Versorgungseinkauf oder Erlebniseinkauf
Für die Diskussion um den Einzelhandel in Homberg kann eine Unterscheidung hilfreich sein, die Unterscheidung zwischen Versorgungseinkauf und Erlebniseinkauf.
Versorgungseinkauf
Alle was täglich gebraucht wird, Lebensmittel, Getränke, Haushaltsartike,l wird relativ routiniert eingekauft. Viele Artikel werden immer wieder gekauft ohne zu wechseln. Dieser Einkauf wird als notwendige und oft lästige Arbeit empfunden und soll schnell erledigt sein. Der Einkaufzettel wird abgearbeitet.Hierfür hat der Handel die Einkaufszentren aufgebaut mit einem großzügigen Stellplatzangebot, dass sich als öde Parkplatzflächen um die Centren ausbreiten.
Im Lebensmittelhandel sind die Gewinnspannen sehr gering, es ist von 1% die Rede. Die Wirtschaftlichkeit ergibt sich erst aus dem Mengenumsatz. Große Warenmengen müssen schnell umgeschlagen werden. Sattelschlepper bringen tonnenweise die Ware und müssen schnell entladen werden, entsprechende Rampen sind angelegt. Die Käufer bringen diese Tonnage in vielen kleine Fuhren wieder vom Einkaufcentrum fort.
Erlebniseinkauf
Ein neues Kleid, schicke Schuhe, ein besonderes Parfüm, ein Geschenk, besondere Delikatessen, das sind alles Waren, die nicht täglich gekauft werden. Wer kann, nimmt sich dafür mehr Zeit und genießt den Einkauf. Es ist nicht der schnelle eingeübte Griff ins Regal, jetzt geht es ums Schauen, sich anregen lassen, beraten lassen, aus- und anprobieren. Wie steht mir das? Was sagst Du dazu? Lust statt Pflicht steht im Vordergrund. Dazwischen sich noch einmal in ein Lokal setzen, sich einmal verwöhnen lassen. Offen sein für neue Eindrücke und Begegnungen. In der Atmosphäre eines Supermarktes funktioniert das nicht, dazu braucht es eine andere Umgebung, mit einer eigenen Schönheit. Die Einkäufe sind selten schwer oder unhandlich, sie sind leicht zu tragen.
Beides an seinem Platz
Homberg hat die Zentren für den Versorgungseinkauf und Voraussetzungen für einen Erlebniseinkauf. Statt den Streit fortzuführen, wer welche Entscheidung getroffen, wer Recht behalten hat , sollte man sich wieder dem zuwenden, was jetzt ist. Die Städte, die schnell begriffen haben, dass ein solcher Streit nicht weiter hilft, nutzten ihr jeweiliges Potenial, dort wo es vorhanden ist. Sie kleben keine Fachwerk-Illusion an die Wände des Einkaufszentrums und versuchen den historischen Schatz der Altstadt nicht autogerecht und supermarktlike umzugestalten.
Homberg hat so eine Chance
Wer in Homberg von Supermarktstrukturen in der Altstadt träumt, zerstört das Potenial für den Erlebniseinkauf. Altstadt und Einkaufszentrum erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Machen wir die Altstadt zu einem Erlebnis, in dem die Menschen gerne einkaufen, leben und wohnen.
Andere Städte haben das begriffen und machen sich an die notwendigen Gestaltungsaufgaben. Siehe zum Beispiel Eckernförde.
