu 5:

    Mit dem Beschluss vom 16. März erhielt der Bürgermeister freie Hand alle weiteren Gutachten in Auftrag zu geben.
    Allerdings gab es keinen Beschluss für das sogenannte „Einzelhandelsgutachten“, das er im Januar in Auftrag gegeben hatte.
    Wenn nicht noch weiteres Geld verschleudert werden soll, muss der Beschluss vom März aufgehoben werden.
    Nachdem die GMA-Präsentation vorliegt, ist untermauert, dass das Einkaufszentrum keine wirtschaftliche Basis hat. Nachdem diese Fakten auf den Tisch liegen, ist der Antrag notwendig geworden.

  7. HR-Watch

    Das hört sich ja schon mal viel besser an.
    Dem BM geht es, so vermute ich, nur um neue Parkmöglichkeiten.
    Hier habe ich mir mal eine Alternative überlegt und möchte die hier mal
    zur Diskussion stellen: Um Altstadtnahe Parkmöglichkeiten zu schaffen,
    könnte man das Landratsamt/Kreisverwaltung z.B. in das ehemalige
    Kreiskrankenhaus umsiedeln. Die KVW´s Gebäude sind meiner Meinung
    nach nicht erhaltenswert und könnte entfernt werden. Hier könnten
    Hunderte von Parkplätzen entstehen , günstige Lage: ca. 200 m zum
    Marktplatz (Schleichweg im Heimbereich zur Bischhofstr. ), 200 m zur
    Westheimer Str., beides könnte überdacht werden, Fußweg zum
    Schlossberg (über Osterwiese) u.s.w. Gebäudenutzung vom KKH oder
    Bw. Gelände. So könnte man die Altstadt möglichst Autofrei halten,
    Ortnah aber außerhalb der Stadtmauern, Parkplätze für Angestellte
    im Innenstadtbereich u.s.w., An- und Abfahrt außerhalb der Altstadt.

  8. cui bono

    Nimmt man die Kreisverwaltung raus wird es noch ruhiger.
    Dadurch wird die Innenstadt nicht gestärkt.

    Wenn schon wäre es sinnvoll dann die restliche Verwaltung auch noch zum Behördenzentrum umzusiedeln.

    Dann hat man nur einen Ort zu dem man fahren muss.

    Es gibt genug Parkplätze.
    Das Problem sind eher die Anwohner die unkontrolliert abstellen können.
    Andere Städte geben die Parkplätze vor.

    Aber Homberg macht ja sowieso alles anders und besser noch dazu.

    Dazu passt auch das angebliche Parkleitsystem das nicht „leitet“, sondern nur informiert wo man möglicherweise wie lange parken könnte.

    Der Suchverkehr ist dadurch nicht weniger geworden, die farblich markierten Ringe sind zwar schön anzusehen – aber in der Realität weiß kaum einer wo er sich gerade befindet.

  9. Homberger

    1. Oktober 2011
    Ein denkwürdiger Tag:

    Im Gespräch:

    Ich komme aus Malsfeld – Beiseförth.
    Zum Einkaufen fahren wir wie viele andere auch nach Malsfeld. Einfach übern Berg. So 1-2 km.
    Ggf noch mal nach Melsungen.
    Mit der Bahn nach Kassel. Ca 25 Minuten bis zum Hauptbahnhof.

    Nach Oberbeisheim? Ja. Wenn dort Zeltverkauf ist.

    Nach Homberg ?
    Ja. Wenn ich preisgünstige Schuhe brauche. Zu D…….. im Efze Center.
    In die Innenstadt ? Nie !

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